Panoramablick auf Warschau mit vielen hellen historischen Häusern und roten Dächern. Im Hintergrund sieht man die Skyline mit vielen modernen Wolkenkratzern
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Polen: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur polnischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Wirtschaftliche Stärke, hohe Beschäftigungszahl, steigender Konsum – all das macht Polen zu einem attraktiven Investitions- und Exportland für österreichische Unternehmen.

Polen ist als sechstgrößtes Land der Europäischen Union zugleich dessen sechstgrößte Volkswirtschaft gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Unter den seit 2004 der EU beigetretenen Mitgliedsstaaten ist Polen die mit Abstand stärkste Volkswirtschaft.

Das Wirtschaftswachstum Polens hat sich im Jahr 2023 allerdings aufgrund der hohen Inflation, der Straffung der Geldpolitik der polnischen Nationalbank, der Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine und der sinkenden Nachfrage bei den wichtigsten Handelspartnern deutlich verlangsamt und stagnierte letztendlich bei 0,2 %. Für 2024 wird jedoch wieder mit einem Wachstum von 2,8 % gerechnet.

Die Inflation erreichte nach über einem Jahr kontinuierlichen Anstiegs im Februar 2023 mit 18,4 % ihren Höhepunkt. Anschließend sank die Inflation kontinuierlich und lag 2023 im Jahresdurchschnitt bei 11,4 %. Die hohe Inflation in Polen ist vor allem auf die hohen globalen Energiepreise, stark steigende Lebensmittelpreise und die hohen Lohnsteigerungen samt niedriger Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Laut Prognosen soll die Inflation im Jahr 2024 auf 4,1 % zurückgehen.

Der Polnische Zloty nimmt aktuell gegenüber dem Euro an Wert zu. Im Jahresdurchschnitt 2023 lag der Wechselkurs bei rund 4,5 Zloty/Euro. Mit Anfang 2024 sank der Wechselkurs weiter und lag im April bei knapp 4,3 Zloty/Euro.

Die Arbeitslosenquote betrug Anfang 2024 in Polen 5,4 %. Die Arbeitslosenquote verbesserte sich im Laufe der letzten 30 Jahre deutlich und liegt seit 2018 kontinuierlich zwischen 5,0 % und 6,8 %. Besonders niedrig ist die Arbeitslosenrate bei der Bevölkerung zwischen 15 und 29 Jahren. Hier gehört Polen zu den besten Ländern innerhalb der EU. Die niedrige Arbeitslosenquote von unter 2 % in manchen Regionen Polens birgt allerdings Probleme bei der Verfügbarkeit von Fachkräften. Unternehmen werben um Arbeitskräfte, was – neben der kontinuierlichen spürbaren Erhöhung der Mindestlöhne und der hohen Inflation – zu steigenden Arbeitskosten führt.

Seit Jänner 2024 beträgt der Mindestlohn in Polen branchenweit PLN 4.242 brutto, was rund 989 Euro und einem Anstieg von knapp 18 % im Vergleich zum Jahr 2023 entspricht. Der Mindestlohn hat sich seit 2018 damit mehr als verdoppelt – und im Vergleich zu 2008 sogar fast vervierfacht. Für Juli 2024 ist eine weitere Erhöhung des Mindestlohnes auf PLN 4.300 (rund 1.002 Euro) geplant.

Zu den dominierenden Zukunftsthemen in Polen gehören insbesondere der Grüne Energiewandel, die Digitalisierung sowie das Re- und Nearshoring.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Polen gehört zu den wichtigsten Handelspartnern Österreichs. Mehr als 3,6 % der österreichischen Exporte entfallen auf den polnischen Markt. Im Jahr 2023 beliefen sich die Warenexporte von Österreich nach Polen auf rund 7,34 Mrd. Euro. Polen ist damit das 6. wichtigste Exportland für Österreich.

Chemische Erzeugnisse weisen das höchste Exportvolumen von Österreich nach Polen auf; in die über 2,1 Mrd. Euro Exporte fallen vor allem Arzneimittel und Impfseren. Auf Rang 2 befinden sich Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge wie Straßenfahrzeuge, Elektromaschinen und Arbeitsmaschinen – ebenfalls mit über 2 Mrd. Euro an Exporten – gefolgt von über 1,6 Mrd. Euro an bearbeiteten Waren, wie z.B. Metall- und Papierwaren und Stahlprodukten.

Die Warenimporte von Polen nach Österreich beliefen sich im Jahr 2023 auf rund 6,65 Mrd. Euro. Polen ist damit das 7. wichtigste Importland für Österreich.

Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge weisen mit knapp 2,3 Mrd. Euro das höchste Importvolumen nach Österreich auf, darunter fielen vor allem Straßenfahrzeuge, elektrische Geräte und mechanische Anlagen. Auf Rang 2 befinden sich bearbeitete Waren wie Metall-, Papier- und Holzwaren mit knapp 1,3 Mrd. Euro, gefolgt von 1,1 Mrd. Euro an sonstigen Fertigwaren wie Kunststoffartikeln, Spielgeräten oder Druckerzeugnissen.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Österreichische Unternehmen haben bereits vielfach vor Jahrzehnten ihr Geschäft auf dem polnischen Markt ausgebaut und sich hier etabliert. Insgesamt sind heimische Firmen mit rund 700 Niederlassungen in Polen vertreten. Der polnische Markt bietet für österreichische Unternehmen die Chance, geschäftlich erfolgreich zu werden.

Polen konnte als Gewinner des EU-Budgets bis 2027 hervorgehen, dessen Auszahlung an Bedingungen geknüpft war und schrittweise erfolgen soll. Die EU-Mittel aus der Recovery and Resilience Facility (RRF) und dem Kohäsionsfonds belaufen sich zusammen auf mehr als 111 Mrd. Euro an Förderungen und 25,3 Mrd. Euro an Darlehen. Die Mittel werden in die Bereiche wirtschaftliche Entwicklung, Innovation, Umwelt, Digitalisierung, Bildung und Gesundheit investiert. Im Einklang mit den Zielen der Europäischen Union wird ein erheblicher Teil des Budgets für Klimaziele (46,6 %) und den digitalen Wandel (21,3 %) bereitgestellt und kann Möglichkeiten für österreichische Unternehmen aus diesen Bereichen bieten.

Im Bereich der Digitalisierung hat Polen im EU-Durchschnitt gemäß dem Digital Economy and Society Index weiteres Aufholpotenzial. Der Digitalisierungsgrad in Polen nimmt allerdings kontinuierlich zu. Die Budgetmittel aus der erwähnten EU Recovery und Resilience Facility (RRF), welche mit über 7,5 Mrd. Euro explizit für den digitalen Wandel des Landes bereitgestellt werden, beinhalten unter anderem die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, den Ausbau des Breitband- und 5G-Netzes, die Digitalisierung des Bildungssystems und die Entwicklung digitaler Kompetenzen, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit und Cybersicherheit, die Digitalisierung der Stromnetze zur Verringerung von Energieverlusten und -emissionen sowie den Ausbau elektronischer Gesundheitsdienste.

Polen plant als einer der größten Eisenbahnmärkte in Mittel- und Osteuropa in den kommenden Jahren eine umfangreiche Modernisierung und Ausweitung seiner Eisenbahninfrastruktur. Besondere Bedeutung wird dem CPK-Projekt beigemessen. Der Centralny Port Komunikacyjny (CPK) ist ein geplanter Verkehrsknotenpunkt zwischen Warschau und Łódź, der Luft-, Schienen- und Straßenverkehr integrieren soll. Ob plangemäß bereits 2027 das erste Flugzeug vom Zentralflughafen starten wird, bleibt abzuwarten. Investitionen in die Eisenbahnanbindung umfassen den Eisenbahnknotenpunkt in der Nähe des Flughafens sowie Eisenbahnverbindungen innerhalb Polens, die einen Transfer zwischen Warschau und den größten polnischen Städten in weniger als 2,5 Stunden ermöglichen sollen. 

Auch Projekte im Bereich Smart City werden in allen großen polnischen Städten umgesetzt – speziell in Südpolen (Krakau und Kattowitz), aber auch in Warschau und Breslau gibt es hierzu bereits regelmäßige Kontakte mit Österreich.

Aktuelle geopolitische Herausforderungen wie die Pandemie und Kriege brachten zahlreiche Unternehmen dazu, ihre Supply-Chain-Strategie zu überdenken. Auch die Themen Nachhaltigkeit und ESG spielen eine wichtige Rolle. Besonders europäische Unternehmen richten ihre Lieferketten neu aus, um nachhaltiger und risikominimierend agieren zu können. Von der Kürzung der Lieferketten und Verlagerung näher an die Endverbraucher profitiert Polen, das für europäische Unternehmen bereits eines der beliebtesten Länder für Sourcing sowie Reshoring und Nearshoring ist. Die Faktoren Arbeitskraft (wenn auch in zunehmendem Maße knapp), geographische Lage sowie die gute und vor allem oft neue Infrastruktur sind maßgebliche Gründe für die Attraktivität Polens.

Publikation Bauprojektliste Polen

Gerne weisen wir darauf hin, dass das AußenwirtschaftsCenter Warschau eine Bauprojektliste für ganz Polen führt, in der Ausschreibungen mit vorhandenen Informationen auf Deutsch und Polnisch sowie Kontaktdaten angegeben sind.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an das AußenwirtschaftsCenter Warschau.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Polen der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Polen problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen und außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Warschau anfordern können. 

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Polen

Das AußenwirtschaftsCenter Warschau berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Polen haben. 

Stand: 10.04.2024