Münzen liegen verstreut auf einer Oberfläche. In der Mitte des Bildes stehen vier unterschiedlich große Münzstapel. Aus jedem Stapel wächst ein kleiner, grüner Setzling
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EU-Recovery in Polen

So profitieren Sie von den Aufbau- und Resilienzplänen

Lesedauer: 3 Minuten

Polen

Aufbau- und Resilienzplan für Polen

Die Aufbau- und Resilienzfazilität (Recovery and Resilience Facility – RRF) zielt darauf ab, die Wirtschaft der Europäischen Union nach der Corona-Pandemie wieder aufzubauen, den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt der EU durch Erhöhung der Resilienz und Anpassungsfähigkeit zu fördern sowie die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise abzumildern. Um die Mittel aus der Aufbau- und Resilienzfazilität zu erhalten, musste Polen einen Nationalen Aufbau- und Resilienzplan (NRP) vorlegen. 

Aktuelle Entwicklungen

Am 21. November 2023 wurde bekanntgegeben, dass der geänderte Nationale Aufbau- und Resilienzplan Polens von der Europäischen Kommission genehmigt wurde. Vom Rat der EU wurde der überarbeitete polnische Nationale Aufbau- und Resilienzplan anschließend am 8. Dezember 2023 verabschiedet.

Am 28. Dezember 2023 bestätigte das Polnische Ministerium für Entwicklungsfonds und Regionalpolitik, dass 5 Mrd. Euro als Vorschuss aus dem RePowerEU-Programm – welches Teil des Nationalen Aufbau- und Resilienzplans ist – in Polen eingetroffen sind und für „günstige grüne Energie“ verwendet werden sollen.

Am 3. Jänner 2024 wurden die ersten Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen für die Finanzierung durch den polnischen Nationalen Aufbau- und Resilienzplan veröffentlicht.

Welche Bereiche werden unterstützt?

Der Nationale Aufbau- und Resilienzplan steht im Einklang mit den Empfehlungen des EU-Rates für Polen und umfasst Reformen und Investitionen, die nach dem 1. Februar 2020 begonnen wurden und bis zum 31. August 2026 abgeschlossen sein werden.

Die Gelder stammen aus der Europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität; für die Auszahlung bedarf es der Unterzeichnung einer Vereinbarung mit der Europäischen Kommission über den Zuschussteil und einer Vereinbarung über den Darlehensteil. Die Rückzahlung der Darlehen endet spätestens nach 30 Jahren.

Für Polen wurden 59,8 Mrd. Euro (268 Mrd. PLN), davon 25,27 Mrd. Euro (113,28 Mrd. PLN) in Form von Zuschüssen und 34,54 Mrd. Euro (154,81 Mrd. PLN) in Form von Vorzugsdarlehen vorgesehen. Der Nationale Aufbau- und Resilienzplan Polens besteht aus 56 Investitionen und 55 Reformen, mit dem Ziel, die polnische Wirtschaft zu stärken und deren Krisenresistenz zu erhöhen. Die Mittel werden in die Bereiche wirtschaftliche Entwicklung, Innovation, Umwelt, Digitalisierung, Bildung und Gesundheit investiert. Im Einklang mit den Zielen der EU wird ein erheblicher Teil des Budgets für Klimaziele (46,60 %) und den digitalen Wandel (21,36 %) bereitgestellt.

Marktchancen für die österreichische Exportwirtschaft liegen speziell in folgenden Bereichen: 

  • Grüne Energie und Reduzierung der Energieintensität
  • Circular Economy
  • Bahninfrastruktur
  • Zugänglichkeit und Qualität des Gesundheitswesens
  • Laborausrüstung
  • Digitalisierung
  • Nachhaltiges Bauen
  • Smart City 
  • Industrie 4.0

Zugänglichkeit für österreichische Unternehmen

Für österreichische Unternehmen mit Know-how und Erfahrung können die Projekte aus dem Nationalen Aufbau- und Resilienzplan eine Möglichkeit sein, in den polnischen Markt einzutreten und sich an Investitionen zu beteiligen.

Ein besonderer Fokus wurde im polnischen Budget auf grüne Energie und die Reduzierung von Energieintensität gelegt. Als einer der größten Wasserstoffproduzenten Europas und sogar der Welt hat Polen ambitionierte Pläne zur Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie und verfügt über das Potenzial, Wasserstoff in verschiedenen Sektoren zu nutzen, wofür größere Investitionen notwendig werden. Im Bereich Energie will Polen überdies einen Ausbau der Stromübertragungsnetze forcieren und in die Infrastruktur sowie in die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen und in die Erneuerung von Wärme- und Kühlungssystemen in Wohngebäuden und Schulen investieren. Polen plant darüber hinaus den Bau eines polnischen Elektroautos namens „Izera“

Im Bereich Circular Economy betreffen die geplanten Investitionen vor allem die Verkürzung der Lieferkette von Agrar- und Lebensmittelprodukten sowie die Beschleunigung von Robotisierungs- und Innovationsprozessen in Unternehmen.

Ein weiterer Bereich, in dem sich für österreichische Unternehmen Potenzial ergeben kann, ist der Bau mehrerer Bahnstrecken für den Personenverkehr in Polen sowie die Modernisierung von Eisenbahnstrecken und die Erneuerung der Fahrbetriebsmittel.

Darüber hinaus bestehen Chancen für österreichische Unternehmen durch Investitionen in das polnische Gesundheitswesen sowie in die Erweiterung und Modernisierung der Infrastruktur medizinischer Einrichtungen, Investitionen in moderne medizinische Ausrüstungen und Geräte und den Ausbau des Forschungspotenzials samt Ausstattung von Labors.

Die Umsetzung der Investitionen wird in Rahmen von Ausschreibungen durchgeführt. Österreichische Unternehmen mit Sitz in Polen können sich an den Ausschreibungen beteiligen. Für österreichische Firmen, die keine Niederlassung in Polen haben, können Ausschreibungen relevant sein, die laut dem polnischen Vergaberecht eine Summe von 140.000 Euro (für Bauarbeiten 5.382 000 Euro) überschreiten und für die eine europäische Ausschreibung durchgeführt werden muss. Die Standardfrist für die Vorbereitung von Angeboten beträgt zwischen 32 und 37 Tagen. Alle europäischen Ausschreibungen werden auf dem Portal TED (Tenders Electronic Daily) veröffentlicht.

Unterstützungsaktivitäten des AußenwirtschaftsCenters

Möchten Sie wissen, wie Ihr Unternehmen von den Möglichkeiten der Aufbau- und Resilienzfazilität in Polen profitieren kann? Das AußenwirtschaftsCenter Warschau berät Sie gerne, wenn Sie Fragen zum polnischen Markt haben.

Stand: 18.01.2024

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