Lorenz Held fertigt in Innsbruck Hüte in Handarbeit. Das Geschäft und die Werkstatt am Franziskanerplatz haben Tradition in der Landeshauptstadt.
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Hutmanufaktur Held: Gut behütet

Lorenz Held fertigt in Innsbruck Hüte in Handarbeit. Das Geschäft und die Werkstatt am Franziskanerplatz haben Tradition in der Landeshauptstadt.

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Aktualisiert am 30.05.2023

Es ist eine Mischung aus Tradition und Moderne, die mein Produkt auszeichnen“, freut sich Lorenz Held, Hutmacher in Innsbruck. Wir betreten einen dunklen Raum in einer Seitengasse der Innsbrucker Altstadt. In der Hutmanufaktur riecht es nach feuchtem Wollfilz, Holz und Metall. Auch optisch erinnern die abgenutzten Werktische, die Metallregale voll mit Schachteln und Hutformen und die nostalgischen Nähmaschinen an ein alt bewahrtes Handwerk. In der Werkstatt wird gearbeitet, und zwar händisch. Die Handarbeit sieht, spürt und atmet man in diesen einmaligen Arbeitsräumen ein. Dass Lorenz Held selbst einmal Hutmacher wird, war aber nicht von Anfang an klar: „Ich habe Betriebswirtschaft studiert und war dann auch in Irland. Mein Professor dort hat mir geraten, eine Nische zu suchen, in der ich erfolgreich sein kann. Und diese hatte ich ja schon. So habe ich die Hutmachermanufaktur meines Vaters übernommen.“ Und somit den alteingesessenen Betrieb erfolgreich weitergeführt.

600 Vereine

Denn seit Jahrzehnten werden in der Hutwerkstatt in der Innsbrucker Altstadt Trachtenhüte angefertigt. Von der Fertigung des Grundmodells mit unterschiedlichen Holzformen bis hin zur Ausarbeitung und Fertigstellung erfolgt jeder Handgriff von Schneiderin und Hutmacher. Lorenz Held versorgt rund 600 Vereine und Musikkapellen mit ihrer Kopfbedeckung. „Unsere Hüte gehen sogar ins Dorf Tirol noch Brasilien. Wenn wir da ab und an ein Foto bekommen, freut uns das ungemein und zählt für mich schon zu den persönlichen Highlights“, so der Hutmacher begeistert.

Altes Handwerk

Die Arbeitsumgebung von Lorenz Held würde auch Harry Potter Freude machen: Mitten im Werkraum schwebt eine Halbkugel aus Metall, die an Schnüren hängt und sich mithilfe eines Steuerrades über ein dampfendes, rundes Wasserbecken heben und senken lässt. An den zwei anderen Wänden stapeln sich bis zum Plafond die hölzernen Hutformen in Regalen. Über unseren Köpfen baumeln alle Arten von Hüten an Holzstangen.

Lorenz Held nimmt eine Hut-Rohform aus Filzwolle, die aussieht wie ein Lampenschirm, und zeigt, wie ein Hut geformt wird. Er legt einen Stumpen unter die Halbkugel. Der Wasserdampf darin macht den Filz formbar. Nach ein paar Minuten wird der dampfende Filz über die Hutform aus Holz gezogen, mit kleinen Nägeln fixiert und zum ersten Mal sorgfältig gebürstet. Dann kommt der zukünftige Hut für etwa drei Stunden in den Ofen. „Derart gestärkt werden die Hüte schließlich gebürstet, je nach Material auch angeschliffen, unerwünschte Kerben werden ausgebügelt, damit sie schön sauber und bestens gepflegt zu den Vereinen kommen.“

Ein Beispiel dafür wäre auch der Ötztaler Hut, ein breitkrempiger Filzhut, der mit einem grünen Hutband umschlossen ist. SchneidereiFür diesen Hut sitzt eine versierte Schneiderin nach dem eigentlichen Hutmachen noch zwei bis drei Stunden, erzählt mir Held später. Denn sie muss die Unterseite des Hutes mit gefädeltem grünen Rips – ein Stoff, der in einer längs- oder querlaufenden, gerippten Oberflächenstruktur gewebt ist – und rot geblümtem Baumwollstoff beziehen. Alles wird per Hand genäht, was die beanspruchte Zeit erklärt, und für Qualität steht.

Jedes Stück ein Unikat

Der Hut verleiht seinem Träger immer ein gewisses Lebensgefühl. „Die Vereine pflegen ja mit der Kleidung auch einen wesentlichen Teil der Tradition und da passt eine Mütze einfach nicht. Jeder Hut erzählt seine Geschichte. Und wenn ich eine Kopfbedeckung, die schon weit über 40 Jahre zählt, zur Reparatur bekomme, freut mich das ungemein“, erzählt Held, der mit seinen Hüten auch für Qualität und einem Tiroler Handwerksprodukt steht. 

Die Hutmanufaktur in der Innsbrucker Altstadt ist ein optisch-nostalgisches Highlight: abgenutzte Werktische, Metallregale voll mit Schachteln und Hutformen sowie alte Nähmaschinen.
© WK Tirol Die Hutmanufaktur in der Innsbrucker Altstadt ist ein optisch-nostalgisches Highlight: abgenutzte Werktische, Metallregale voll mit Schachteln und Hutformen sowie alte Nähmaschinen.

  

Zukunft

Echte Hutmanufakturen, die ihre Kopfbedeckungen nicht in Hutpressen quetschen und Strohhüte noch auf Holz aufspannen“, wie Lorenz Held sagt, gibt es österreichweit wenige. Das haben auch schon Fernsehstationen aus Japan und dem Rest der Welt entdeckt und Held besucht. „Es ist schon passiert, dass mir jemand aus China ein Foto geschickt hat, weil ich dort im TV gezeigt wurde“, lacht der Tiroler Handwerker. Doch der Ruhm ist ihm sprichwörtlich nicht zu Kopf gestiegen. „Ich bin sehr glücklich, so wie es läuft. Problematisch sehe ich die Zukunft trotzdem. Weil es einfach sehr viele kleine Handwerksbetriebe gibt, die aufgehört haben. Die nächsten zehn Jahre wird es uns sicher noch geben. Und dann werden wir immer für ein paar Jahre weiterschauen.“

www.held-innsbruck.at