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Gesundheitssektor: Geschäftschancen in Vietnam

Hohe Nachfrage nach Medikamenten, Medizintechnik und Spitalkapazitäten

Von den rund 100 Millionen Einwohnern in Vietnam befinden sich derzeit etwa 70 % im erwerbsfähigen Alter. Da ein Großteil davon aus dem Bevölkerungsboom der 1970er und 1980er Jahre stammt und die Wachstumsrate der Bevölkerung seither abnimmt, steigt das Durchschnittsalter in Vietnam vergleichsweise rasch an, aktuell von 32,9 Jahren im Jahr 2021 auf voraussichtlich 34,6 Jahre bis 2025.

Die alternde Bevölkerung Vietnam und seine rasch wachsende Mittelschicht sorgen in den nächsten Jahren für eine hohe Nachfrage nach besserer Gesundheitsversorgung. Nicht nur Präventionsmedizin und Frühdiagnostik liegen im Trend. Der durch geänderte Lebensbedingungen verursachte Anstieg an nicht übertragbaren und chronischen Krankheiten stellt Vietnams Gesundheitssystem vor Herausforderungen im Hinblick auf Behandlungskapazitäten und medizinische Versorgung. Das Marktvolumen im Gesundheitssektor wird Schätzungen zufolge von 18 Mrd. USD (2021) auf 25 Mrd. USD (2025) ansteigen.

Diese Entwicklungen haben starken Einfluss auf den Gesundheitssektor in Vietnam. Die Ausdehnung der Spitalsinfrastruktur ist ebenso notwendig wie eine Aufwertung der medizinischen Ausrüstung in bestehenden Spitälern. Einen wachsenden Markt gibt es auch für Instrumente, Diagnostika, Verbrauchsprodukte und Arzneimittel. Dies eröffnet vielfältige Geschäftsmöglichkeiten für spezialisierte österreichische Unternehmen, auch wenn ausländische Anbieter in Vietnam mit Produktion und Handel bereits stark vertreten sind.

Gesundheitssektor in Vietnam

Pharmazeutika

Medizintechnik

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Veranstaltungen und Hinweise

Gesundheitssektor in Vietnam

Die Gesundheitsausgaben in Vietnam machen insgesamt 6 % des BIP aus, betragen pro Kopf und Jahr aber nur 159 USD, etwa halb so viel wie in Thailand und nur ein Zwanzigstel der Ausgaben in Singapur. 90 % der vietnamesischen Bevölkerung hat eine aufrechte öffentliche Krankenversicherung zur Versorgung mit medizinischen Leistungen, unabhängig von Einkommen oder sozialem Status. Darüber hinaus profitiert ein Drittel der Bevölkerung von einer privaten Versicherung. Während die öffentlichen Gesundheitsausgaben rund die Hälfte der gesamten Gesundheitsausgaben ausmachen, decken die Privatversicherungen aber nur 2 % davon ab. 45 % der Leistungen des Gesundheitssektors werden „out-of-pocket“ ohne Versicherung bezahlt.

Vietnams Spitalsinfrastruktur besteht aus einem Mix (im Verhältnis 3:1) an öffentlichen und privaten Einrichtungen, wobei letztere meist in urbanen Regionen vorkommen. Öffentliche Krankenhäuser gibt es auf mehreren Verwaltungsebenen: Zentralebene, Provinzebene und Bezirksebene. Abgesehen vom Ministerium für Gesundheit (und dessen lokalen Departments) unterhält beispielsweise auch das Verteidigungsministerium eigene Krankenhäuser. Die Anzahl der Ärzte bzw. Pflegekräfte (0,8 bzw. 1,3 pro 1.000 Einwohner) ist auch im Regionalvergleich unterdurchschnittlich. Im öffentlichen Sektor fehlen etwa 42.000 Spitalsbetten, insbesondere in den Zentren.

Auf Grund der Überlastung der öffentlichen Spitäler begann Vietnam 2015, Deregulierungsschritte zu setzen und die Errichtung von mehr privaten und internationalen Krankenhäusern zuzulassen. Gleichzeitig finanziert die Regierung weiterhin die Errichtung öffentlicher Spitäler und die Erneuerung von medizinischer Ausrüstung. Zahlreiche Projekte sollen gemäß der Vorstellung des Gesundheitsministeriums durch Public Private Partnership (PPP) entwickelt werden.

Der Ausbau der medizinischen Infrastruktur bietet große Geschäftschancen für österreichische Unternehmen, etwa in Planung, Design und Errichtung von Krankenhäusern, Kliniken und medizinischen Fachzentren sowie in der Projektfinanzierung. Im Wellnessbereich kennt Vietnam noch keine Konzepte europäischen Standards, obwohl bei großen Wohnbauprojekten in Tourismusregionen zunehmend Gesundheitseinrichtungen vorgesehen werden, die aber meist auf die Basisversorgung abzielen.

Pharmazeutika

Der Pharmasektor in Vietnam trägt etwa 2,2 % zum BIP bei, das Land verfügt selbst über rund 180 Arzneimittelhersteller, von denen einige auch Waren exportieren. Dennoch importiert Vietnam etwa 90 % seiner Medikamente mit einem Volumen von über 4 Mrd. USD aus dem Ausland. Etwa die Hälfte der Einfuhren stammt aus der EU. Auch Österreich ist ein wichtiges Lieferland für Vietnam. Der Ausfuhrumsatz von Arzneimitteln mit Herkunft aus Österreich, darunter Impfstoffe und neurologische Medikamente, beträgt etwa 40 bis 50 Mio. Euro pro Jahr. Im Bereich der Rohmaterialien für Medikamentenherstellerung besteht eine hohe Abhängigkeit von China und Indien.

Seit Oktober 2022 (Circular No. 08/2022/TT-BYT) wird die EU als in Vietnam als einheitlicher Quellmarkt für Pharmazeutika anerkannt, womit die bisher diskriminierende Unterscheidung zwischen Arzneimittelzulassungsbehörden einzelner Mitgliedsstaaten entfällt. Ein weiterer Meilenstein soll bis 2027 durch die zollfreie Einfuhr pharmazeutischer Produkte aus der EU erreicht werden. Derzeit gilt diese Regelung schon für über 50 % der importierten Pharmazeutika aus der EU. Mit 8.2.2023 wurde außerdem die Marktzulassung für 8.800 pharmazeutische Importprodukte bis 2024 verlängert (Resolution No. 80/2023/QH15). Es gilt als langfristiges Ziel, diese zukünftig ohne zeitliche Beschränkung auszugeben.

Insgesamt ist die Arzneimittelzulassung über die Drug Administration of Vietnam ein langwieriger Prozess, der in der Regel 18 bis 24 Monate in Anspruch nimmt. Dies liegt unter anderem daran, dass alle Dokumente ins Vietnamesische übersetzt und eigene Vorlagen verwendet werden müssen. Die Fristen für die Nachreichung notwendiger Dokumente durch den Antragsteller sind wiederum sehr kurz. Gerne unterstützt das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City österreichische Unternehmen mit Auskünften rund um die Produktzulassung.

Medizinische Geräte und Produkte

Im Segment der medizinischen Geräte und Produkte weist Vietnam in den letzten Jahren eine positive Handelsbilanz auf. Lokale Unternehmen stellen medizinische Grundprodukte wie Scheren, Skalpelle, Gummiprodukte, Spitalsbetten und Verbrauchsgüter her. Bei medizintechnischen Geräten besteht eine hohe, im High-End-Segment (Bestrahlungsausrüstung, MRT, Ultraschallscanner, etc.) eine ausschließliche Abhängigkeit von Importen. China, die USA und Deutschland sind die wichtigsten Lieferländer. Die Einfuhren aus Österreich sind in diesem Sektor projektabhängig und somit volatil.

Als „medical devices“ gelten in Vietnam nicht nur medizintechnische Geräte, sondern vereinfacht gesagt jegliche Ausrüstung, Instrumente, Materialien, Chemikalien und Software mit einem medizinischen Verwendungszweck. Die Produkte werden von niedrigem zu hohem Risiko in die Klassen A, B, C und D eingeteilt. Die Regeln für die Marktzulassung sind mit Gültigkeit ab 1.1.2022 überarbeitet worden. Decree No. 98/2021/ND-CP regelt diese im Detail und enthält außerdem Vorschriften zu Preisgestaltung, Information und Werbung, klinischen Studien und Risikomanagement. Regulierte medizinische Geräte und Produkte sowie In-Vitro-Diagnostika dürfen in Vietnam nur noch in Verkehr gebracht werden, wenn sie eine Zulassungsnummer (Market Authorization Code, MAC) besitzen. Zuständige Behörde ist für Produkte der Klassen C und D das Department of Medical Equipment and Health Works (DMEHW) unter dem Gesundheitsministerium, für Produkte der Klassen A und B das Department of Health jener Provinz, wo der Zulassungsinhaber seinen Sitz hat. Die Zulassung ist zeitlich unbeschränkt gültig. Liegt ein Freihandelszertifikat oder eine Marktzulassung in einem Referenzland (u.a. EU, Schweiz, UK, USA, Australien, Japan, China, Korea) vor, soll für Produkte der Klasse C und D prinzipiell eine Fast-Track-Registrierung möglich sein. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass das DMEHW bisher nur eine geringe Anzahl an MAC für Produkte der Klasse C und D vergeben hat, was zu erheblichem Frust bei Herstellern und Anwendern geführt hat. Mit Decree No. 07/2023/ND-CP vom 3.3.2023 wurde Decree No. 98 überarbeitet und die Gültigkeit von Einfuhrlizenzen bzw. Zirkulationsnummern, die für medizinische Geräte im Zeitraum von 2018 bis 2021 und für In-Vitro-Diagnostika zwischen 2014 und 2019 erteilt wurden, bis 31.12.2024 verlängert, um die Versorgungssicherheit einigermaßen zu gewährleisten.

Die Zulassung von Medizintechnik in Vietnam bleibt angesichts der regulatorischen Praxis ein herausforderndes Thema. Das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City unterhält Kontakte zur Zulassungsbehörde und unterstützt österreichische Unternehmen in Fragen der Produktzulassung.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

  • Lieferung von Arzneimitteln für Nischenanwendungen
  • Aufbau von Spitalskapazitäten im öffentlichen und privaten Sektor
  • Lieferung von Medizintechnik, diagnostischen Instrumenten und medizinischen Produkten
  • Know-how Transfer, Beratung und Training
  • Projektfinanzierung

In einigen Sektoren ist bei entsprechendem Interesse der vietnamesischen Regierung die Verwendung einer österreichischen Softloan-Finanzierung (zinsgestützte konzessionelle Finanzierung) für kommerziell nicht tragfähige Infrastrukturprojekte in Vietnam möglich. Die rechtliche Grundlage hierfür stellt das Finanzrahmenabkommen des österreichischen Bundesministeriums für Finanzen mit dem vietnamesischen Ministry of Finance dar. Für Details kontaktieren Sie bitte das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City oder das Service Center Soft Loans der Österreichischen Kontrollbank.

Veranstaltungen und Hinweise