Lackindustrie
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Lackindustrie spürt die Zurückhaltung der Verbraucher

Österreichs Lack- und Anstrichmittelindustrie verzeichnete 2022 mengenmäßig einen Rückgang von 10,8 %

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Aktualisiert am 04.08.2023

"Die multiplen Krisen weltweit, aber auch insbesondere in Europa selbst, haben im Jahr 2022 auch in der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie ihre Spuren hinterlassen", beschreibt Hubert Culik, Obmann der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie, die Lage der Branche im Jahr 2022

Durch das Abschwächen des privaten Konsums konnte sich die Lack- und Anstrichmittelindustrie im vergangenen Jahr beim Umsatz lediglich um 0,5 % steigern, in der Menge musste sie einen Rückgang von 10,8 % verzeichnen. "Dabei hat das Jahr noch gut begonnen. Obwohl 2021 ein Rekordjahr war, konnten wir im ersten Halbjahr 2022 noch ein Plus von 3,3 % erwirtschaften", erläutert Culik die anfängliche Hochstimmung. Doch in der zweiten Jahreshälfte gingen die Aufträge teilweise massiv zurück.

Hinzu kommt, dass die Branche auf allen Ebenen mit Preiserhöhungen kämpft: Von Energie angefangen über Serviceleistungen bis zu Verpackungen. Da diese nur bedingt weitergegeben werden können, sind die Erträge massiv geschrumpft.

Die Rückgänge bei den Produktionsmengen sind auch bei den Exportzahlen abzulesen. Insgesamt wurden fast 14 % weniger Tonnen an Lack- und Anstrichmitteln exportiert. Besonders schmerzhaft war das Minus bei Ausfuhren nach Deutschland, das der wichtigste Handelspartner für die Lackindustrie ist. Hier wurden gleich um ein Viertel weniger Produkte exportiert. Im Wert war das ein Minus von 3,1 %.

Ausblick 2023: Keine Entspannung in Sicht

Nachdem die Zinserhöhungen erst in der zweiten Jahreshälfte 2022 zu einem Zögern bei Bauvorhaben geführt haben, werden die Auswirkungen erst heuer richtig zum Tragen kommen. Das Fortdauern des Ukrainekriegs beeinflusst die Geschäftsentwicklung weiter negativ. Durch die EU-Sanktionspolitik wurden Kunden auf lange Zeit verloren. Zusätzlich erschweren die enormen Lohn- und Gehaltserhöhungen die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.

Bürokratielawine durch Green Deal erwartet

"Die österreichische Lack- und Anstrichmittelindustrie unterstützt die Ziele des Green Deals voll und ganz. Allerdings sehen wir uns mit einer Flut an Gesetzen konfrontiert, die kaum zu stemmen ist", warnt Culik die Politik. Lieferkettengesetz, Verpackungsverordnung, Green Claims, Ökodesignverordnung, Mikroplastikbeschränkung oder generell die Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit sind alles große Herausforderungen für die Branche, die in den kommenden Jahren bewältigt werden müssen. Die mittelständisch strukturierte Lackindustrie droht unter einer Lawine an Bürokratie zu ersticken.

Beitrag der Branche wesentlich für Transformation

Egal ob Windrad oder Elektromotor: Effiziente Produkte brauchen Hightech-Beschichtungen aus der Lackindustrie. Zudem sorgen Anstriche an Häusern, Fenstern und Brücken für ein längeres Leben der Produkte und schonen so die Ressourcen. Gerade im Bereich Holzschutz ist das sehr wesentlich, denn Holz speichert CO₂, das nur gebunden bleibt, solange das Holz intakt ist. Somit leisten Farben und Lacke einen unverzichtbaren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.


Über die österreichische Lack- und Anstrichmittelindustrie

Die 25 Betriebe der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie beschäftigen etwa 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie produzieren jährlich 176.000 Tonnen Lack- und Anstrichmittel im Wert von 551 Millionen Euro. Die Branche ist sehr innovativ und investiert 10 bis 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.