Jahrestagung des 2Radhandels 2023
"Sinnbildlich gesprochen wird die Straße für die motorisierten Zweiräder immer enger." Mit diesen Worten eröffnete Ferdinand O. Fischer, der wiedergewählte Sprecher des Fachausschusses Zweiradhandel, die Händlertagung am 28. Februar 2023 in Mondsee und ergänzte, dass der Zweiradhandel sich wandeln, jedoch keinesfalls verschwinden wird.
Bei diesem hochkarätig besetzten Business-Event, an dem ein Großteil der österreichischen Händlerschaft teilgenommen hat, lieferten Experten aus verschiedensten Fachbereichen diverse Beiträge zu einem breiten Themenspektrum, um jeweils anschließend über die aktuellsten Herausforderungen des Zweiradhandels mit den anwesenden Zweiradhändlern zu diskutieren.
Kartellrecht für den 2-Radhandel
Den Beginn machten Mag. Alexander Koprivnikar von der Bundeswettbewerbsbehörde und Rechtsanwalt Peter Tyhri mit ihren jeweiligen Vorträgen zum Kartellrecht, zur allgemeinen und vertikalen Gruppenfreistellungsverordnung, dem Agentursystem und den Konsequenzen aus dem Peugeot-Urteil.
Für Abwechslung sorgte im Anschluss Andreas Salcher mit seinem Vortrag zum Thema "Die große Erschöpfung und die Quellen der Kraft", über das er unlängst ein Buch veröffentlicht hat und erläuterte, wie jeder Einzelne für sein Wohlbefinden sorgen kann und wo die Quellen der Kraft liegen.
Neues Gewährleistungsrecht im Fokus
Nach diesem aufbauenden Beitrag erwartete das Publikum der nächste exzellente Vortragende: Rechtsanwalt MMag. Stefan Adametz sprach in seinem interaktiven Expertenvortrag über die Gewährleistung und die Änderungen per 1.1.2022. Im Fokus standen dabei unter anderem die allgemeinen Pflichten und Ansprüche aus der Gewährleistung samt Fristen, der neue Händlerregress und die neu eingeführte Aktualisierungspflicht ("Update-Pflicht") für Waren mit digitalem Inhalt.
Entwicklungen und Herausforderungen im Zweiradhandel
Im Anschluss referierte Ferdinand O. Fischer über Zahlen, Daten und Trends im Zweiradhandel. Behandelt wurde u.a. die positive Marktentwicklung im abgelaufenen Jahr, das geplante KFZ-Verbot im ersten Wiener Gemeindebezirk, die Konsequenzen aus der ab 2025 geltenden Euro5+ Bestimmungen, die projektierte Etablierung eines Batterie-Tauschsystems, die Wasserstofftechnologie und das seitens der Politik beabsichtigte zukünftige Verbrennerverbot in Österreich und der EU.

Als Überleitung zum nächsten Vortragenden stellte der Sprecher des Zweiradhandels die provokante These in den Raum, dass die Elektromobilität, so wie sie derzeit geplant ist, nicht funktionieren kann.
Antriebstechniken und Mobilität
"Elektroantrieb macht nur als ein Teil des Mobilitätsmixes Sinn, aber nicht als alleinige und damit alternativlose Technologie. Die Zukunft liegt aus heutiger Sicht eher im Wasserstoff. Ich fordere daher Technologieoffenheit und die Zulassung von E-Fuels, um Verbrennermotoren auch nach dem Jahr 2035 neu zulassen zu können", so Fischer.
Ralf Czaplinski und Nina Luisa Bernecker von Zero Motorcycles versuchten zu kontern und sorgten mit ihrem Plädoyer für die Elektromobilität für eine kontroverse, abwechslungsreiche, aber stets fair geführte Diskussion im idyllischen Schloßhotel in Mondsee.
Beide Seiten konnten mit Ihren Argumenten überzeugen. Gespannt kann man in die Zukunft blicken, ob nicht schlussendlich doch die Vernunft siegt und die vom Sprecher des Zweiradhandels propagierte Technologieoffenheit der Weisheit letzter Schluss sein wird.
Technologieoffenheit gefordert
Diese Technologieoffenheit hat auch die Geschäftsführerin des Bundesgremiums des Fahrzeughandels, Frau Bianca Dvorak, in Ihrem Diskussionsbeitrag propagiert, nachdem sie vorher über die aktuellen Herausforderungen im Fahrzeughandel und den Erfolgen des Bundesgremiums, wie unter anderem die Einführung des Energiekostenzuschusses II, Entfall der NoVA für Mopedfahrzeuge der Klasse L6e und die Digitalisierung gesprochen hat.
Das Bundesgremium sieht die E-Mobilität als ernsthafte Alternative im Bereich der Mobilität und und begrüßt diese. Jedoch vertritt der Fahrzeughandel den Standpunkt einer liberalen Technologieoffenheit: Das heißt, neben der E-Mobilität müssen ebenso andere nachhaltige und umweltfreundliche Antriebsarten zur Verfügung stehen.

Der Verbrenner sei immer noch die beliebteste Antriebstechnologie bei Konsumenten, der Großteil der Fahrzeuge wird noch für lange Zeit mit Verbrennermotoren ausgestattet sein. Diesen Bestand gilt es wirtschaftlich weiter nutzen zu können. Die naheliegendste Lösung für eine umweltfreundliche Umrüstung bieten daher die E-Fuels.
Technologieoffenheit soll eine bezahlbare individuelle Mobilität für jeden Einzelnen gewährleisten.
Erfahrungsaustausch und Netzwerken
Zum Schluss wurde das Publikum eingeladen, am "Autovolksbegehren: Kosten runter!" – nähere Infos unter: www.autovolksbegehren.at – teilzunehmen, um dadurch gemeinsam ein Zeichen für bezahlbare Mobilität zu setzen.
Die Teilnehmer konnten wichtige Informationen für ihre tägliche Arbeit mitnehmen, die Ressonanz war durchgehend positiv und man wird sich daher nächstes Jahr Ende Feber wieder zur mittlerweile schon traditionellen Jahrestagung des Zweiradhandels in Mondsee treffen.
Die Veranstaltung klang mit einem gemeinsamen Abendessen, wo die Eindrücke aus der Tagung nochmals besprochen wurden, aus, zu dem Bundes- und Landesgremien des Fahrzeughandels eingeladen hatten.