Preisfindung

Bei der Preisgestaltung an den Zapfsäulen haben die Mineralölfirmen nur einen geringen Gestaltungsspielraum. Rund 92 % des Kraftstoffpreises können nicht von den Unternehmen in Österreich beeinflusst werden. Der Großteil des Spritpreises wird durch Steuern und Produktbeschaffung bestimmt. Die verbleibende Bruttospanne von etwa 8 % beinhaltet zahlreiche Faktoren und Ausgaben und darf nicht mit dem Gewinn verwechselt werden.
Der Endverbraucherpreis lässt sich in drei große Faktoren untergliedern:
Faktor „Staat“
Der mit derzeit (Juli 2020) über 60 % größte Faktor sind die Steuern für Mineralöl und Umsatz, die an den Staat abgeliefert werden müssen (Benzin rund 63 % und Diesel 56 %). Auch die im Verhältnis sehr geringen Kosten für die Pflichtbevorratung zur Gewährung der Versorgungssicherheit sind hier berücksichtigt.
Faktor „Produkt“
Der Produkt-Faktor beträgt derzeit etwa 30 bis 32 % und beinhaltet die generellen Kosten und Rahmenbedingungen der Ölaufbringung und Ölverarbeitung. Darin enthalten sind insbesondere der Rohölpreis in USD, der an die Öl-Förderunternehmen und Öl-Förderländer zu bezahlen ist, Transportkosten zu den Raffinerien, Raffinerieverarbeitungskosten, Raffineriemargen und Lagerkosten.
Faktor „Mineralölvertrieb“
Der seitens der Unternehmen beim Kraftstoffverkauf einzig im Inland beeinflussbare Faktor bei der Kraftstoffpreisgestaltung an den heimischen Zapfsäulen beträgt lediglich rund 8 % (dieser Wert darf keinesfalls mit dem Gewinn verwechselt werden). Darin enthalten sind Kosten wie:
- Vertrieb und Marketing im Tankstellen- und Großkundenbereich
- Transport zu Tankstellen und Großkunden
- Verwaltung
- Amortisation für Investitionen in Gebäude und Grundstück
- Umwelttechnik
- fachgerechte Entsorgung
- Instandhaltung und Wartung
- Personal
- Forschung und Entwicklung
- Pächterprovisionen bei Agenturtankstellen
Die österreichischen Kraftstoffpreise im EU-Vergleich
Trotz der bescheidenen Preisbeeinflussung durch die Mineralölunternehmen erweisen sich die Kraftstoffpreise in Österreich im EU-weiten Durchschnitt als wettbewerbsfähig.
Die Autofahrer tanken in Österreich relativ billig. Bei Diesel und Benzin/Eurosuper liegen die Preise an Österreichs Tankstellen seit Jahren auf Grund des harten Wettbewerbs und des europaweit im Mittelfeld liegenden MÖSt-Niveaus deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Insbesondere Autofahrer in Deutschland und Italien müssen mehr bezahlen. Aber auch in den anderen Anrainerstaaten, wie Slowenien, Slowakei, oder z. T. in Ungarn oder Tschechien, sind die Preise oft höher.