Blick auf die Prager Altstadt mit vielen historischen Gebäuden, rechts im Bild sieht man  die Moldau mit vielen Brücken, darunter die Karlsbrücke
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Tschechien: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur tschechischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

Lesedauer: 4 Minuten

Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht 

Die tschechische Wirtschaft schrumpfte bis Ende Q3/2023 im Jahresvergleich um 0,6 % und dürfte auch im Gesamtjahr 2023 leicht ins Minus rutschen. Die tschechische Republik hat damit als einziges EU-Land das prä-pandemische BIP-Niveau noch nicht ganz erreicht. Die weiterhin hohe Inflation (Prognose 2023: +10,9 %) führt nach 2022 auch 2023 zu weiteren, deutlichen Reallohnverlusten und damit niedrigeren Konsumausgaben (sinkende Einzelhandelsumsätze 17 Monate in Folge).

Immer mehr Tschechen kaufen wegen der hohen Preise in Tschechien außerdem im Ausland ein, vor allem in Polen, Deutschland und in Österreich. Das hohe tschechische Zinsniveau und die globale Konjunkturabschwächung führen auch zur einer deutlichen Zurückhaltung bei Investitionen.

Die tschechische Republik erwirtschaftet ca. ein Drittel seines BIPs in der Produktion. Diese ging bis September 2023 im Jahresvergleich um 5,2 % zurück, wobei sich die Abschwächung beschleunigte. Die tschechische Autoindustrie – die größte im CEE-Raum - war weiterhin das Zugpferd, während die Stromerzeugung/-verteilung zurückging. Der Arbeitskräftemangel, die hohen Energiepreise und die schwache Wirtschaft in Deutschland belasten die Industrie am meisten.

Zumindest in der arg gebeutelten Bauindustrie brachten Zuwächse im Tiefbau/Infrastrukturbau sowie die Lockerung der Kreditvergaberichtlinien für Wohnbaukredite durch die tschechische Nationalbank per 1. Juli (Umstellung von Schuldendienstquote auf „moderate Gesamtverschuldungsquote – DTI“) dringend notwendige Impulse.

Der starke Arbeitskräftemangel bremst die Wirtschaft. Mit einer Arbeitslosenrate von 2,6 % im Oktober hat Tschechien weiterhin die niedrigste Arbeitslosigkeit in der gesamten EU.

Besondere Entwicklungen 

Der tschechische Premierminister sieht die Zukunft des Landes in strategischen Investitionen in den Bereichen Verkehr, Energieinfrastruktur, Kernkraft, Lithiumförderung, Chipherstellung und IT. Für die Versorgungssicherheit forderte er bis zu vier neue Atomkraftwerks-Blöcke. Hinzu kommen der Ausbau von Erneuerbaren Energien, der Umbau von Heizkraftwerken zu Gaskraftwerken, der massive Ausbau der Stromleitungen nach Deutschland, Mini-AKWs („Small Modular Reactors“) sowie ein Projekt für den Abbau von Lithium nahe der Grenze zu Deutschland.

Die tschechische Republik verringerte für seine Energiesicherheit die Abhängigkeit von russischem Gas und nutzt einen niederländischen LNG-Terminal für große Lieferungen aus den USA und Norwegen. Der tschechische Staat beteiligt sich zudem stark am Pipelinebau in Polen für Verbindungen zu den dortigen Häfen, übernahm die Kontrolle über den Betrieb des knapp 4.000 Kilometer langen tschechischen Ferngasleitungsnetzes und schloss ein Investitions-Abkommen mit dem Konsortium der Firmen, die die Ölpipeline TAL betreiben. Mit letzterer soll die Kapazität des Öltransports von Italien nach Tschechien soweit steigen, dass Tschechien seinen Bedarf vollständig decken und aus der russischem Öl-Abhängigkeit aussteigen kann, noch bevor 2025 das Importverbot aus Russland in Kraft tritt.
Zusätzlich ist Tschechien Teil des von der EU geplanten Mitteleuropäischen Wasserstoffkorridors von der Westukraine bis zur deutschen Grenze.

Im Oktober verabschiedete das tschechische Parlament mit der Änderung von ca. 60 Gesetzen das (umstrittene) Sparpaket der Regierung ab 2024. Die wichtigsten Maßnahmen sind: Erhöhung der KöSt. von 19 % auf 21 %, höhere Steuern auf Alkohol, Zigaretten, Mineralwasser und Grundeigentum. Statt drei Mehrwertsteuersätzen wird es nur noch zwei (21 % und 12 %) geben. Arbeitnehmer:innen sind durch die Abschaffung von Steuervergünstigungen und einer neuen Krankengeldabgabe in Höhe von 0,6 % ihres Bruttoeinkommens betroffen.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 

Die tschechische Republik ist der weltweit sechstwichtigste Wirtschaftspartner Österreichs: 

  • achtwichtigste Exportdestination; importseitig Nr. 5
  • in Mittel- und Osteuropa: führender Handelspartner (Exporte und Importe) 
  • in der EU-27: sechstwichtigster Exportpartner, drittwichtigster Importpartner 

Bei den AT-Exporten gab es von 1-9/2023 einen Rekordwert von Euro 5,41 Mrd. (+2,1 %). Fast 35 % der AT-Ausfuhren entfielen auf die wichtigste Warengruppe „Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge“. Die Importe aus Tschechiehn sanken um –13,1 % auf Euro 6,33 Mrd. 

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Die österreichischen Exporte in den stark industriell geprägten tschechischen Markt entwickeln sich auf hohem Niveau positiv weiter. Gerade in den Schlüsselbranchen Tschechiens (Automotive, Maschinenbau, Elektrotechnik, Vormaterialien wie Metalle und Bleche oder Chemieprodukte) findet österreichische Qualität guten Absatz. Durch den Arbeitskräftemangel und den Erneuerungsdruck in diesen Branchen entstehen aber auch neue Geschäftsfelder.

Im Zuge der Digitalisierung der produzierenden Wirtschaft können Anbieter:innen von Automatisierungs-, Robotik-, IKT- und KI-Lösungen punkten. Auch für F&E- sowie Energieeffizienz-Projekte im Industriebereich sind Partnerfirmen mit entsprechender Expertise gefragt. Angesichts enormer Preissteigerungen stoßen Produkte zur Steigerung der Energieeffizienz auch im gesamten Infrastrukturbereich auf Interesse (v.a. intelligenter und energiesparender Bau, Ressourcenmanagement, Smart City Konzepte, neue Mobilität).

In Tech-Branchen wie Luft- und Raumfahrt, Nanotechnologie, neue Materialien oder Cyber Security haben sich in Tschechien ebenso innovationsstarke Ökosysteme aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen gebildet. Nicht zuletzt haben die in den letzten Jahren stetig wachsenden Einkommen der Privathaushalte zu soliden Chancen für höherwertige Konsum- und Freizeitgüter inklusive Lebensmittel und Getränke geführt.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Tschechien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Tschechien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Prag anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Tschechische Republik.

Das AußenwirtschaftsCenter Prag berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Tschechien haben.

Stand: 18.03.2024