Immobilien-Obmann Paul Perkonig
© WKK/KK

Leerstandsabgabe: Ohne qualitative Daten ein Irrweg

Mit den vorliegenden Erfahrungswerten und der fragwürdigen Datenlage an die Einführung einer Leerstandsabgabe zu denken, ist für die Kärntner Immobilien- und Vermögenstreuhänder nicht nachvollziehbar. Sie plädieren daher weiterhin für eine sachliche und fundierte Diskussion auf Basis qualitativer Daten und klarer Definitionen. Nur so kann eine effektive Lösung der Leerstandsproblematik gefunden werden.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 14.09.2024


In Kärnten zeichnet sich noch keine politische Einigung über die Leerstandsabgabe ab. Während die SPÖ diese befürwortet und darin eine Maßnahme zur Schaffung von mehr leistbarem Wohnraum sieht, lehnt die ÖVP eine Leerstandsabgabe ab. Auch in anderen Bundesländern herrscht Uneinigkeit über das neue Bundesgesetz. Kein Wunder, wenn man sich die Fakten genauer ansieht.

Fehlende qualitative Daten und unklare Definitionen

Wie viele Wohnungen stehen in Österreich leer? Das weiß niemand so genau. Ein zentrales Problem in der Diskussion um die Leerstandsabgabe ist der Mangel an qualitativen Daten. Die von Greenpeace genannte Zahl von 230.000 leerstehenden Wohnungen in Österreich beruht auf einer reinen Modellrechnung. Die zugrunde liegende Datenlage ist äußerst bruchstückhaft, schwer vergleichbar und ungenau. Dennoch wird diese Zahl von vielen Medien und politischen Parteien als Argument für die Einführung einer Leerstandsabgabe herangezogen. Paul Perkonig, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Kärnten, wundert sich: „Zu glauben, mit Schätzungen und Annahmen Wohnungspolitik machen zu können, ist schon kurios.“

Hoher Verwaltungsaufwand und geringe Einnahmen

Ein weiterer Kritikpunkt ist der hohe Verwaltungsaufwand, der mit der Einhebung einer Leerstandsabgabe verbunden ist. Die Erfassung der Leerstände ist komplex und erfordert einen hohen bürokratischen Aufwand. Die Einnahmen aus der Leerstandsabgabe stehen in keinem Verhältnis zu den Verwaltungs- und Kontrollkosten.

Erfahrungen anderer Bundesländer

In anderen Bundesländern und Städten hat sich die Leerstandsabgabe als wenig effektiv erwiesen. Studien aus Vorarlberg, Salzburg, Wien und Graz zeigen, dass die Methoden zur Erfassung der Leerstände oft ungenau sind und eine hohe Fehlerquote (60 %) aufweisen. In Graz wurden beispielsweise bis zu 38.000 leerstehende Wohnungen geschätzt, tatsächlich waren es rund 3.000 Wohnungen. In Salzburg gibt es Diskussionen und Überlegungen, die Leerstandsabgabe wieder abzuschaffen.

Definition von Leerstand unklar

Ein grundsätzliches Problem ist auch die unklare Definition von Leerstand. Verschiedene Studien legen unterschiedliche Kriterien an, was Leerstand eigentlich ist. Eine bundesweit einheitliche Definition, ab wann von Leerstand gesprochen werden kann, ist eine Grundvoraussetzung, um Rechtssicherheit zu schaffen. In Wien schwanken die Leerstandsschätzungen je nach Definition zwischen 30.000 und 100.000 Wohnungen.

Fazit: Irrweg statt Lösung

Perkonig appelliert daher einmal mehr: „Die Kärntner Immobilien- und Vermögenstreuhänder fordern nach wie vor eine sachliche Diskussion über die tatsächlichen Ursachen des Leerstandes und die Suche nach wirksamen Lösungen, um leerstehende Wohnungen wieder in den Wohnungsmarkt zu integrieren. Wir sollten uns schnellstmöglich darauf konzentrieren, wie wir Revitalisierung und Wohnbau fördern können, um bereits bestehenden Wohnraum wieder zu mobilisieren. Die Leerstandsabgabe ist nicht die Lösung, sondern vielmehr ein Irrweg.“

Weitere interessante Artikel
  • Astrid Legner, Patricia Radl-Rebernig, Claudia Trattnig, Lydia Kienzer-Schwaiger und Tanja Telesklav sitzen an einem Tisch.
    Kinderbetreuung im Sommer: Mamas tragen die Hauptlast
    Weiterlesen
  • Kunstgegenstände
    Erneuter Rekord an Aussteller:innen für Kärntner Kunsthandwerk
    Weiterlesen