Sparte Industrie

Industrie schafft Zukunft

Industrielle Tätigkeit gründet oft in großen Visionen. Aber für den Erfolg von entscheidender Bedeutung ist, dass diese Visionen fest geerdet sind in einer realistischen Analyse der Realität. Dieser Bezug zur Realität muss auch bei politischen Visionen vorhanden sein: Ziele, Wege und Kosten müssen auf finanzielle und technologische Möglichkeiten abgestimmt sein.

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13.03.2023

In der politischen Diskussion mangelt es gegenwärtig nicht an Ideen und Vorstellungen darüber, wie das Wirtschaftsleben in einer Post-Corona-Welt gestaltet werden soll. Gerade als Vertreter der Interessen der Industrie muss man aber auf eine dreifache Realität verweisen:  

  1. Die Industrie ist die zentrale Quelle der Wertschöpfung in allen wohlhabenden Staaten der Welt, sieht man von Kleinststaaten und Ländern mit extremen Rohstoffreichtum ab.
  2. Sie hat sich in den letzten drei Wirtschaftskrisen (Dotcom-Krise, Subprime-Krise, Corona-Krise) als wichtigste Säule einer raschen wirtschaftlichen Stabilisierung erwiesen.
  3. Nur mit ihrer Hilfe wird die finanzielle und technologische Bewältigung vieler künftiger Herausforderungen, insbesondere auch von Herausforderungen im Umweltbereich, möglich sein.

Eine enge Abstimmung der Politik mit der Industrie unter Berücksichtigung von deren finanzielle und technologische Möglichkeiten sind daher von entscheidender Bedeutung, wenn man wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Ziele langfristig erfolgreich – vor allem auch unter Bewahrung des erreichten Wohlstandes – umsetzen will.

Gerade hier in Österreich hat die Industrie bereits zu einem frühen Zeitpunkt in der Corona-Krise vehement darauf gepocht, trotz aller aktuellen Probleme nicht auf die längerfristigen, standortrelevanten Herausforderungen zu vergessen. Industrierelevante Themen wurden beständig an die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger herangetragen.

Ein gewisser Erfolg dieser Bemühungen zeigt sich darin, dass der kürzlich von der Bundesregierung fertig gestellte „Aufbau- und Resilienzplan“ in vielen Bereichen die industrielle Tätigkeit in Österreich stärken kann. Positiv hervorzuheben ist hier insbesondere der Fokus auf den Bereich der Forschung und Entwicklung, der ein zentrales Standbein einer zukunftsfähigen Industrie darstellt.

Im Zuge der europäischen Industriestrategie wird seit einiger Zeit von der doppelten Transformation gesprochen, der digitalen und der grünen. Betrachtet man industrielle Produkte und Prozesse, befindet sich die Industrie seit Jahrzehnten in diesem Transformationsprozess. Und es ist gut, wenn dieser Prozess weiter geht.

Während die digitale Transformation aktiv unterstützt wird – aktuell eben auch durch mehrere Punkte im „Aufbau- und Resilienzplan“ – ist die entsprechende Dotierung der Mittel für die grüne Transformation weit zu gering, vor allem in Relation zu den sich immer weiter überbietenden Zielsetzungen.

Möglicherweise nimmt die Politik die eigenen Zielsetzungen bezüglich CO2-Neutralität gar nicht ernst, und die sogenannten Klimaziele sind ohnedies nur Gerede. Oder aber – und das ist zu befürchten – ignoriert die Politik die Kosten der Transformation. Ohne eine ausreichende Dotierung der öffentlichen Mittel und Begrenzung der Kosten für die Industrie ist aber der Übergang nicht zu schaffen.

Die Industrie ist enorm leistungsfähig. Aber sie ist nicht in der Lage, technologisch oder wirtschaftlich Unmögliches zu vollbringen. Daher müssen realistische Ziele, realistische Wege und realistische Finanzierungen gemeinsam überlegt werden. Dann – nur dann - ist die Industrie ein Partner, der einen enormen, positiven Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten und einen erheblichen Kostenbeitrag schultern kann.

Unterschrift
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Mag. Sigi Menz
Obmann der Bundessparte Industrie