Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker, Bundesinnung

Bundesinnung weist VKI-Vorwürfe betreffend überhöhter Preise von Sanitärgegenständen entschieden zurück

Sachliche Recherche wäre angebracht

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In einem Beitrag der Zeitschrift Konsument, Ausgabe 8/2018, wurden Installateure nach Preisvergleichen bei Sanitärgegenständen unter anderem bezichtigt, ältere Menschen "gnadenlos über den Tisch zu ziehen" und der Branche "unverschämte Preisaufschläge" sowie "Halsabschneiderei" vorgeworfen.

Die Bundesinnung und die Landesinnung Wien haben dazu reagiert und folgende Stellungnahmen an den VKI übermittelt bzw. in persönlichem Gespräch mit der Konsument-Redaktion dargelegt:

Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker

"Die Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker als Interessenvertretung der österreichischen Installateure weist die mit 'Abgezockt' betitelten Vorwürfe, die Kunden würden vom Installateur gnadenlos über den Tisch gezocken, entschieden zurück.

In der Lieferkette von Sanitärgegenständen ist der Installateur das letzte Glied und von seinen Vorlieferanten abhängig. Diese geben auch die Preise vor. Auf die Preisgestaltung von Industrie und Großhandel hat der Installateur bedauerlicherweise keinen Einfluss.

Unter dem Einstandspreis zu verkaufen, ist nicht möglich und wird auch im Falle einer Betriebsprüfung durch die Finanz beanstandet. Auch müssen damit anfallende Allgemeinkosten, wie der Aufwand für Manipulation etc. addiert  werden, da auch dadurch dem Installateur Kosten anfallen. 

Vergleicht man die Fabrikabgabepreise für die Installationsbetriebe z. B. aus Deutschland mit denen für Österreich, so ist auch da ein höherer Preis für Österreich feststellbar.

Baumärkte und Internethandel sind Vertriebswege, die von Großhandel und Industrie auch genützt werden. Ob die dort angebotenen, teilweise exorbitant billig unter dem Einstandspreis für Installateure liegenden Produkte mit jenen ident sind, die über den Installateur verkauft werden, ist eine Frage, mit der sich sehr oft Sachverständige auseinandersetzen, vorrangig dann, wenn es zu Schadensfällen kommt.

Globalisierungsbedingt werden Sanitärprodukte an vielen Standorten weltweit – bei gleicher Optik aber sehr oft in unterschiedlicher Qualität je nach Absatzmarkt – fabriziert. In vielen Fällen 'landen' dann vermeintlich idente Produkte über verschiedenste Wege und Kanäle in Baumärkten oder Internethandel. Ob die für Qualität und lebensdauer maßgeblichen Fertigungstoleranzen oder Werkstoffe denen jener Produkte gleichen, die beim Installateur verkauft werden, sei dahingestellt. Die bloße optische Prüfung wird das nicht erkennen lassen. Und, wie auch immer wieder auf Fachmessen erkennbar, gibt es auch jede Menge Produkte, die illegal kopiert und billigst in anderen Teilen der Welt produziert und dann den Konsumenten als 'Originalprodukt' untergejubelt werden – im Internet schwer erkennbar, da selbst Verpackung, Bedienungsanleitung und Zertifikate gefälscht werden. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Do-it-yourself-Fans wahrscheinlich hauptsächlich zu Baumarkt- oder Internet-Produkten greifen werden, hier allerdings nicht die 100%ige Sicherheit haben, tatsächlich ein Originalprodukt zu erwerben.

Die Frage der Durchsetzung von Gewährleistungsansprüchen wird dabei auch oft ausgeblendet. Konsumenten, die auf Nummer sicher gehen möchten, sei jedoch die Beratung und Information durch den Installateur ans Herz gelegt, der auch die sachgemäße Installation bespricht oder diese auch durchführt, mit allen Annehmlichkeiten für den Kunden, wie Lieferung und Transportversicherung, fachgerechte Montage, Inbetriebnahme und Funktionsprüfung, Entsorgung des Altprodukts sowie selbstverständlich Gewährleistung und Haftung, die bei einem Installateur des Vertrauens natürlich anders abgewickelt werden als beispielsweise bei einem anonymen Anbieter im Internet. Unter diesen Aspekten relativieren sich sehr wohl die Preisunterschiede!"

Landesinnung Wien der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker, Landesinnungsmeister Robert Breitschopf

"Als Berufsgruppensprecher der Wiener Installateure muss ich Ihre Anschuldigungen einer 'Abzocke' durch die Installateurbetriebe entschieden zurückweisen. Ihre Behauptung von 'unverschämten Aufschlägen' in der Höhe von 100% ist schlichtweg falsch. 

Ich ersuche zukünftig um eine gewissenhaftere Hintergrundrecherche, gegebenenfalls auch um Rückfrage direkt in der Innung, um vorab zu klären, wie es zu derart unterschiedlichen Preisgestaltungen am Markt kommen kann, anstelle unseren ganzen Berufsstand gnadenlos als Abzocker von älteren Menschen in Ihrem Medium darzustellen. 

Dem Arbeitsstundensatz der Installateure ist eine Mischkalkulation zu Grunde gelegt, wodurch sich eine gewisse Handelsspanne zwischen Materiallistenpreis und Einkaufspreis ergibt. Die unterschiedliche Preisgestaltung seitens des Großhandels ist den Installateuren schon seit Jahren ein Dorn im Auge, und  es ist mir unerklärlich, wie der Onlinehandel und Baufachmarkt die Produkte sogar unter dem Einkaufspreis der Installateure verkauft.

Im konkreten Fall von Armaturen ist eine ordnungsgemäße Befestigung und Dichtheit herzustellen, für welche dann auch Gewährleistung übernommen werden muss, was bei Bereitstellung der Materialien aus anderen Bezugsquellen im Schadensfall durchaus zu erheblichen Schwierigkeiten in der Schadensabwicklung führen kann.  

Abschließend erlaube ich mir noch darauf hinzuweisen, dass unabhängig von einem höheren Stundensatz für Montage von beigestelltem Material, mittlerweile einige Kollegen dazu übergegangen sind, aufgrund von Schadensfällen in der Vergangenheit, grundsätzlich keine Fremdware mehr einzubauen.

Der Installateur bietet persönliche Beratung und wählt in der Regel gemeinsam mit dem Kunden ein geeignetes Produkt aus um die beste Gesamtlösung anbieten zu können. Er kümmert sich anschließend um deren Lieferung, ordnungsgemäße Installation und steht neben der 3-jährigen Gewährleistung für 30 Jahre für verdeckte Mängel dem Kunden in der Verantwortung."

Stand: 17.09.2018