Harald Mahrer
© Dragan Tatic

WKÖ-Mahrer: Aktuelle Herausforderungen lösen wir nur mit Wahlfreiheit

market-Umfrage zeigt: Unternehmen trotz Krisen optimistisch, Energie und Arbeitskräftemangel bleiben Flaschenhälse beim Wachstum

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023
"Es wird Zeit, die Weichen für Wachstum zu stellen. Die wichtigsten Stellhebel dafür sind Energie und Arbeitsmarkt, denn das sind die zentralen Herausforderungen für die heimischen Unternehmen“, betont Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), im Rahmen eines Pressegesprächs - und weiter: "Es ist nun an der Zeit, dass von den zuständigen Stellen Entscheidungen getroffen werden“. Laut einer aktuellen market-Umfrage blicken 52 Prozent der Unternehmen mit Zuversicht auf die nächsten 6 Monate, so viele wie zuletzt im Jänner 2022, aber die gestiegenen Energiepreise sowie die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften werden als größte Wachstumsbremsen gesehen.  
Laut den Umfrageergebnissen sehen sich die Unternehmen nach wie vor mit hohen Kosten konfrontiert: "Die enormen Preisunterschiede bei Energie sind ein absoluter Standortnachteil – v.a. gegenüber den USA geraten Österreich und Europa bei der Wettbewerbsfähigkeit zunehmend ins Hintertreffen. Da herrscht akuter Handlungsbedarf“, stellt Mahrer klar. Die Umfrage zeigt außerdem: 72 Prozent der befragten Unternehmen würden zwar bereits Energiesparmaßnahmen setzen und „sparen, wo sie können. Aber das allein kann die enormen Preissteigerungen nicht kompensieren, was die Notwendigkeit von Energiehilfen einmal mehr bekräftigt“.

Wahlfreiheit statt Zwang: Kinderbetreuung ausbauen, Überstunden attraktivieren, Anreize für längeres Arbeiten setzen 

Der Arbeitskräftemangel ist eine der zentralen Herausforderungen für die Unternehmen. Aus der aktuellen market-Umfrage wird deutlich, wo Unternehmen aber auch Arbeitnehmer:innen Verbesserungspotenzial sehen: "Beispiele sind der Ausbau der Kinderbetreuung, die Steuerbefreiung von Überstunden und Anreize für längeres Arbeiten“, so der WKÖ-Präsident. 
Aktuell liege die Betreuungsquote bei den Unter-Dreijährigen bei weniger als 30 Prozent. Gelinge hier eine signifikante Steigerung, bedeute dies zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse. "Und vergessen wir nicht: Auch unter den Frauen mit Betreuungspflichten, die bereits arbeiten, gibt es viele, die bei einem entsprechenden Kinderbetreuungsangebot gerne mehr arbeiten würden“, so Mahrer, der hinzufügt: "Wir brauchen bei der Kinderbetreuung echte Wahlfreiheit. Wir brauchen nicht nur Quantität, sondern auch Qualität – und die darf auch etwas kosten. Denn vom Ausbau der Kinderbetreuung profitieren alle – die Eltern durch mehr berufliche Freiräume, die Betriebe durch mehr Arbeitskräfte und am Ende des Tages wir alle durch mehr Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand für unser Land.“  

Mehrarbeit muss sich lohnen  

"Wenn jemand bereit ist, mehr zu arbeiten, dann muss sich das auch lohnen“, unterstreicht Mahrer. Die Wirtschaft fordert daher eine Verdoppelung der steuerfreien Überstundenzuschläge von 10 auf 20 Stunden pro Monat. Gerade junge Menschen sind motiviert, mehr Überstunden zu leisten, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen passen. (70 Prozent bei den 16- bis 29-Jährigen) 

Beim Thema Anreize für längeres Arbeiten fordern hingegen vor allem die älteren Altersgruppen Verbesserungen bei Anreizen für einen späteren Pensionsantritt sowie beim Zuverdienst in der Pension. "Es zeigt sich: Gerade jene, die kurz vor der Pension stehen oder schon in Pension sind, wären durchaus motiviert, noch zu arbeiten“, betont der WKÖ-Präsident. (83 Prozent der über 60-Jährigen gaben an, bei den richtigen Anreizen in der Pension weiterarbeiten zu wollen.) Positiv werden solche Anreize auch von den Unternehmen gesehen: 88 Prozent halten es für eine wirksame Maßnahme, um längeres Arbeiten zu fördern, wenn man in der Pension abgabenfrei dazuverdienen kann. Drei Viertel der Unternehmen können sich vorstellen, pensionierte Personen einzustellen. "Sowohl die Bevölkerung als auch die Unternehmen haben die Probleme am Arbeitsmarkt erkannt und sind auch bereit, ihren Teil zur Lösung beizutragen. Voraussetzung ist, dass die Rahmenbedingungen stimmen und es entsprechende Anreize gibt. Das sind die Aufgaben für die kommenden Monate, bei denen die Politik nun an ihren Taten zu messen sein wird“, so Mahrer. (PWK063/RA)

Weitere interessante Artikel