Sparte Industrie

F&E-Ausgaben der Industrie deutlich angestiegen

Im Jahr 2019 gaben Industrieunternehmen 5,5 Milliarden Euro für F&E aus, rund eine halbe Milliarde Euro bzw. ein Zehntel mehr als noch im Jahr 2017. 

Lesedauer: 3 Minuten

13.03.2023

Industrieunternehmen beeinflussen die heimischen Aktivitäten zur Forschung und experimentellen Entwicklung (F&E) maßgeblich, stärker als andere Sparte der Gewerblichen Wirtschaft. Dies zeigen die jüngst veröffentlichten Zahlen der F&E-Vollerhebung der Statistik Austria in der Kammersystematik eindrucksvoll. 786 der rund 3.900 F&E-durchführenden Einheiten – und damit ein Fünftel der Einheiten - im Unternehmenssektor sind der Industrie zugehörig. Rund 5,5 Mrd. Euro der insgesamt 8,7 Mrd. Euro an F&E-Ausgaben der Gewerblichen Wirtschaft stammen aus den Unternehmen der Industrie. Im Vergleich zu den anderen Sparten der Gewerblichen Wirtschaft ist die Industrie jenes Unternehmensaggregat, das die meisten F&E-Ausgaben – aber auch F&E-Beschäftigten des Kammerbereichs – vereint. Als eine der wesentlichen Industriebranchen vereint die Elektro- und Elektronikindustrie in etwa das F&E-Volumen der Sparte Gewerbe und Handwerk, die Chemische Industrie in etwa jenes der Sparte Information und Consulting.

Grafik
© BD Industrie

Im Vergleich zum Jahr 2017 wachsen die F&E-Ausgaben der Industrie um rund ein Zehntel bzw. 526 Mio. Euro. Damit trägt die Industrie mehr als 60% des Zuwachses der F&E-Ausgaben der Gewerblichen Wirtschaft (rd. 860 Mio. Euro). Die Metalltechnische Industrie ebenso wie die Elektro- und Elektronikindustrie – zwei der vier Fachverbände, die am meisten in F&E investieren - sind maßgeblich für diesen Aufschwung an F&E-Ausgaben verantwortlich. Gemeinsam mit der Chemischen Industrie sowie der Fahrzeugindustrie zeichnen diese TOP 4 im Aggregat für 91% der F&E-Ausgaben des Jahres 2019 verantwortlich. In ihrer Dynamik wachsen die F&E-Ausgaben der Bergwerke und Stahlindustrie oder der PROPAK zw. 2017 und 2019 überdurchschnittlich.

Im Jahr 2019 gibt eine F&E-durchführende Einheit in der Industrie im Schnitt 7 Mio. Euro für F&E aus – dreimal so viel wie eine durchschnittliche Einheit der Gewerblichen Wirtschaft. Überdurchschnittlich hoch sind diese Ausgaben pro Einheit in der Fahrzeugindustrie, der Elektro- und Elektronikindustrie und der Chemischen Industrie.

Ein durchschnittliches Industrieunternehmen bringt die finanziellen Mittel für F&E-Aktivitäten im Jahr 2019 zu gut drei Viertel selbst auf: zu 61% sind es Eigenmittel, 10% entstammen der Forschungsprämie und rund 3% kommen aus inländischen (verbundenen) Unternehmen. Zudem kommen 24% der Finanzierung der Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung aus ausländischen (verbundenen) Unternehmen, dies gilt insbesondere in der Metalltechnischen Industrie sowie der Elektro- und Elektronikindustrie. Im Vergleich zur Vorgängererhebung aus dem Jahr 2017 haben die ausländischen (verbundenen) Unternehmen ebenso wie die Forschungsprämie für die Industrieunternehmen im Jahr 2019 an Bedeutung gewonnen. Mit einem Zuwachs von 144 Mio. Euro hat letztere vor allem in den Top 4 der F&E-treibenden Fachverbänden – und zudem in der Bergwerke und Stahlindustrie - Forschungsimpulse ermöglicht.

Grafik
© BS Industrie

Ausgewählte Finanzierungssektoren/-bereiche der F&E-Ausgaben der Industriegruppen 2019 F&E-Ausgaben in Mio. EUR Unternehmenssektor öffentlicher Sektor Ausland (ohne EU)
Eigene Mittel For-
schungs-
prämie
Bergwerke und Stahl 132 83,4% 12,0% 95,4% 2,8% 0,0%
Mineralölindustrie 28 79,2% 9,5% 88,7% 9,2% 0,0%
Stein- und keramische Industrie 53 91,3% 6,0% 97,3% 1,4% 1,3%
Glasindustrie 51 90,0% 4,1% 94,1% 5,9% 0,0%
Chemische Industrie 797 73,8% 9,6% 83,4% 1,3% 15,2%
Papierindustrie 24 95,4% 4,0% 99,4% 0,5% 0,0%
Propak Produkte aus Papier und Karton 8 88,4% 5,2% 93,7% 1,7% 4,6%
Bauindustrie 21 82,6% 17,4% 100,0% 0,0% 0,0%
Holzindustrie 29 87,8% 11,9% 99,6% 0,4% 0,0%
Nahrungs- und Genussmittelindustrie 30 85,0% 2,6% 87,5% 0,2% 12,3%
Textil-, Bekleidungs-, Schuh- u. Lederind. 51 97,3% 1,9% 99,2% 0,8% 0,0%
NE-Metallindustrie 65 84,6% 12,9% 97,5% 2,5% 0,0%
Metalltechnische Industrie 1.927 55,4% 9,3% 64,7% 1,2% 33,9%
Fahrzeugindustrie 768 76,7% 12,5% 89,2% 0,7% 9,9%
Elektro- und Elektronikindustrie 1.504 55,6% 11,5% 67,1% 1,7% 30,6%
Industrie 5.490 64,0% 10,3% 74,3% 1,4% 24,0%

Anm.:    Tabellarische Darstellung ohne EU (Industrie: 0,3%) bzw. ohne Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen.

Quelle:   Statistik Austria (2021), Sonderauswertung der F&E-Vollerhebung in der Kammersystematik


Rund 31.500 F&E-Vollzeitäquivalente sorgen in der heimischen Industrie mit ihrem Wissen und ihrer Expertise für den nötigen Forschungsoutput. Im Jahr 2019 arbeitet mehr als jeder zweite F&E-Beschäftigte der Gewerblichen Wirtschaft in einer F&E-Einheit der Industrie, mehr als 28.600 davon in einer Einheit der TOP 4 F&E-treibenden Fachverbände. Das Personal in der Industrie ist hochqualifiziert: 52% sind Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftler und Ingenieurinnen bzw. Ingenieure. Im Vergleich zum Jahr 2017 steigt die Zahl der &E-Vollzeitäquivalente in der Industrie um mehr als ein Zehntel – das sind rund 3.000 F&E-Köpfe mehr. Erneut sind es die F&E-durchführenden Einheiten der Metalltechnische Industrie sowie der Elektro- und Elektronikindustrie, die ihren F&E-Pool merkbar aufbauen.

Wie sich die F&E-Ausgaben der Industrie nach 2019 entwickeln, kann aufgrund des Time-lags in der Erstellung der Statistiken derzeit nicht abgeschätzt werden. Aus den Daten der F&E Globalschätzung geht hervor, dass 2020 mehr F&E-Mittel via Forschungsprämie finanziert werden, allerdings sind die Mittel des Unternehmenssektors rückläufig. Für das laufende Jahr wird die jährliche Globalschätzung aufgrund der unwägbaren wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise nicht durchgeführt. Es gilt daher abzuwarten, im April nächsten Jahres soll die Globalschätzung 2022 plangemäß erscheinen.  


Autorin: Mag. Sandra Lengauer
E-Mail: sandra.lengauer@wko.at