Setzten auf Erfolg durch technische Innovationen: Wolfgang Knotz, Technischer Geschäftsführer, Christoph Gamper, CEO und Miteigentümer, sowie Andreas Unterhofer, Kaufmännischer Geschäftsführer der Durst Group.
© Martin Lugger/Durst Group AG

Durst: Geballte Digitaldruckkompetenz

Seit 1999 ist Lienz neben dem Unternehmenssitz in Brixen weiterer Entwicklungs- und Produktionsstandort für industrielle Digitaldruckanlagen, die weltweit zum Einsatz kommen.

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Aktualisiert am 26.05.2023

Der im Lienzer Talboden weithin sichtbare „Durst-Kristall“, welcher seit 2010 das For schungszentrum der Durst Austria GmbHin Lienz beherbergt, ist das Wahrzeichen eines der innovativsten Unternehmen der Region und gleichzeitig auch Sinnbild dafür, wie Osttirol zum aufstrebenden Wirtschaftsstandort mit einer erstaunlichen großen Zahl an Technologieführern wurde.

Am ständig erweiterten Durst-Firmenareal in Lienz ist auch jener Erfindergeist spürbar, der schon die Brüder Julius und Gilbert Durst vor rund 90 Jahre beseelte, als sie Kameras und Vergrößerungsgeräte entwickelten. Das notwendige Kapital steuerten die Brüder Oberrauch bei, die 1936 das Unternehmen „Durst Phototechnik“ in Brixen in Südtirol gründeten. Heute hat die Unternehmensgruppe insgesamt 950 Beschäftigte, wovon 220 in Lienz arbeiten. 

Weltweit tätig

Mit mehr als 20 Tochterunternehmen ist Durst auf allen Kontienten außer Afrika vertreten und nutzt durch Joint-Ventures – wie zuletzt mit dem weltweit zweitgrößten Hersteller von Druckmaschinen, Koenig & Bauer, Würzburg – wichtige Synergien für die Entwicklung und Vermarktung von Digitaldruckanlagen für die verschiedensten Einsatzbereiche. Direkt am Durst-Standort in Lienz hat bereits seit 2014 die PrePress Digital Softwareentwicklung GmbH mit aktuell 27 Beschäftigten ihren Sitz. Dieses zusammen mit Hans Peter Schneeberger, einem ausgewiesenen Experten für Anwendungen im grafischen Gewerbe, betriebene Unternehmen ist unter anderem für die Entwicklung besonders anwenderfreundlicher Workflow-Systeme und Analysetools für industrielle Großdrucker zuständig. 

An einem Strang ziehen

Geleitet wird die Durst Austria GmbH von Andreas Unterhofer, der vor 3 Jahren nach Lienz gekommen ist, nachdem er zuvor langjährig als selbstständiger Unternehmensberater tätig war und später die Durst-Niederlassung in Düsseldorf geleitet hat. Als technischer Geschäftsführer steht ihm seit August 2022 Wolfgang Knotz zur Seite, der bereits seit 10 Jahren im Unternehmen tätig ist und dort rasch die Produktionsleitung sowie die Leitung der Entwicklungsabteilung übernahm. „Wir ergänzen uns hervorragend, da wir die anstehenden Projekte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und so zu den besten Lösungen kommen. Überhaupt ist uns eine funktionierende, auf Augenhöhe betriebene Kommunikation mit den Mitarbeiter:innen im eigenen Haus, aber auch mit den Kolleg:innen in Brixen enorm wichtig.

Es hat früher bei manchen Mitarbeitenden die Wahrnehmung gegeben, Lienz sei sozusagen die verlängerte Werkbank für den Stammbetrieb. Das konnten wir inzwischen völlig auflösen und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir alle an einem Strang ziehen und jeder Standort das macht, was er am besten kann. Als Mitglieder des Managementteams des Gesamtunternehmens sind wir natürlich im ständigen Austausch mit den Südtiroler Führungskräften“, erklärt Andreas Unterhofer.

Wolfgang Knotz ergänzt: „Als ich bei Durst angefangen habe, war ich beeindruckt, was hier alles gemacht wird. Immerhin hatte ich zuvor ja in weit größeren Hightech-Unternehmen – zuletzt beim Weltkonzern Siemens – gearbeitet und konnte daher die enorme Expertise der Durst-Belegschaft vergleichend beurteilen. Es gibt eine sehr gute Durchmischung von langjährigen und jungen Mitarbeiter:innen, die voneinander lernen und so Höchstleistungen erbringen“. Andreas Unterhofer, der in der Durst Group auch für die Human Ressource-Entwicklung zuständig ist, freut sich besonders über das Ergebnis der jüngsten Mitarbeiterbefragung, bei der 95 Prozent der Belegschaft ihren Arbeitsplatz bei Durst als „ausgezeichnet“ bewertete. „Das ist ein absoluter Rekordwert und bedeutet nicht weniger, als dass die Leute stolz darauf sind, in einem solchen Unternehmen arbeiten zu können“, so der kaufmännische Geschäftsführer. „Vor 2 Jahren waren bis zu 30 unserer Mitarbeiter:innen drei Wochen lang damit beschäftigt, die Hallendächer von den damaligen Schneemassen zu befreien. Wir haben daraufhin, um für künftige Katastrophenereignisse gewappnet zu sein, nachgefragt, wer bei einer ‚schnellen Eingreiftruppe‘ mitmachen möchte. Gemeldet hat sich mehr als die Hälfte der Gesamtbelegschaft“.

Der „Durst-Kristall“ am Lienzer Firmenstandort besticht nicht nur durch die bemerkenswerte Architektur, sondern vor allem durch die einzigartigen Forschungsleistungen, die dort erbracht werden.
© Durst Group AG Der „Durst-Kristall“ am Lienzer Firmenstandort besticht nicht nur durch die bemerkenswerte Architektur, sondern vor allem durch die einzigartigen Forschungsleistungen, die dort erbracht werden.

Alles aus einer Hand

So ist auch nicht weiter verwunderlich, dass es trotz des vielbeschworenen Fachkräftemangels weiterhin gut gelingt, offene Stellen – auch solche mit sehr anspruchsvollen Anforderungsprofilen – zu besetzen. Immerhin geht es bei Durst in Lienz um mehr als 30 unterschiedliche Berufsbilder! „Das hat mit der enormen Komplexität unserer Digitaldruckanlagen zu tun. Wir erzeugen und verkaufen ja nicht Einzelkomponenten, sondern geschlossene Systeme. Die Kund:innen schätzen es sehr, dass wir für alle Systemkomponenten zuständig sind und dass bei Problemen nicht die Schuld zum Beispiel zwischen Druckkopf-, Tintenhersteller und Softwarehaus hin- und hergeschoben wird. Schließlich geht es darum, sowohl die Qualitätsführerschaft als auch die Marktführerschaft im Bereich der Digitaldruck- und Fertigungstechnologien erfolgreich zu behaupten“, erklärt das Geschäftsführer-Duo.

Produktionsschwerpunkte in Lienz sind etwa Hybrid-Hochgeschwindigkeitsdrucker für den Platten- und Rollendruck bis 3,5 Meter, von denen um die 70 Systeme jährlich erzeugt und installiert werden. Dazu kommen noch rund 10 Anlagen auf Basis der sogenannten Wassertechnologie. Überdies werden am Osttiroler Standort jährlich bis zu 6 vollautomatische digitale Druckanlagen zum Bedrucken von Wellpappe, die eine Länge von 30 bis 40 Meter erreichen können und damit in der obersten Preisklasse angesiedelt sind, gefertigt.

Quantensprung im Digitaldruck

In Lienz hat Durst schon von Anfang an auf die neuesten Technologien, insbesondere im Bereich Inkjet-Druck, gesetzt, wobei die Eröffnung eines eigenen Forschungszentrums im Jahr 2010 einen Meilenstein für die Standortentwicklung darstellte. „Wir betreiben hier zielgerichtete Forschung. Insgesamt umfasst die F&E-Abteilung bei uns wie auch in Brixen je 50 hochqualifizierte Mitarbeiter:innen, davon jeweils 15 in der angewandten Forschung. Man tauscht sich gegenseitig aus und hat auch zahlreiche Projekte mit in- und ausländischen Universitäten und Forschungseinrichtungen am Laufen“, berichtet Andreas Unterhofer. „Mit der Entwicklung von Tinten auf Wasserbasis ist uns ein Quantensprung für den digitalen Großformat-, Grafik-, Etiketten- und Wellpappendruck gelungen, wobei wir gleichzeitig auch die mechatronischen Komponenten der Druckmaschinen optimieren und den Automatisierungsgrad steigern konnten. Erstmals haben wir 2016 auf der DRUPA in Düsseldorf, der weltgrößten Messe für die Grafik- und Medienindustrie, unser Drucksystem RHO 130 SPC mit dem revolutionären, umweltfreundlichen Durst Water-Technology-Tintensystem und einer enormen Druckleistung von 9.350 Quadratmeter Wellpappe pro Stunde einem staunenden Fachpublikum live vorführen können. Für uns als vergleichsweise kleines Unternehmen unter den vielen ganz Großen in der Drucker-Branche ist es entscheidend, technologisch immer die Nase vorne zu haben.

Dazu braucht es die besten Leute auf allen Ebenen. Deshalb planen wir auch, in die Lehrlingsausbildung einzusteigen“. GeschäftsführerKollege Wolfgang Knotz ergänzt: „Wir halten aber auch einen intensiven Kontakt zu Universitäten und FHs und rekrutieren mit Werksstudent:innen, die flexibel für uns arbeiten können, den Akademiker:innen-Nachwuchs. Was wir uns allerdings wünschen, wären mehr Frauen, die sich für technische Berufe entscheiden.

Weitere Infos: Durst Group