Die Brüder Roland (l.) und Arnold Lanser verbinden erfolgreich die Tischler-tradition ihrer Vorfahren mit Design-Akzenten.
© Martin Lugger

Design trifft Handwerkskunst

Seit 2005 wird das Unternehmen in fünfter Generation vom Tischlermeister Roland Lanser und seinem Bruder Arnold geleitet.

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Aktualisiert am 23.05.2023

Schon unser Vater Heinrich Lanser hat immer eng und erfolgreich mit Architekten zusammengearbeitet. Trotzdem hat er erkannt, dass es durchaus Situationen gibt, bei denen die Kunden selbst die Materialien und Einrichtungen sehen und anfassen möchten. Daher hat er vor seiner Pensionierung unseren ersten Showroom in Arnbach realisiert. Mit diesem Schritt haben wir Endkunden als auch Architekten die Möglichkeit eröffnet, unsere Einrichtungen, Hölzer und das Handwerk vor Ort zu entdecken. Mit der Eröffnung dieses Ausstellungsgebäudes direkt am Grenzübergang Sillian-Arnbach im Jahr 2006 gelang es, ein breites Publikum auf unseren Betrieb aufmerksam zu machen und in der Folge direkt von den Endkunden jene Aufträge zu lukrieren, an die wir mit dem Produktionsstandort im Villgratental allein nie herangekommen wären“, erzählt Roland Lanser.

„Für Einrichtungsgegenstände und Wohnaccessoires, die wir nicht selbst herstellen, haben wir uns Partner gesucht, deren Philosophie bezüglich Qualität und Nachhaltigkeit mit der unseren übereinstimmt. Wir sind so in der Lage, Wohnungen, Häuser und auch Gastronomie- sowie kleinere Beherbergungsbetriebe komplett einzurichten. Dabei spielen unsere Einrichtungsexperten eine wichtige Rolle, da sie zusammen mit den Kunden das optimale Wohnraumkonzept erarbeiten, sie in der Material- und Farbauswahl beraten und schließlich mit 3D-Visualierungen sehr realistisch vermitteln können, wie die fertig ausgestatteten Räume aussehen werden.“

Handarbeit spielt entscheidende Rolle

Für die Tischlerei Lanser, die fast ausschließlich mit Massivholz aus der Alpenregion – vielfach auch aus der unmittelbaren Umgebung – arbeitet, hat die traditionelle Tiroler Stube einen besonderen Stellenwert. Egal, ob als Neuanfertigung, Restaurierung oder ob aus originalem alten Getäfel neue Möbel entstehen. Das erklärt auch, warum trotz modernster maschineller Ausstattung in der Lanser-Werkstätte Handarbeit noch eine entscheidende Rolle spielt. Authentische Wohnraumgestaltung ist etwa bei der aktuell in Südtirol boomenden Angebotsform „Urlaub am Bauernhof“ besonders gefragt.

„Wir konnten schon eine Reihe von Bauernhöfen, in denen die Gäste mit einem besonders hohen Wohnkomfort überrascht werden sollen, ausstatten. Da geht es vor allem darum, im Gebäudeinneren den Charakter der zumeist alten Höfe zu erhalten bzw. auch bei neu errichteten Chalets ein ungekünsteltes alpines Wohnerlebnis zu gewährleisten. Wir arbeiten dabei sehr viel mit Altholz, das wir zu neuem Leben erwecken. Meist findet sich auch vor Ort noch das eine oder andere alte Möbelstück, das – von uns sorgfältig restauriert – in das Einrichtungskonzept integriert werden kann“, so Roland Lanser. Wer nun meint, den beiden Firmenchefs ginge es nur um die Bewahrung der bäuerlichen Einrichtungstradition, irrt gewaltig.

Auch architektonisch ein Highlight: Die Tischlerei Lanser inmitten der Bergwelt des Villgratentales.
© Martin Lugger Auch architektonisch ein Highlight: Die Tischlerei Lanser inmitten der Bergwelt des Villgratentales.

Weiterer Meilenstein

„Wir hatten schon seit längerem den Wunsch, eine eigene Möbelserie, die alte Stil- und Funktionsdetails völlig neu interpretiert, zu schaffen. Einen ähnlichen Gedanken hatte auch die renommierte Osttiroler Design-Schmiede Aberjung. So entstand das Gemeinschaftsprojekt ‚Aberjung Object‘ mit fünf multifunktionalen Kleinmöbeln, die wir erstmals auf der Möbelmesse in Mailand einem internationalen Publikum präsentieren konnten. Im Herbst 2021 wurden Aberjung und wir dafür mit dem ‚Austrian Interior Design Award‘ ausgezeichnet. Die Juroren beeindruckte vor allem die Verbindung von Kunstobjekt, Funktion und klarer Formensprache“, freut sich Roland Lanser.

Die Eröffnung des zweiten Showrooms in einem Altstadt-Gebäude in Lienz vor fünf Jahren war ein weiterer Meilenstein in der langen Firmengeschichte. Der Standort und die ansprechende Präsentation ziehen nicht nur qualitätsbewusste Einheimische an, sondern auch Urlaubsgäste, die das Besondere suchen.

Alles aus einer Hand – Planung, Möbelfertigung und Ergänzung der Einrichtung mit Premium-Produkten von Partnerbetrieben – hier am Beispiel einer Hotelsuite.
© Martin Lugger Alles aus einer Hand – Planung, Möbelfertigung und Ergänzung der Einrichtung mit Premium-Produkten von Partnerbetrieben – hier am Beispiel einer Hotelsuite.

Lehre bietet zahlreiche Möglichkeiten

Aktuell zählt das Unternehmen 27 Beschäftigte. Seit jeher wird großer Wert daraufgelegt, die Fachkräfte selbst auszubilden. Die Zeiten, in denen es für jede offene Lehrstelle mehrere Bewerber gab, sind allerdings längst vorbei. „Bei der Suche nach interessierten Jugendlichen zeigen wir die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten auf, die es bei uns gibt. So ist schon die Arbeit in der Werkstätte unglaublich abwechslungsreich. Nach der Lehre hat man die Möglichkeit, bei Montagen im ganzen Alpenraum herumzukommen oder in die Arbeitsvorbereitung bzw. das hauseigene Planungsbüro zu wechseln. Schließlich kann man auch noch im Verkauf tätig werden“, betont der Firmenchef. Eine sehr eindrucksvolle Vorstellung von den Abläufen in der Werkstätte und in den beiden Showrooms sowie von der Firmenphilosophie vermittelt der neue Imagefilm, der 2021 mit dem begehrten „Tirolissimo“ ausgezeichnet wurde.

Wenngleich die Tischlerei Lanser in erster Linie Hersteller von hochwertigen Möbeln und Inneneinrichtungen ist, kann man Spezialprodukten aus dem Hause Lanser auch im Freien begegnen: Wetterhütten, auch Thermometerhäuschen genannt. Entwickelt wurden sie von Georg Lanser, Großvater der heutigen Firmeninhaber, in Zusammenarbeit mit einem Wiener Meteorologen. Seit 1961 werden auf Basis der alten Pläne, aber in Ausführungsdetails immer wieder verbessert, diese dem Wetter- und Strahlungsschutz für die empfindlichen meteorologischen Instrumente dienenden Häuschen aus heimischem Massivholz in Innervillgraten gefertigt und beispielsweise an die ZAMG geliefert. „Es gab viele Versuche, unsere Wetterhütten zu kopieren bzw. sie aus Metall oder Kunststoff nachzubauen. Das hat aber nie geklappt, da die Messergebnisse verfälscht wurden“, erklärt Roland Lanser.

Weitere Informationen: Tischlerei Lanser