Der 17. Tiroler Exporttag bietet wieder die Möglichkeit, sich von Wirtschaftsdelegierten aus aller Welt Informationen aus erster Hand zu holen.
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Tiroler Exporttag mit spannenden Themen

Am 4. Juli ist wieder „die Welt zu Gast in Tirol“: Bei der größten Export-Informationsveranstaltung des Landes, gibt es für Tiroler Unternehmen wieder Top-Information aus erster Hand.

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Aktualisiert am 31.05.2023

Insgesamt 29 österreichische Wirtschaftsdelegierte stehen für individuelle Beratungsgespräche zur Verfügung, dazu gibt es drei Info-Sessions und 15 Export-Dienstleister mit 9 Kurzpräsentationen. Tiroler Unternehmer:innen können ihre Geschäfts-, Export-/Import- und Kooperationsmöglichkeiten in weltweiten Märkten abklären, können sich über aktuelle Trends in den Info-Sessions erkundigen und das Beratungsangebot der österreichischen Exportdienstleister nutzen.

Die anwesenden Wirtschaftsdelegierten decken 136 Länder ab, den gesamten asiatischen und amerikanischen Raum, dazu Länder wie die Türkei, Abu Dhabi, Südafrika und natürlich die Hauptexportmärkte Österreichs: Deutschland, Schweiz, Italien, Frankreich.
Um das System der Wirtschaftsdelegierten wird Österreich weltweit beneidet. In den weltweiten AußenwirtschaftsCentern bieten sie Top-Service für exportierende oder exportwillige heimische Unternehmer:innen an. So etwa Wilhelm-Peter Hasslacher, Wirtschaftsdelegierter im AußenwirtschaftsCenter New York. Hasslacher wird beim Exporttag sagen, wie Tiroler Unternehmen auf dem US-Markt Fuß fassen können.

Exportdestination

Als drittwichtigste Exportdestination sind die USA weiterhin der mit Abstand bedeutendste Überseemarkt für Österreich. Neben deutlichen Zuwächsen beim Handel mit Dienstleistungen legten 2022 die heimischen Warenexporte in die USA auf fast 13 Mrd. Euro zu. Damit stieg der Handelsbilanzüberschuss, den Österreich mit den Vereinigten Staaten erzielt, auf 5,7 Mrd. Euro.
Das AußenwirtschaftsCenter in New York unterstützt Tiroler Unternehmen beim Einstieg in den US-Markt. Es versorgt heimische Firmen mit aktuellen Marktinformationen und erleichtert den Zugang zu Kunden und Geschäftspartnern. Weitere Beratungsleistungen sind u. a. die Identifikation von Lieferanten und Prüfung von Bonität, Unterstützung bei der Gründung einer Niederlassung und Krisenintervention im Fall von Problemen. Außerdem organisiert das AußenwirtschaftsCenter regelmäßig Netzwerk-Events vor Ort sowie Delegationsreisen aus Österreich.

Für die kommenden Monate sind eine Reihe spannender Veranstaltungen geplant – u. a. eine Beteiligung an der Lebensmittelmesse Fancy Food in New York Ende Juni, ein „Bootcamp“ Workshop zum Markteinstieg Anfang September und eine Wirtschaftsmission im Bereich Sport & Freizeitwirtschaft Ende September.

Lieferketten-Gesetze

Ein Top-Thema beim Exporttag ist die in der EU geplante Lieferketten-Richtlinie, die so genannte Corporate Sustainability Due Diligence Directive, kurz CSDD. Sie soll sicherstellen: EU-Unternehmen müssen garantieren, dass ihre Produkte unter Einhaltung von sozialen Standards und auf umweltfreundliche Weise erzeugt wurden. Künftig sollen Unternehmen also für die Achtung der Menschenrechte in ihren weltweiten Lieferketten verantwortlich sein.

Deutschland hat seit heuer ein solches Lieferkettengesetz. Es geht freilich bei Weitem nicht so weit wie das, was jetzt auf EU-Ebene geplant  wird. Denn die EU will, dass EU-Unternehmer:innen für ihre gesamte Wertschöpfungskette garantieren, also auch für die Vorlieferant:innen ihrer Lieferant:innen sowie sogar für ihre Kunden bzw. für die Entsorgung ihrer Produkte nach dem Kundengebrauch.
Die EU-Richtlinie wird derzeit vom EU-Parlament diskutiert, wo sie eher ver- als entschärft werden dürfte. Im Herbst geht sie dann in die Trilog-Verhandlungen zwischen Kommission, Rat und Parlament, die Umsetzung könnte mit Beginn des Jahres 2026 greifen, sagt Gregor Leitner, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft in der Tiroler Wirtschaftskammer.

Es ist also noch Zeit. Doch das sollte niemanden beruhigen, „denn das Ganze hätte enorme Auswirkungen auf Unternehmen“, sagt Leitner. Zwar nimmt die Richtlinie nach derzeitigem Diskussionsstand nur Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter:innen in die Pflicht. Doch die logische Folge wäre, dass diese Unternehmen dann ihrerseits ihre Lieferant:innen in die Pflicht nehmen müssen: „Das bedeutet einen enormen Zusatzaufwand und unabsehbare Haftungsfragen, die auf alle Unternehmen zukommen könnten. Das kann brutal werden.“
Die geplanten Lieferkettenverpflichtungen seien weltweit einzigartig, „in diesem Umfang haben wir das sonst weltweit nirgends“, sagt Leitner. Karolina Klemm vom AC Berlin berichtet von den Erfahrungen, die deutsche Unternehmen mit dem dortigen Lieferkettengesetz haben: Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten müssen ein Risikomanagement und ein Beschwerdeverfahren einrichten, eine Grundsatzerklärung erstellen und Berichtspflichten erfüllen, sagt sie.

Zulieferer

Für in Österreich ansässige Zulieferer deutscher Unternehmen hat das Gesetz aber auch mittelbare Wirkung: Sie werden auf die neuen gesetzlichen Pflichten hingewiesen bzw. vertraglich darauf verpflichtet.
Die Bürokratie wird jedenfalls zunehmen, berichtet Hans-Jörg Hörtnagl, Wirtschaftsdelegierter in Neu Delhi, von ersten Erfahrungen mit dem deutschen Lieferkettengesetz.

Dennoch rät Hörtnagl dazu, die weltweiten Exportmärkte zu nutzen, etwa den indischen Markt. Die Chancen seien riesengroß. Denn Indien investiere derzeit massiv in die Infrastruktur und wolle sich als verlässlicher Wirtschaftspartner präsentieren. Für ansiedlungswillige Unternehmen in Schlüsselbranchen gibt es auch staatliche Unterstützungen.
Für Tiroler Betriebe tun sich daher Chancen auf: bei der Eisenbahninfrastruktur, im Automobilzulieferbereich, bei Verkehrsleitsystemen, im Tunnelbau, bei der Wasserkraft. Große Chancen für Tirol bieten sich allen Unternehmen im und um den Seilbahnbau. Der indische Transportverkehrsminister hat vor wenigen Wochen die „Interalpin“ in Innsbruck besucht und dabei angekündigt: Indien wolle 260 Seilbahnprojekte im Umfang von insgesamt 15 Mrd. Dollar realisieren.