Barbara Thaler, Präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer
© WK Tirol/ Emanuel Kaser

Ein Absetzbetrag für Vollzeitbeschäftigte

„Leistung muss sich lohnen – sonst wird sie nicht erbracht.“

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Aktualisiert am 19.03.2024

Befragt man die Tiroler Betriebe nach ihren derzeit größten Herausforderungen, werden folgende zwei Themen vorrangig genannt: die Arbeitskosten und die Probleme, überhaupt geeignete Arbeitskräfte zu bekommen. Einerseits führen die hohen Lohnabschlüsse in den verschiedenen Branchen zu stark gestiegenen Personalkosten. Die Betriebe müssen diese Kosten über ihre Produkte und Dienstleistungen erwirtschaften, was wiederum die Lohn-Preis-Spirale und damit die Inflation anheizt. Andererseits wird es immer schwieriger, am Arbeitsmarkt dringend benötigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden.

Der Wert von Arbeit muss wieder näher in den Vordergrund rücken.

Die Wirtschaftskammer greift die Themen Arbeit und Leistung auf und sorgt mit der Kampagne #meinearbeit mit persönlichen Erfolgsgeschichten und Fakten für Bewusstseinsbildung. Arbeit bringt Erfolgserlebnisse, Abwechslung, ein soziales Umfeld mit Kolleginnen und Kollegen und ist viel mehr als das sehnliche Warten aufs Wochenende. Der Wert von Arbeit muss wieder stärker in den Vordergrund rücken.

Natürlich müssen sich die erbrachte Leistung – und allfällige Mehrleistungen – auch lohnen. Das ist der zweite Schwerpunkt, an dem die WK-Kampagne ansetzt. Hier liegt es vor allem am Staat, die Rahmenbedingungen in Richtung Leistungsfreundlichkeit zu verbessern und dafür zu sorgen, dass allen, die anpacken, mehr Netto vom Brutto bleibt. Laut einer aktuellen market-Studie kann sich die Hälfte der Erwerbstätigen vorstellen, mehr zu arbeiten. Die Voraussetzung dafür ist, dass sich diese Mehrleistung rechnet. Speziell der Umstieg von Teil- auf Vollzeit muss sich tatsächlich auszahlen, ebenso wie längeres Arbeiten oder Mehrarbeit. Dazu haben wir eine Reihe von Maßnahmen gefordert, unter anderem einen 500-Euro-Absetzbetrag für Vollzeitbeschäftigte und eine Reduktion der Lohnnebenkosten - der aktuelle Vorstoß seitens des Bundeskanzlers in diese Richtung ist ausdrücklich zu begrüßen. Generell denke ich, dass wir mehr Balance im System brauchen - auch im Verbund zwischen Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und Mindestsicherung. Wer nicht arbeiten kann, der wird unterstützt. Dafür ist unser Sozialsystem da. Wer aber arbeiten will, der soll einen Unterschied spüren.

Die Tiroler Betriebe bieten ein familiäres soziales Umfeld, hochwertige Arbeitsplätze und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten. Wir sollten viel mehr über die positiven Aspekte der Arbeit und die damit verbundenen spannenden Herausforderungen reden, anstatt ständig zu versuchen, Leistung schlecht zu reden und die Arbeitszeit möglichst weit nach unten zu schrauben. Wir brauchen unsere Leistungsträger, damit wir unseren Wohlstand erhalten und unser
Sozialsystem finanzieren können. Und deswegen muss sich Leistung auch lohnen – sonst wird sie nicht erbracht.