Spar-Kaufmann Georg Reichl (rechts im Bild mit seiner Mitarbeiterin Safeta Pobric, Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Johann Peter Höflmaier, dem Geschäftsführer der Sparte Handel in der WKS) hat von der Nahversorgerförderung des Landes profitiert.
© WKS/wildbild

Die Erfolgsgeschichte geht weiter

Das Land Salzburg hat die seit Jahrzehnten bewährte Nahversorgerförderung neuerlich verlängert und ausgeweitet. Damit ist vorerst bis Jahresende sichergestellt, dass Investitionen von Lebensmitteleinzelhändlern mit einer Kreditsumme von bis zu 200.000 € auch weiterhin gefördert werden.

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Aktualisiert am 13.03.2023

Kleine und mittelgroße Lebensmittelgeschäfte versorgen die Bevölkerung vor Ort mit Waren des täglichen Bedarfs. Damit sie dieser wichtigen Aufgabe nachkommen können und um die regionale Wirtschaft zu stärken hat das Land Salzburg 1992 die Nahversorgerförderung eingeführt.  

Beispielhaftes Förderprogramm 

In Anspruch nehmen können die Förderung Nahversorger mit Vollsortiment, die höchstens zehn Betriebsstätten betreiben, deren Lebensmittelverkaufsfläche 600 Quadratmeter nicht übersteigt und die pro Jahr höchstens 4 Mill. € Umsatz pro Standort erwirtschaften. „Mit der Verlängerung dieser bereits seit Jahrzehnten erfolgreichen Förderaktion unterstützen wir die Sicherung und Verbesserung der Nahversorgersituation in Salzburg und erhöhen gleichzeitig die regionale Wertschöpfung. Nahversorger sind als unverzichtbarer Bestandteil einer intakten Versorgungsstruktur und Ort des Austausches wichtige Treffpunkte für die Bürger:innen in den Gemeinden, leisten einen zentralen Beitrag zur Belebung von Ortskernen und bewahren somit eine hohe Wohn- und Lebensqualität“, betont Wirtschaftsreferent und Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer. 

Unbürokratisch und treffsicher 

Johann Peter Höflmaier, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Salzburg, begrüßt die Fortsetzung der Förderinitiative. „Diese Maßnahme ist ein enorm wichtiger Beitrag zur Sicherung der Nahversorgung vor Ort. Hier werden vor allem kleinere Betriebe unbürokratisch und mit hoher Treffsicherheit unterstützt“, meint Höflmaier. „Der Lebensmittelhandel ist ein zentraler Faktor für die Infrastruktur eines Ortes, der Frequenz schafft und damit auch andere Branchen beflügelt. Insofern kommt der Nahversorgerförderung eine wesentliche regionale Bedeutung zu, die über den Lebensmittelhandel hinausgeht.“ 

Von der Einführung der Nahversorgerförderung 1992 bis Ende des vergangenen Jahres wurden 1.724 Förderungen bewilligt. Die Fördersumme betrug insgesamt knapp 7,7 Mill. €. Die durch die Förderung ausgelösten Investitionen sind fast siebenmal so hoch und liegen bei mehr als 50 Mill. €.  

Einer der Nutznießer des Förderprogramms ist Georg Reichl, dessen Spar-Supermarkt in Puch-Urstein im Vorjahr neu errichtet wurde. „Der Umbau, verbunden mit einer Modernisierung und Erweiterung der Verkaufsfläche, stellte mich als selbstständigen Kaufmann vor große Herausforderungen. Die Nahversorgerförderung des Landes erleichterte mir die Finanzierung enorm. Ich freue mich, dass das Förderungsprogramm für künftige Investitionen der selbstständigen Lebensmittelkaufleute verlängert wurde. Qualitativ hochwertige Nahversorgung wird damit in Salzburg auch zukünftig gesichert“, meint Reichl.   

Wer kann die Förderung beantragen? 

  • Gefördert werden Unternehmen mit einem Lebensmittel-Vollsortiment, die dem Gremium Lebensmittelhandel der Wirtschaftskammer Salzburg angehören und höchstens zehn Betriebsstätten betreiben. Sofern es im Ort keinen Lebensmittelhändler mehr gibt, können auch Bäcker und Fleischer ansuchen, die Mitglied der Landesinnung Lebensmittelgewerbe sind. 
  • Die Förderung kann von Nahversorgern in Anspruch genommen werden, die jährlich maximal 4 Mill. € Umsatz mit Lebens- und Genussmitteln pro Standort erwirtschaften und deren reine Lebensmittelverkaufsfläche höchstens 600 Quadratmeter beträgt. 
  • Die Investitionsförderung erfolgt bei einer Kreditsumme von maximal 200.000 € durch einen Zinszuschuss von 6% pro Jahr für fünf Jahre. Ausgezahlt werden bis zu 33.000 €. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, über einen Sonderfonds den ersten bzw. letzten Nahversorger in einem Ort mit einem Zinszuschuss von weiteren 3% zu fördern. Für Investitionen bis zu 50.000 € netto kann ein Direktzuschuss von 10% der förderbaren Kosten gewährt werden.  
  • Die Betriebsmittelförderung sieht für einen Kreditrahmen von maximal 90.000 € einen Zinszuschuss von 3% pro Jahr für fünf Jahre vor. Der maximale Zuschuss beträgt bei halbjährlicher Auszahlung 13.500 €.  

Zahlen und Fakten:  

2020 hatten 255 Unternehmen, die dem Lebensmitteleinzelhandel zuzurechnen sind, ihren Sitz im Bundesland Salzburg. Dazu zählen auch große Konzerne, die in ganz Österreich Filialen betreiben. 98% sind aber kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 250 Beschäftigten. 209 (82%) beschäftigen weniger als zehn Mitarbeiter:innen und zählen damit zu den Kleinstunternehmen. 

Insgesamt gibt es in Salzburg rund 300 Lebensmittelnahversorger mit einer Verkaufsfläche von über 200 Quadratmetern. Zählt man die Teilversorger ab einer Fläche von 30 Quadratmetern dazu, sind es etwa 400 Geschäfte. Diese Zahl ist seit Jahren stabil.  

Elf Salzburger Gemeinden haben derzeit keinen Lebensmittelvoll- bzw. –teil- versorger. Davon befinden sich sechs im Lungau (Göriach, Lessach, St. Andrä, Thomatal, Unternberg und Weißpriach), vier im Flachgau (Dorfbeuern, Ebenau, Köstendorf und Plainfeld) und eine im Tennengau (Scheffau). 

Die Branche ist nicht nur ein zentraler Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein wichtiger und verlässlicher Arbeitgeber: In den Salzburger Lebensmittelgeschäften arbeiten knapp 8.500 unselbstständig Beschäftigte. Die Zahl der Mitarbeiter:innen ist seit 2010 um rund 2.250 oder 36,2% gestiegen. Im gesamten Salzburger Lebensmittelhandel werden derzeit rund 360 Lehrlinge ausgebildet (280 im Einzel- und 80 im Großhandel).  

Während der Corona-Krise sicherte der Lebensmitteleinzelhandel die Grundversorgung der Bevölkerung. Die Umsätze der Lebensmittelhändler mit Sitz in Salzburg stiegen 2020 nominell um 13,8% auf 9,54 Mrd. € und 2021 um 2,2% auf 9,75 Mrd. €. Auch die Investitionen gingen deutlich nach oben und betrugen im ersten Pandemiejahr 2020 rund 471 Mill. €. „In Salzburg sind die Investitionen in Relation zu den Umsatzerlösen deutlich höher als im Österreich-Durchschnitt ausfallen. Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass die Investitionstätigkeit im Salzburger Lebensmitteleinzelhandel durch Fördermaßnahmen wie die Nahversorgerförderung nicht nur unterstützt, sondern in hohem Ausmaß angestoßen wird“, erklärt Peter Voithofer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung.  

Die wirtschaftliche Lage der Unternehmen ist gekennzeichnet durch hohe Preissteigerungen und geringe Margen. Laut Berechnungen der KMU Forschung Austria erwirtschafteten die in Salzburg ansässigen KMU des Lebensmitteleinzelhandels im Bilanzjahr 2021 einen durchschnittlichen Gewinn von 1,7% vor Steuern. Das bedeutet, dass von einem Netto-Umsatz von 100 € nur rund 1,70 € übrigbleiben. 

Bei den Kosten ist der größte Brocken der Handelswareneinsatz, der rund 72% der Betriebsleistung ausmacht. Für Personalkosten werden knapp 16% aufgewendet.


Quellen: Statistik Austria, Economica Institut für Wirtschaftsforschung, KMU Forschung Austria, Sparte Handel der WKS