Modularisierung von Lehrberufen
Grundmodul - Hauptmodul - Spezialmodul
Mit der Novelle des Berufsausbildungsgesetzes (BAG) im Jänner 2006 wurde die Möglichkeit der Modularisierung von Lehrberufen geschaffen. Dadurch soll die Lehrlingsausbildung weiter an Attraktivität gewinnen. Bei einem Modullehrberuf gliedert sich die Ausbildung in drei Module:
Grundmodul
Im Grundmodul werden jene Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt, die für die Ausführung grundlegender Tätigkeiten des Modullehrberufes erforderlich sind. Das Grundmodul umfasst mindestens zwei Jahre. In begründeten Ausnahmefallen kann es auch nur ein Jahr dauern.
Hauptmodul
Das Hauptmodul umfasst jene Kenntnisse und Fertigkeiten, die für die Ausübung der gewählten Fachrichtung erforderlich sind (z. B. Lüftungstechnik im Modullehrberuf Installations- und Gebäudetechnik). Es erstreckt sich über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr. Zusammen muss die Dauer von Grund- und Hauptmodul zumindest drei Jahre betragen. Wenn nun das Grundmodul – wie oben bereits erwähnt – in begründeten Ausnahmefallen nur ein Jahr dauert, muss das Hauptmodul mindestens zwei Jahre umfassen.
Spezialmodul
Das Spezialmodul vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten für spezielle Dienstleistungen, Produkte bzw. deren Herstellung. Es umfasst einen Ausbildungszeitraum von einem halben oder einem ganzen Jahr.
Innerhalb dieses Systems können verschiedene Module miteinander kombiniert werden: Jeder Lehrling eines Modullehrberufs muss das Grundmodul absolvieren und ein Hauptmodul wählen. Darüber hinaus kann der Lehrling in einem weiteren Hauptmodul oder einem bzw. mehreren Spezialmodul(en) ausgebildet werden. Zu beachten ist, dass bei der Ausbildung die Gesamtlehrzeit von maximal vier Jahren nicht überschritten werden darf. Die Modulkombination muss bereits bei Lehrvertragsabschluss – also am Beginn der Lehrzeit – gewählt werden.
Die Möglichkeit, bei einem Modullehrberuf verschiedene Module miteinander kombinieren zu können, hat für Betriebe und Lehrlinge den Vorteil, dass die Ausbildung flexibler gestaltet werden kann.
Mehr Flexibilität ist aber nicht nur bei der Gestaltung der Ausbildung gegeben. Auch bei der Einführung neuer Ausbildungsinhalte schafft dieses „Bausteinsystem“ einen größeren Handlungsspielraum. Anstatt einen gesamten Lehrberuf zu modernisieren bzw. den dringenden Qualifikationserfordernissen der Wirtschaft anzupassen, können bei Modullehrberufen auch einzelne Module ausgetauscht bzw. aktualisiert werden. Damit kann rascher auf veränderte Branchenbedürfnisse reagiert werden.
Durch die Modularisierung ist es nicht mehr unbedingt erforderlich, einen gänzlich neuen Lehrberuf einzuführen. Vielmehr können neue Ausbildungsinhalte an bestehende „Bausteinsysteme“ in Form von Modulen hinzugefügt werden. Das hat den Vorteil, dass die Anzahl der Einzellehrberufe nicht kontinuierlich steigt, was zu einer übersichtlicheren Lehrberufslandschaft führt.
Aber nicht nur bei der Einführung bzw. bei der Modernisierung von Lehrberufen bringt die Modularisierung Vorteile. Auch bestehende Einzellehrberufe können bei inhaltlicher Überschneidung zu einem „Bausteinsystem“ zusammengefasst werden. Dies kann zu einer sinnvollen Reduktion der Anzahl an Lehrberufen (bei Aufrechterhaltung der Ausbildungsvielfalt) fuhren, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen.