Person in gestreiftem Hemd arbeitet mit einem Laptop und rechnet mit einem Taschenrechner während sie auf einem Sofa sitzt
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Finanzdienstleister, Fachgruppe

Wie man Geld trotz Inflation gut anlegt

Die Inflation treibt die Preise in ungeahnte Höhen und vernichtet gleichzeitig bestehendes Vermögen. Konservative Geldanlagen sind wenig attraktiv, weil sie zudem kaum Zinsen abwerfen. Lohnt sich derzeit die Investition in Aktienfonds oder Kryptowährungen? Markus Kohlmeier, Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Steiermark, empfiehlt: „Zusammen mit einem Finanzdienstleister eine individuelle Strategie zu entwickeln und Ruhe zu bewahren" – trotz aufgeregter Finanzmärkte.

Lesedauer: 4 Minuten

25.03.2024

Dank der stetig steigenden Inflation wird das Geld auf den Sparbüchern der Österreicher:innen immer weniger wert. Und dennoch ist die Sparquote in der Alpenrepublik von 272 Euro monatlich in 2020 auf monatlich 344 Euro im vergangenen Jahr sogar noch gestiegen. Wie Geldanlage in Zeiten hoher Inflation funktionieren kann, beantwortet Markus Kohlmeier, Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Steiermark, im Interview.

Bisher hörte man im Zusammenhang mit Sparen und Geldanlagen vor allem von sehr niedrigen Zinsen – jetzt kommt die Inflation dazu, wie ist die derzeitige Situation für Sparer?

Markus Kohlmeier, Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Steiermark: Bereits bisher waren wir in einem Umfeld negativer Realzinsen, d.h. die Inflation war höher als der auf der Bank erhältliche Zins für Sparguthaben. Durch die momentane Situation wird das Thema den meisten Menschen noch stärker verdeutlicht. Wichtig ist es, sich darauf zu besinnen, dass es immer notwendig ist, langfristig eine positive Realrendite – das heißt, die Rendite nach Abzug der Inflation – zu erwirtschaften. Wir sollten das als Chance sehen, das Bewusstsein der Menschen zu schärfen, stärker in realen Werten zu denken.

Rohstoffknappheit und Lieferengpässe begünstigen Inflation

Die Inflation steigt und steigt auch in Österreich – warum eigentlich?

Inflation wird entweder von der Angebots- oder der Nachfrage-Seite erzeugt. Wir sind seit der Covid-Pandemie in der Situation, dass Lieferketten schlechter funktionieren und Güter immer schwerer erhältlich sind. Das hat sich mit dem neuerlichen Lockdown in China/Shanghai nochmals verstärkt. Daraus resultiert eine Verknappung des Angebots, die zu steigenden Preisen führt.

Durch den Krieg in der Ukraine sind zudem gewisse Rohstoffe schwerer erhältlich, wodurch die Preise steigen, was zu Inflation führen kann. Zu guter Letzt besteht auch immer die Möglichkeit einer Lohn-/Preisspirale. Durch die gestiegenen Kosten verlangen Mitarbeiter und Gewerkschaften höhere Löhne/Inflationsanpassungen, was wiederrum auf der anderen Seite zu höheren Preisen führt, was wiederrum zu höheren Löhnen führt, was wiederrum …

Was ist Inflation eigentlich und warum ist sie für Geldanlagen schlecht?

Inflation bedeutet, dass man sich mit dem gleichen Geld immer weniger leisten bzw. kaufen kann – Kaufkraftverlust. Durch steigende Preise sinkt der Wert des bereits angesparten Vermögens, sofern keine positiven Realrenditen erwirtschaftet werden.

Ideal gewählte Veranlagung berücksichtigt Inflation bereits

Welchen Einfluss hat die Inflation auf bestehende Geldanlagen?

Je nach Art der gewählten Veranlagung wirkt sich Inflation insbesondere kurzfristig auf die Kursentwicklung aus. Die Wahrscheinlichkeit in Cash und Sparbüchern langfristig Kaufkraft zu verlieren, ist sehr hoch. Aktien- und Anleihen erleiden kurzfristig zumeist Kursverluste und Rohstoffe profitieren von steigenden Inflationen. Wichtig ist jedoch auch hier, sich wieder darauf zu besinnen, dass eine ideal gewählte Veranlagung bereits im Vorhinein auch mit Inflationsszenarien rechnet und durch entsprechende Risikostreuung die langfristigen Auswirkungen vernachlässigbar sind.

Sparbuch oder Aktienfonds – wo lohnt es sich derzeit noch Geld anzulegen?

Je nach Zweck und Anlagehorizont muss eine geeignete Veranlagungsstrategie erarbeitet werden. Aus diesem Grund ist es so wichtig, sich individuell mit seinem Berater abzusprechen und nicht auf Grund „allgemeiner Ratschläge“ Entscheidungen zu tätigen. Bei längeren Veranlagungshorizonten (z.B. >10 Jahre) kann jedoch davon ausgegangen werden, dass eine Veranlagung im Sparbuch die denkbar schlechteste Alternative darstellt.

Geldanlage geht nicht ganz ohne Risiko

Gibt es überhaupt noch eine sichere Geldanlage bzw. wo kann man sich noch Zinsen erhoffen?

Wie im gesamten Leben ist jede Entscheidung – so auch die Veranlagungsentscheidung – mit gewissen Risiken und Chancen behaftet. Für kurzfristige Veranlagungen besteht das größte Risiko in plötzlichen Kursverlusten zum gewünschten Entnahmezeitpunkt. Bei langfristigen Veranlagungen besteht das größte Risiko darin weniger Rendite als die Inflation zu erwirtschaften. Je nach Investor und Risikoeinstellung ist es die Aufgabe eines Vermögensberaters für den Kunden die geeigneten Produkte zu finden.

Und was ist mit Immobilien?

Immobilien können im Gesamtkonzept einer idealen Veranlagung durchaus eine Rolle spielen, jedoch ist wie bei allen anderen Optionen individuell auf den Investor einzugehen. Der Vorteil, den die meisten Menschen im „Betongold“ genießen ist, dass Preise nicht täglich abrufbar sind und somit Preisschwankungen nicht täglich ersichtlich sind. Würden Kunden auch bei anderen Möglichkeiten wie z.B. Fonds nur alle 10 bis 20 Jahre eine Schätzung des Wertes vornehmen, so wären diese auch zumeist positiv überrascht vom Wert der Anlage.

Gold oder Kryptowährung können Teil des Gesamtkonzeptes sein

Welche Anlagealternativen gibt es und was sind deren Vor- und Nachteile?

Das Anlageuniversum umfasst alle erdenklichen Möglichkeiten von Aktien, Anleihen, Fonds, Immobilien bis hin zu Veranlagungen in seltene Weine. Das größte Risiko bei einer Veranlagung in Wein besteht wohlmöglich darin, den Wein selbst zu trinken. Je nach individuellen Präferenzen gilt es eine geeignete Strategie mit dem Berater zu entwickeln, um sicherzustellen, dass die Ziele erreicht werden können. Die Vor- und Nachteile sind mit dem Berater zu besprechen, da diese immer im Sinne des Gesamtkonzeptes verstanden werden müssen.

Und für wen eignen sich diese Alternativen, braucht man Vorwissen?

Grundsätzlich gilt die alte Regel, dass man nur in Dinge investieren sollte, die man auch versteht. Die Aufgabe eines guten Beraters ist es nicht nur, die geeignete Strategie mit dem Kunden gemeinsam zu entwickeln, sondern auch als Art Übersetzer oder Kommunikator zu fungieren, um den Kunden alle Chancen und Risiken einer Veranlagungsmöglichkeit verständlich zu machen.

Angekündigte Anhebung des Leitzinses bereits sichtbar

Die EZB könnte im Sommer den Leitzins (endlich) wieder anheben – was würde das für Geldanlagen/Sparer bedeuten?

Die Implikationen der Zinserhöhung sind an den Märkten längst sichtbar. Kurzfristig reagieren Aktien- und Anleihenmärkte zumeist negativ auf Zinserhöhungen. Auch hier gilt es sich wieder auf das Ziel des Anlegers zu besinnen, Ruhe zu bewahren und zu reflektieren ob man am richtigen Weg ist seine Ziele zu erreichen.