Peter Storfer
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WK-Gewerbe und Handwerk: Stimmungsbarometer erheblich gestiegen

Die Konjunkturdaten für das 2. Quartal zeigen einen leichten Aufwärtstrend, von einer Erholung der Branche ist man aber noch weit entfernt. Handwerkerbonus NEU, der ab 15. Juli rückwirkend beantragt werden kann, soll Umsätze ankurbeln. Spartenobmann Storfer fordert „Bürokratie-Stopp“. Überbordende Bürokratie verschärft Fachkärftemangel.

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Aktualisiert am 14.09.2024

Die Zahlen sind, wie sie sind. Sie sind besser als im Vorquartal und das ist sehr erfreulich für unsere Handwerksbetriebe, aber die niedrige Auftragslage gibt Anlass zur Sorge“, kommentiert Peter Storfer, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, die aktuellen Konjunkturdaten für das zweite Quartal 2024. Vor allem im Bau- und Baunebengewerbe ist keine Erholung in Sicht. Zudem hat sich die Geschäftslage in der Industrie massiv verschlechtert. Dass die Handwerksbetriebe ob des heftigen Gewitters bei den Industriebetrieben bald die Blitze abbekommen könnten, ist nicht auszuschließen. „Unsere Branche wird die Auswirkungen zeitversetzt zu spüren bekommen. Es muss dringend an der Kostenschraube für die Unternehmen gedreht werden. Die hohen Kollektivvertragsabschlüsse und die nach wie vor exorbitant hohen Energiekosten machen den Betrieben schwer zu schaffen“, so Storfer. Wie die rund 20.000 Kärntner Gewerbe- und Handwerksbetriebe das vergangene zweite Quartal abgeschlossen haben und wie sich die Umsätze und Aufträge von April bis Juni 2024 entwickelt haben - darüber geben die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung für das zweite Quartal 2024 der KMU Forschung Austria Auskunft.

Im Vergleich zum Vorquartal hat sich die Stimmung deutlich aufgehellt: Der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage ist zwar etwas höher (22 % im 1. Quartal 2024; 27 % im 2. Quartal 2024), aber der Anteil der Betriebe mit einer guten Geschäftslage ist stark gestiegen (von 12 % auf 24 %). Der Anteil der Betriebe mit einer saisonüblichen Geschäftssituation ist im 2. Quartal 2024 (49 %) deutlich niedriger als im 1. Quartal 2024 (66 %).

Im ersten Quartal 2024 sind die Auftragseingänge und Umsätze nominal um 5,2 % im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Unter Berücksichtigung der Preissteigerungen von 4,7 % ergibt sich ein realer Umsatzrückgang von 9,9 %. Dies zeigt, vor welchen Herausforderungen sich die Betriebe stehen. Die Geschäftslage im zweiten Quartal wurde von 24 % der Betriebe als gut, von 49 % als saisonüblich und von 27 % als schlecht bezeichnet. Das Stimmungsbarometer hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht von -4 % auf -3 % verbessert, jedoch überwiegen weiterhin die pessimistischen Einschätzungen.

Investitionsgüternahe Branchen

In den investitionsgüternahen Branchen sichert der durchschnittliche Auftragsbestand eine Vollauslastung für 12,8 Wochen, was einem leichten Rückgang um 0,3 % entspricht. Positiv zu vermerken ist, dass 30 % der Betriebe zusätzliche Aufträge sofort ausführen könnten, gegenüber 18 % im Vorjahr. 72 % des Gesamtauftragsbestandes entfielen im 2. Quartal 2024 auf private/gewerbliche Auftraggeber, 15 % auf öffentliche Bauprojekte, die über Generalunternehmer bzw. Bauträger (Genossenschaften) abgewickelt werden, und 13 % auf Direktvergaben durch Bund, Länder und Gemeinden.

Konsumnahe Branchen

Die konsumnahen Branchen verzeichneten im zweiten Quartal eine gemischte Entwicklung: 17 % der Betriebe meldeten Umsatzsteigerungen, 58 % keine Veränderung und 25 % Umsatzrückgänge. Der Saldo von -8 %-Punkten stellt eine leichte Verschlechterung (-2 %) gegenüber dem Vorjahr dar. Die Erwartungen für das dritte Quartal 2024 bleiben verhalten. 16 % der Betriebe erwarten Umsatzsteigerungen, 56 % keine Veränderung und 28 % Rückgänge, was zu einem pessimistischen Saldo von -12 %-Punkten führt, ähnlich wie im Vorjahr.

Bei der Personalplanung zeigt sich, dass 19 % der Betriebe zwischen Juli und September 2024 eine Erhöhung des Beschäftigtenstandes planen, 77 % möchten diesen konstant halten und 4 % planen eine Reduktion. Insgesamt ergibt sich eine geplante Erhöhung des Beschäftigtenstandes um 5,1 %, was unter dem Niveau des Vorjahres liegt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Geschäftslage im zweiten Quartal 2024 von einer leichten Verbesserung geprägt war, obwohl die pessimistischen Einschätzungen überwiegen. Der nominale Umsatzrückgang von 5,2 % und der reale Rückgang von 9,9 % spiegeln die schwierige Marktsituation wider. Besonders betroffen sind die Bau- und Baunebengewerbe sowie die konsumnahen Gewerbe. Storfer: „Die Kärntner Bauwirtschaft, mit rund 2,3 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung und 40.000 Beschäftigten in 5.000 Betrieben ein wichtiger Konjunkturmotor, steht beim Wohnungsneubau noch immer massiv unter Druck. Eigenheimbauwillige warten auf die Ausgestaltung der Kreditgewährung und der von der Bundesregierung beschlossenen Zinsenstützung. Im Bereich der Eigentumswohnungen verhindert die Kärntner Wohnbauförderung, die von unrealistisch niedrigen Preisen ausgeht, eine positive Entwicklung. Wer eine Eigentumswohnung von einem Bauträger kaufen will, geht bei der Förderung meist leer aus. Hier muss die Politik endlich nachbessern.“

Kärnten-Österreich-Vergleich

Im österreichweiten Vergleich liegt Kärnten bei den Auftragseingängen hinter dem „Industriebundesland“ Oberösterreich an vorletzter Stelle, bei den Auftragsbeständen der Investitionsgüterbranchen ist Kärnten sehr gut positioniert und liegt an zweiter Stelle (- 0,3 %).

Trotz der Verbesserung bei der Fähigkeit zur sofortigen Auftragsverfügbarkeit bleibt die Stimmung insgesamt pessimistisch, und keine Branche konnte im zweiten Quartal einen positiven Saldo erzielen. Die Erwartungen für das restliche Jahr 2024 bleiben ebenfalls mehrheitlich negativ, was sich im pessimistischen Stimmungsbarometer für das dritte Quartal widerspiegelt.

Handwerkerbonus NEU als Konjunkturmotor

Ein wichtiger und dringend notwendiger Impuls zur Konjunkturbelebung für die baunahen Handwerks- und Gewerbebetriebe ist der Handwerkerbonus NEU, der ab 15. Juli beantragt werden kann. Storfer: „Damit wird die regionale Wertschöpfung gezielt angekurbelt, was vor allem den vielen KMU in den Regionen hilft, und Beschäftigung sichert. Zugleich wird durch den Handwerkerbonus der Faktor Arbeit entlastet und Schwarzarbeit effizient eingebremst.“

Im Rahmen dieser Aktion werden die reinen Arbeitskosten für Handwerkerleistungen auf diesen Gebieten gefördert, die zwischen 1. März 2024 und 31. Dezember 2025 anfallen bzw. angefallen sind. Voraussetzung ist, dass die Arbeiten von einem befugten Unternehmer erbracht und in Rechnung gestellt werden und die Arbeitskosten in der Rechnung gesondert ausgewiesen sind. Die Untergrenze der Gesamtkosten liegt bei 250 Euro, die Obergrenze für heuer bei 10.000 Euro, für das kommende Jahr bei 7500 Euro pro Person und Wohnobjekt. Mit der Förderung können damit heuer maximal 2000 Euro, im kommenden Jahr maximal 1500 Euro lukriert werden. „Der Handwerkerbonus NEU stärkt nicht nur das Handwerk, sondern die gesamte Wirtschaft, indem er Sanierungen und Modernisierungen attraktiver macht und gleichzeitig einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet“, ergänzt Storfer.

Kampf den Bürokratiemonstern

Ein großes Problem insgesamt ist der steuerliche und bürokratische Rucksack, der in Österreich viel zu schwer ist. Storfer: „Unsere Gewerbe- und Handwerksbetriebe sind das Rückgrat der Wirtschaft. Sie sichern Arbeitsplätze, treiben Innovation voran und sind nah am Kunden. Doch ihr Erfolg ist in Gefahr. Überbordende Bürokratie, insbesondere durch neue EU-Vorschriften, hemmt ihre Innovationskraft und Flexibilität.“ Die Branche fordert daher eine radikale Reduzierung der Bürokratie um 25 %. Neue Auflagen müssen gestoppt und bestehende Erleichterungen, etwa bei Registrierkassen und beim Arbeitnehmerschutz, ausgeweitet werden. Anstatt bürokratische Hürden aufzubauen, plädieren die Betriebe für die Anerkennung sozialer und ökologischer Standards innerhalb der EU. 

Die Wirtschaftskammer Niederösterreich setzt sich daher gemeinsam mit den Landeskammern und der Wirtschaftskammer Österreich dafür ein, endlich Vereinfachungen zu entwickeln, um den Bürokratieaufwand nachhaltig zu senken und fordert ein/e:  

  • Reduktion, Vereinfachung und Vereinheitlichung von Pflichten
  • Bessere Abstimmung und Zusammenarbeit der Behörden
  • Bessere Verständlichkeit von Gesetzen und Richtlinien
  • Monitoring des Bürokratieabbaus und Überprüfung neuer Gesetzesvorhaben

Für Storfer ist klar: „Wir haben in Österreich im europäischen und internationalen Vergleich ohnehin schon hohe Kosten für Arbeit und Energie. Unsere Unternehmen setzen lieber auf Innovation, Wachstum und neue Jobs als auf Zettelwirtschaft, die die Wettbewerbsfähigkeit schmälert und Investitionen ins Ausland treibt. Die Bundesregierung muss endlich nach dem Motto „Weniger ist mehr“ handeln. Ich appelliere, auf unsere Betriebe zu hören. Denn unsere Unternehmerinnen und Unternehmer wissen ganz genau, wie effizient gearbeitet wird. Das liegt in ihrer DNA.“  

Ausblick

Für das Jahr 2024 herrscht grundsätzlich Zuversicht, die die Unternehmen verhalten, aber positiv in die Zukunft blicken lässt. Sorgen bereiten ihnen die flaue Kundennachfrage und steigende Kosten. Der Fachkräftemangel wird zunehmend zum Engpass. Mit zu wenigen Arbeitskräften kann es keine erfolgreiche Entwicklung geben“, so Storfer abschließend.

 

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