Nahrungs- und Genussmittelindustrie (Lebensmittelindustrie), Fachverband

Lebensmittelindustrie unterstützt Ombudsstelle für mehr Fairness in der Lebensmittelkette

Lebensmittelhandel bestimmt die Auswahl der Produkte und deren Preisgestaltung im Regal

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(Wien, 7.2.2020) „Wir unterstützen die Initiative von Frau Bundesministerin Köstinger für eine nationale Ombudsstelle zur Umsetzung der EU-Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken. Diese Maßnahme soll mehr Fairness in der Lebensmittelkette bringen, denn das ist dringend geboten", erklärt Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, zu den jüngsten Debatten um Preisdumping bei Lebensmitteln im Handel. „Das laufende Feuerwerk an Rabattschlachten und Aktionen vernichtet auf Dauer Wertschöpfung in Österreich. Das tut keinem Partner in der Lebensmittelkette gut".

Ombudsstelle muss strikt unabhängig sein und allen betroffenen Lieferanten offen stehen
Damit die geplante Ombudsstelle im Kampf gegen unlautere Handelspraktiken in der Praxis auch tatsächlich eine Verbesserung der Situation für die Lieferanten am Markt bringen kann, muss diese vor allem unabhängig sein. „Nur eine von Einzel- und Brancheninteressen unabhängige Stelle kann einen Mehrwert für die betroffenen Hersteller bringen. Dass der Handelsverband in dieser Ombudsstelle mit am Tisch sitzen möchte, wie kolportiert wurde, würde diese gebotene Unabhängigkeit freilich konterkarieren", erläutert Koßdorff. Weiters muss die geplante Ombudsstelle allen betroffenen landwirtschaftlichen Erzeugern und Lebensmittelproduzenten unabhängig von ihrer Größe entlang der Agrar- und Lebensmittelkette als kompetente Anlaufstelle offen stehen.

Lebensmittelhandel entscheidet Auswahl und Preisgestaltung der Lebensmittel im Regal
„Die Auswahl der angebotenen Lebensmittel und deren Preise im Regal wird vom Lebensmitteleinzelhandel bestimmt und das aus einer sehr starken Position heraus. Das hat freilich Auswirkungen auf alle Unternehmen in den vorgelagerten Stufen. Die Konzentration im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel ist mit einem Marktanteil von fast 90 % für die drei größten Handelshäuser weltweit eine der höchsten – ein deutliches Machtgefälle zu Lasten der heimischen Lieferanten. Wer anderes behauptet, argumentiert an der Realität vorbei", so der Fachverband.

Den heftigen Konkurrenzkampf im Lebensmitteleinzelhandel bekommen die Lieferanten laufend zu spüren. Dieser wird primär über Rabatte, Aktionen, Eigenmarken und Kundenbindungsprogramme ausgetragen. Ein Blick in die Regale zeigt zudem, dass Rabattschlachten auch vor Lebensmittel „Made in Austria" mit freiwilligen Herkunftsangaben, hergestellt mit landwirtschaftlichen Rohwaren aus Österreich nicht Halt machen, etwa bei Fleisch, Fleischerzeugnissen, Milch oder Milcherzeugnissen. Im Ergebnis ist das bei vielen Lebensmitteln eine Dauerpreisspirale nach unten. Die aktuellen Zahlen von EUROSTAT zeigen, dass die Österreicherinnen und Österreicher nur mehr 9,7 % ihres monatlichen Haushaltseinkommens für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke ausgeben.

Handelsverband läuft mit Argumentation über Margen ins Leere
Die anlässlich der aktuellen Dumpingpreisdebatte im Handel geäußerte Meinung des Handelsverbandes zur Preisgestaltung und den unterschiedlich hohen Prozentmargen im Lebensmittelhandel und in der Lebensmittelindustrie ist freilich interessengeleitet, zeigt nicht das ganze Bild und ist somit unseriös. „Dieser Versuch, der Lebensmittelindustrie in der aktuellen Debatte um Preisdumping im Regal den „Schwarzen Peter" zuzuschieben, ist ordentlich danebengegangen". Denn Tatsache ist: Für ein größeres Bild ist u.a. die Wertschöpfungstiefe entscheidend. Die Wertschöpfungstiefe des Lebensmittelhandels ist relativ gering und deshalb beruht sein Geschäft auf großen Umsatzvolumina mit relativ geringer Prozentmarge. Die Wertschöpfungstiefe der Lebensmittelindustrie ist dagegen sehr hoch, vom Rohstoffeinkauf über die Entwicklung und Verarbeitung, der Logistik bis hin zur Vermarktung, deshalb hat sie bei geringerem Umsatz relativ höhere Prozentmargen. Absolut betrachtet verdient der Lebensmittelhandel in der Regel besser als die Lebensmittelindustrie.

Lebensmittelindustrie steht für ein faires Miteinander mit den Partnern entlang der Wertschöpfungskette
Die aktuelle Debatte ist für uns erneut ein Anlass, unseren Wunsch nach mehr Fairness entlang der Lebensmittelkette zu unterstreichen. Die österreichische Lebensmittelindustrie schafft Mehrwert — sowohl als Arbeitgeber als auch mit Steuern und Sozialbeiträgen sowie als wichtiger Partner in der Wertschöpfungskette. Diesen volkswirtschaftlichen Stellenwert gilt es, zum Wohle unserer Branche sowie der zahlreichen mit ihr verbundenen Branchen und Partner nachhaltig abzusichern.

 

Stellenwert der Lebensmittelindustrie in Österreich
Die Lebensmittelindustrie ist eine der größten Branchen Österreichs. Sie sichert im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten tagtäglich die Versorgung mit sicheren, qualitativen und leistbaren Lebensmitteln. Die rund 200 Unternehmen mit ihren 26.000 direkt Beschäftigten erwirtschafteten im Jahr 2018 ein Produktionsvolumen von 8,5 Mrd. Euro, 7,1 Mrd. Euro davon im Export in über 180 Länder. Der Fachverband unterstützt seine Mitglieder durch Information, Beratung und internationale Vernetzung.


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Stand: 07.02.2020