Verschiedene Lebensmittel arrangiert auf einem gestrichenen Untergrund
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Lebensmittelexport nach Vietnam

Marktchancen und Einfuhrvorschriften

Lesedauer: 6 Minuten

Vietnam Nahrungsmittel/Softdrinks

Die österreichischen Direktexporte von Lebensmitteln und Agrarerzeugnissen nach Vietnam beliefen sich 2022 auf über 7 Mio. Euro. Weitere heimische Produkte kommen über Drittländer ins Land. Zwar sind die Lebensmittellieferungen aus Österreich nach Vietnam damit noch auf niedrigem Niveau, das Steigerungspotential ist jedoch beachtlich. Die allgemeine Wachstumsdynamik des Lebensmittelsektors in Vietnam mit einem durchschnittlichen Anstieg von knapp 10 % pro Jahr beruht auf den steigenden Haushaltseinkommens und dem damit verbundenen urbanen Trend, höherwertige bzw. explizit westliche Produkte zu konsumieren. Förderlich wirken sich auch die aus dem EU-Vietnam Handelsabkommen ergebenden Erleichterungen für Import und Verzollung aus. 

Haben Sie Fragen zum Lebensmittel- oder Getränkemarkt in Vietnam oder wünschen Sie eine Markteinschätzung für Ihre Produkte? Das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme.

Allgemeines 

Vietnams Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel und Agrarerzeugnisse werden durch mehrere wichtige Gesetze geregelt. Dazu zählen das Food Safety Law, das Law on Quality of Goods and Products, das Law on Animal Health, und das Law on Plant Health and Quarantine. Gemäß Food Safety Law obliegt die Lebensmittelsicherheitsinspektion für die meisten verarbeiteten Produkte dem Gesundheitsministerium (MOH) bzw. dem Ministerium für Industrie und Handel (MOIT), während Fleisch und Geflügel, Massengüter, Milchprodukte, frisches Obst und Baumnüsse in der Zuständigkeit des Landwirtschaftsministeriums (MARD) liegen. Vietnam hat 2018 sein Lebensmittelsicherheitsgesetz reformiert und erlaubt für die Einfuhr von verarbeiteten Produkten seither eine Selbstdeklaration ohne vorherige Genehmigung.

Gemäß Food Safety Law unterliegen alle importierten Lebensmittel, Lebensmittelzusatzstoffe, Stoffe, die bei der Lebensmittelverarbeitung verwendet werden, sowie Werkzeuge und Materialien, die für Behälter und Verpackungen importierter Lebensmittel verwendet werden, grundsätzlich der Einfuhrkontrolle auf Lebensmittelsicherheit (Food Safety Inspection). Importierte Lebensmittel werden erst dann verzollt, wenn kontrolliert wurde, dass die betreffenden Produkte den Einfuhrbestimmungen entsprechen. Das Lebensmittelsicherheitsgesetz kennt drei Kategorien der Lebensmittelinspektion: 1) Strenge Kontrolle; 2) Normale Inspektion und 3) Vereinfachte Inspektion. 

Das seit 1.8.2020 in Kraft befindliche EU-Vietnam Handelsabkommen verbessert die Marktzugangsbedingungen für europäische Lebensmittelproduzenten und -händler in Vietnam. Die vietnamesischen Einfuhrzölle auf Milchprodukte mit EU-Ursprung werden bspw. bis 2023, in manchen Fällen bis 2025, jene auf Wein und Spirituosen bis 2027 komplett abgebaut. Außerdem enthält das Abkommen ein Kapitel zu sanitären und phytosanitären Maßnahmen (SPS), welches die Vereinfachung von Lebensmittelexporten und -importen zum Ziel hat.

Einfuhrvorschriften für Lebensmittel 

Importierte Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte unterliegen einschlägigen Fachinspektionen, einschließlich Lebensmittelsicherheitsinspektion (Food Safety Inspection), Quarantäneinspektion (Quarantine Inspection) und Qualitätsinspektion (Quality Inspection) am Einfuhrort. Für Fleisch, Geflügel, Meeresfrüchte und Milchprodukte ist die Prüfung von Sicherheitsindikatoren gemäß den nationalen technischen Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit erforderlich. Die im Law on Animal Health geregelte Quarantäne für tierische Produkte terrestrischen Ursprungs betrifft u.a. (verarbeitetes) Fleisch und Geflügel, Milchprodukte und Eier. Zur Überwachung von Pestizidrückständen in importiertem Obst und Gemüse führt Vietnam entsprechende Tests durch. 

Mit Dekret 15/2018/ND-CP wendet Vietnam seit 2018 ein vereinfachtes Registrierungsverfahren für vorverpackte verarbeitete Lebensmittel, Lebensmittelzusatzstoffe und Hilfsmittel für die Lebensmittelverarbeitung an und ermächtigt Unternehmen, auf der Basis einer veröffentlichten Produkt-Selbstdeklaration diese Produkte herzustellen, einzuführen und zu verkaufen. Für importierte Waren muss die Produkt-Selbstdeklaration vor dem Import erfolgen, sie enthält Angaben zu Qualitätsspezifikationen, Etikettierung, Haltbarkeit und andere technische Informationen. Nach Sendungsankunft ist ein Antrag auf Überprüfung der Lebensmittelsicherheit und die Zollanmeldung notwendig. Diese Arbeiten werden i.d.R. vom lokalen Importeur durchgeführt. 

Vietnam verlangt verschiedene Arten von Zertifikaten für bestimmte importierte Lebensmittel und Agrarerzeugnisse. Im Allgemeinen verlangt Vietnam Exportzertifikate für Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchte sowie Pflanzengesundheitszertifikate für pflanzliche Produkte. Für die Einfuhr von Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchten gilt ein zweistufiger Registrierungsprozess. Einerseits muss das Exportland auf der Liste von Ländern und Territorien, denen die Ausfuhr nach Vietnam erlaubt ist, registriert werden. Andererseits muss der betreffende Exporteur, ausgenommen bei verarbeiteten und vorverpackten Produkten, auf der für die Ausfuhr nach Vietnam zugelassenen Betriebsliste registriert werden.

Eine Produktdeklaration, die von den für Gesundheit zuständigen Behörden genehmigt werden muss, ist für gesundheitsfördernde Nahrungsergänzungsmittel, medizinische Lebensmittel, Lebensmittel für spezielle diätetische Zwecke, Produkte für Kinder bis 36 Monate und gewisse (neuartige) Lebensmittelzusatzstoffe nötig. Im Rahmen der Produktdeklaration muss u.a. eine Freiverkaufsbescheinigung (Certificate of Free Sale), ein Exportzertifikat (Certificate of Exportation) oder eine Gesundheitsbescheinigung (Health Certificate) nachgewiesen werden. Für Nahrungsergänzungsmittel muss außerdem ein Zertifikat über die gute Herstellerpraxis (Certificate on Good Manufacturing Practice – GMP) vorgelegt werden.

Für Futtermittelbestandteile, einschließlich Getreide und Ölsaaten, ist ein Analysezertifikat (Certificate of Analysis) erforderlich.

Um das Inspektions- und Zollabfertigungsverfahren zu reformieren, wurde 2021 ein neuer Dekretentwurf (Specialized Inspection Decree) vorgestellt, der sowohl importierte Lebensmittel als auch landwirtschaftliche Produkte umfasste und die Selbsterklärung (für die Lebensmittelsicherheit) und die Konformitätsanzeige (für die Qualitätsprüfung) in die Registrierung für die Einfuhrkontrolle überführen soll. Das Dekret wurde jedoch noch nicht verabschiedet, aktuell (November 2023) finden Konsultationen der betreffenden Ministerien statt. 

Die Etikettierungsvorschriften regeln Dekret 43/2017/ND-CP in Verbindung mit Dekret 111/2021/ND-CP. Seit 2022 muss auch das Originaletikett importierter Waren den Ursprung der Waren und einige weitere zwingende Angaben enthalten. 

Haben Sie Fragen zu den geltenden Vorschriften für Einfuhr und Etikettierung von Lebensmitteln oder Getränken in Vietnam? Das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme. 

Veterinärzertifikate auf Basis bilateraler Vereinbarungen 

Durch umfassende Vorarbeiten des WKÖ-AußenwirtschaftsCenters konnte in zwei Bereichen – Schweinefleisch und Milchprodukten - eine bilaterale Vereinbarung des österreichischen Gesundheitsministeriums mit dem vietnamesischen Landwirtschaftsministerium (Department of Animal Health) für die Einfuhr dieser Produkte nach Vietnam geschlossen werden. 

Für den Export von Schweinefleisch aus Österreich nach Vietnam kann seit 2017 ein Veterinärzertifikat ausgestellt werden. Seither darf österreichisches Schweinefleisch (Schlachtteile bzw. Teile der Karkasse), das von gewissen zertifizierten Betrieben stammt, nach Vietnam geliefert werden. Für den Export zugelassen sind im Moment 21 österreichische Betriebe mit 25 Standorten (List of Food Business Operators - FBOs), die einen aufwendigen Inspektions- und Auditprozess durch die vietnamesischen Behörden bestanden haben. Auch Händler oder Lagerhalter dürfen nur Fleisch von diesen zugelassenen FBOs nach Vietnam exportieren. 

Als Auswirkung des EU-Vietnam Handelsabkommens können seit 2022 auch weitere Betriebe aus Österreich eine Zulassung beantragen, die im Rahmen eines Pre-Listing Verfahrens ohne Einzelinspektion durch vietnamesische Behörden erfolgen kann. Jedoch muss der Betrieb ein Auditverfahren durch die zuständige österreichische Behörde absolvieren. Die Einreichung erfolgt im Wege der WKÖ über die EU-Kommission beim vietnamesischen Landwirtschaftsministerium. 

Seit April 2022 gilt für die Ausfuhr von Milch- und Molkereierzeugnissen aus Österreich nach Vietnam ebenfalls ein Veterinärzertifikat, und es ist für gelistete Betriebe der Export nach Vietnam erlaubt. Voraussetzung für die Listung ist ein diesbezügliches Audit durch die österreichischen Behörden. 

Weitere Informationen sind auf der Webseite der Kommunikationsplattform VerbraucherInnengesundheit des BMSGPK abrufbar.

Wein 

Die Einfuhr von Wein in Vietnam ist ein reglementiertes Geschäftsfeld und steht nur solchen Unternehmen offen, deren Geschäftslizenz die Alkoholdistribution explizit erlaubt. Andere Unternehmen dürfen keinen Wein nach Vietnam einführen. Die detaillierten Vorschriften für den Import von Wein nach Vietnam finden sich im Exportleitfaden Vietnam, welcher vom AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City für die Österreich Wein Marketing GmbH erstellt wurde und regelmäßig aktualisiert wird. 

Marktbearbeitung und Geschäftschancen 

Die Marktbearbeitung im Lebensmittelsektor kann entweder durch Agenten oder auf ausländische Waren spezialisierte Lebensmittelimporteure erfolgen. In urbanen Zentren, insbesondere in Ho Chi Minh City, gibt es auch Lebensmittelketten, die vornehmlich ausländische Waren führen und teils auch selbst importieren. Gute Geschäftschancen bestehen prinzipiell im Verkauf von Getränken, Lebensmittelzubereitungen, Fleisch, Molkereiprodukten, Haltbarwaren, Gewürzen sowie Keksen und Waffeln. Immer gefragter werden auch Nahrungsergänzungsmittel und gesunde Produkte. Wein und Bier aus Österreich ist am vietnamesischen Markt bereits vorhanden, aber noch vergleichsweise wenig bekannt. Neben dem Einzelhandel ist auch der aufstrebende HoReCa-Sektor eine oft lohnende Kundengruppe. Die Kosten für den Markteinstieg (Listinggebühren, Marketingkosten) sind in Vietnam vergleichsweise hoch. 

Haben Sie Fragen zu Geschäftschancen im Lebensmittelsektor in Vietnam? Das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme.

Stand: 16.02.2024

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