Hand in Businesskleidung zeichnet ein Ideenkonzept auf eine Glasscheibe, im Hintergrund zeigt sich ein Bokeh
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Startup und Innovationen in Israel

Wissenswertes über das Startup-Ökosystem und Innovationstrends

Lesedauer: 5 Minuten

Israel
18.03.2024

INNOVATION IN ZAHLEN UND FAKTEN

Israel belegte 2023 Platz 14 des Global Innovation Index. Es wurde die Innovationsfähigkeit von 132 Ländern gemessen, auf dem ersten Platz liegt die Schweiz, gefolgt von Schweden und den USA. Israel steht in der Region Nordafrika und Westasien an erster Stelle, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei. Im globalen Innovation Output Rank liegt Israel auf Platz 13, im Innovation Input Rank auf Platz 21, 2022 belegte das Land jeweils Platz 16 und 22. 

2023 wurden insgesamt USD 6,9 Mrd. in 392 Finanzierungsrunden in israelische Startups investiert. Diese Investitionssumme stellt einen starken Einbruch um 56 % dar, da die investierte Summe 2022 noch mehr als doppelt so hoch war (USD 16 Mrd.). Die Zahlen von 2023 gleichen somit wieder denen von 2018–2019. Auch gab es im Jahr 2023 ca. 40 % weniger Finanzierungsrunden als im Jahr zuvor. In Q4 2023 erzielten israelische Startups noch USD 1,45 Mrd.. Die Auswirkungen des Krieges machen sich am deutlichsten an der geringeren Anzahl an Finanzierungsrunden im Laufe des letzten Quartals bemerkbar, da viele Unternehmen damit zu kämpfen hatten, dass Investoren ihre Finanzierungsrunden unerwartet aussetzten.

Es ist auch interessant zu beobachten, dass ausländische Investoren sich stärker an Investitionstransaktionen beteiligen als israelische. Auch in Q4 2023 haben ausländische Investoren deutlich mehr in israelische Firmen investiert als ihre israelischen Counterparts. In Q4 waren ausländische Investoren an 272 Investitionstransaktionen beteiligt, verglichen mit 441 in Q4 2022, während Israelis an 195 beteiligt waren, verglichen mit 397 Runden in Q4 2022. Die zehn größten Transaktionen fanden 2023 in den Bereichen IT & Enterprise Software, Internet und Halbleiter statt. Die israelische High-Tech-Branche verzeichnete im letzten Jahrzehnt ein phänomenales Wachstum, was die Finanzierung von Startups betrifft. Betrachtet man den Zeitraum von 2013-2023, so beliefen sich die Investitionen in den letzten zehn Jahren auf insgesamt USD 95 Milliarden.

Rund 4–6 % des BIP werden jährlich in Forschung und Entwicklung (R&D) investiert. Der High-Tech-Sektor macht Stand 2022 mit 18 % fast ein Fünftel des israelischen BIPs aus und die Tendenz ist steigend. Somit gilt High-Tech als treibende Kraft für das Wachstum des Landes und Israel hat sich als weltweit führend in High-Tech und Innovationen etabliert. Zum Vergleich: in den USA trägt der High-Tech-Sektor nur 9 % zum BIP bei, in der EU sind es sogar nur 5–6 %. Kein Wunder, denn 11,7 % der Arbeitnehmer arbeiten im israelischen High-Tech-Sektor. 2022 waren es noch 14,0 % der Arbeitenden, aber Israel stand auch 2023 weiterhin global auf Platz 1. Auch stammen 48,3 % der israelischen Exporte aus dem High-Tech-Sektor, was ein weiterer globaler Spitzenwert ist.

Israel ist somit weiterhin eines der attraktivsten Länder der Welt für Startups. Tatsächlich gibt es zahlreiche öffentliche Zuschüsse, die Entrepreneure erhalten können, um ein Unternehmen zu gründen oder zu expandieren – meist ohne angeknüpfte Bedingungen. Eine große Hilfe ist die Israel Innovation Authority, welches eine Förderungsagentur des Wirtschaftsministeriums ist, am ehesten vergleichbar mit der österreichischen FFG bzw. AWS. Auch werden inzwischen viele europäische Förderprogramme in Israel angeboten. 

In der schnelllebigen Innovationslandschaft gibt es immer wieder den „Flavor of the month“ soll heißen ein neues Schlagwort, das die nächste große Technologierevolution sein kann. Einige Themen sind jedoch konstant stark vorhanden und dazu zählen sicherlich Bioconvergence, KI, Cybersecurity, Medtech, Agritech, und Sensorik.

Auch der Hamas-Israel-Krieg 2023 wird zu neuen Innovationen führen. Bereits jetzt tüfteln Entrepreneure und Unternehmen an verbesserten Technologien in den Bereichen der Rüstungs- und Kommunikationsindustrie, sowie im Agrikultur- und im MedTech-Bereich. 

Herausforderungen

Israel hat wie viele Länder ein Facharbeiterproblem. Diese Tatsache in Kombination mit einer sehr eingeschränkten Vergabe von Arbeitsvisa führt oft zu Engpässen bei ausgebildeten Mitarbeitern. Man versucht daher, Gruppen wie ultraorthodoxe Juden und die arabische Bevölkerung stärker in den High-Tech-Bereich einzubringen.

Ultraorthodoxe Juden sind bis dato am Arbeitsmarkt kaum präsent. Lediglich circa 15 % der strenggläubigen Juden schließen ein Universitätsstudium ab. Ein Abflachen dieses negativen Trends ist zurzeit nicht in Sicht, da der Bevölkerungsanteil von Ultraorthodoxen stetig steigt. Auch die Arbeitslosenquote unter Strengreligiösen ist besonders hoch.

Die Integration der arabischsprachigen Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt ist eine weitere Herausforderung. So sind derzeit geschätzte 5.000 israelische Araber als Computerprogrammierer und Softwareingenieure im High-Tech Bereich beschäftigt. Die Tendenz ist aufgrund zahlreicher Initiativen jedoch steigend. Darüber hinaus verzeichnet man z.B. an der Technion Universität, eine steigende Prozentzahl an Studentinnen und Studenten mit arabischer Herkunft (knapp 20 %). Das entspricht einer ähnlichen Proportion wie in Israels Gesamtbevölkerung. Dies bietet allerdings auch enorme Chancen, vermehrt arabische Arbeitskräfte in den High-Tech Bereich zu bringen. So hat der VC-Fond Takwin Ende 2022 die Einführung seines zweiten Fonds bekanntgegeben, welcher darauf abzielt, USD 80 Mio. in Startups von arabisch-israelischen Gründern zu investieren. Der erste Fonds von 2015 schloss seine Investitionen erfolgreich ab.

In den nächsten Jahren droht ein Nachwuchsmangel in den STEM-Fächern (Science, Technology, Engineering and Mathematics). Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzen sich verstärkt auch Technologieunternehmen für die Attraktivität von STEM-Fächern ein, denn sie sind mehr als andere abhängig von gut ausgebildeten Akademikern. Darüber hinaus hat die IIA ein High-Tech-Praktikums-Programm vorgestellt, welche Zuschüsse zur Unterstützung von High-Tech-Unternehmen bereitstellt, welche Programme zur Förderung von Nachwuchsmitarbeitern entwickeln.

Chancen für österreichische Unternehmen

Wir sehen mehrere Zielgruppen, für die Israel aus verschiedenen Gründen interessant sein kann.

  1. Corporates (Großfirmen, innovative KMU):
    Sie suchen nach Komplementärtechnologie, um den Standort in Österreich zu stärken und ihre Wettbewerbsposition am Weltmarkt zu verbessern. Wir suchen für Sie nach den richtigen Lösungen und Geschäftspartnern in Israel.
  2. Partner in Europa
    Israel braucht Märkte. Österreichische Unternehmen die oft weltweit tätig sind, bieten den Zugang. Hier gibt es interessante Synergien. Ebenfalls suchen viele israelische Firmen Kooperationspartner, die die Märkte in Europa für sie betreuen können.

  3. Startups
    Israel ist ein hervorragendes Pflaster für early stage Startups, die ihr Produkt vor dem großen Roll-out testen möchten. Besonderes Potential sehen wir jedoch in der Bewerbung Österreichs als Gateway für israelische Startups in den DACH-Raum, sowie ganz Europa. Förderprogramme von öffentlichen Stellen als auch privaten Anbietern werden von israelischen Firmen sehr gerne angenommen und sind meist sehr ergebnisreich.

  4. Investoren
    In Israel wird seit zwei Jahrzehnten stark in Startups investiert. Es ist viel Know-how vorhanden, welches gerne mit internationalen Investoren und Unternehmen geteilt wird. Wir vernetzen österreichische und lokale Investoren, um über Erfahrungen im Bereich Startups zu diskutieren und um sich über Investitionstrends auszutauschen.

Falls Sie Interesse an unserem ausführlichen Branchenreport „Startups und Innovation“ oder Fragen zu einem bestimmten Sektor haben, wenden Sie sich bitte an das AußenwirtschaftsCenter Tel Aviv (telaviv@wko.at). 

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