WKO Analyse: Resilienz
Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise ist die Frage der „Resilienz“ von Systemen, Regionen und Volkswirtschaften in den Fokus des medialen wie akademischen Interesses gerückt.
Die Krisenerscheinungen schufen eine Aufmerksamkeit für Länder und Regionen, die den Schockwirkungen und Negativerfahrungen trotzten bzw. sich schnell von den Schrumpfungsprozessen erholten. Darüber hinaus bot der Diskurs um erfolgreiche Krisenbewältigung auch das Potenzial, nicht nur negative Folgen solcher Schockereignisse zu betrachten, sondern auch das Veränderungspotenzial, das eine Krise zu bieten scheint, in den Vordergrund zu rücken (vgl. Wink).
Mehr lesen
- Resilienz als Widerstandsfähigkeit
- Schockereignisse können regional sehr heterogene Wirkungen entfalten
- Was macht resiliente Systeme bzw. Regionen und Volkswirtschaften aus?
- Österreich: hohes Maß an Resilienz
- Resilienz auf den Finanzmärkten
- Resilienz von Staaten
- Resilienz der Sozialversicherungssysteme
- Unternehmerische Resilienz
- Digitalisierung und Resilienz
- Fazit
Resilienz als Widerstandsfähigkeit
Der Begriff der „Resilienz“ wird in vielen unterschiedlichen Disziplinen verwendet und beschreibt im Allgemeinen die Widerstandsfähigkeit von Systemen gegenüber weitreichenden Veränderungen sowie das Vermögen, mit belastenden Situationen und Krisen umzugehen. Das beinhaltet nicht nur das Vermögen, sich zu entwickeln und zu wachsen, sondern auch, sich von überkommenen Strategien und Verhaltensweisen zu verabschieden, Krisenphasen nicht nur überstehen, sondern die damit verbundenen Veränderungsprozesse zu nutzen, sowie neue Ziele zu definieren (vgl. Katzmair). Je nach Definition kann Resilienz bedeuten,
- dass Regionen nach einer Störung wieder in ihre alten Entwicklungsmuster zurückfinden („Engineering Resilience“),
- dass sich Regionen im Anschluss an einen Schock in Richtung eines neuen Gleichgewichts bewegen („Ecological Resilience“)
- oder, dass Regionen permanenten Anpassungsprozessen als Folge eines Kontinuums an Schocks unterliegen („Evolutionary Adaptive Resilience“) und Adaption dementsprechend ein dauerhafter Prozess ist, der die Überlebensfähigkeit von regionalen Wirtschaftsräumen sichert (vgl. Vöpel und Wolf).
Schockereignisse können regional sehr heterogene Wirkungen entfalten
- Solche Schocks können regionale Wirtschaften sowohl im Hinblick auf das Ausmaß der Störung, als auch hinsichtlich des Zeithorizonts der anschließend einsetzenden Erholung unterschiedlich beeinflussen.
- Auch das Resultat einer solchen Erholungsphase kann unterschiedlich ausfallen, etwa wenn manche Regionen eine Krise zum Anlass nehmen, um sich standortpolitisch neu zu positionieren, während andere weiterhin innerhalb traditioneller Strukturen agieren (vgl. Vöpel und Wolf).
Was macht resiliente Systeme bzw. Regionen und Volkswirtschaften aus?
Darüber hinaus zählen zu den strukturellen Faktoren, die die wirtschaftliche Resilienz von Regionen begünstigen, auch Offenheit und Kreativität (Vgl. Wink). Eine Kultur der Offenheit beinhaltet nicht nur die Offenheit gegenüber neuen Lösungen und neuen Ideen, sondern auch gegenüber neuen Herangehensweisen und Fragestellungen (vgl. Katzmair). Offenheit zeigt sich darüber hinaus in der Absorbtionsfähigkeit von neuem Wissen, das außerhalb der Region entstanden ist, beispielsweise durch F&E-Kooperationen von Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit regionsexternen Partnern.
Im Bereich der Kreativität werden positive Impulse durch Gründungsneigungen, Entwicklung patentfähigen Wissens, aber auch soziale Innovationen durch neue Initiativen in der Zivilgesellschaft erzielt (vgl. Wink).
Österreich: hohes Maß an Resilienz
Resilienz auf den Finanzmärkten
Die Resilienz der Finanzmärkte hängt von den auf den Märkten aktiven Finanzakteuren bzw. von den Institutionen und Firmen ab, die durch Gesetz oder Übereinkunft geschaffen worden sind. Das sind zuerst Banken, aber auch Versicherungen, Fonds, Firmen und öffentliche Körperschaften, die am Finanzmarkt aktiv sind. Historisch waren das plötzliche Ansteigen von Zinssätzen oder Wechselkursänderungen Ursachen von Schocks, die Banken und häufig ganze Staaten in Schwierigkeiten gebracht haben (vgl. Felderer).
Resilienz von Staaten
Somit kann gefolgert werden, dass die finanzielle Resilienz von Staaten nicht ausschließlich von der Verschuldung des Staates abhängt, sondern von der Einschätzung der Märkte über die zukünftige Rückzahlungsfähigkeit der Schulden bzw. die Fähigkeit, die Zinsen zu bedienen (vgl. Felderer).
Resilienz der Sozialversicherungssysteme
Die Resilienz der Sozialversicherungssysteme wird in den nächsten Jahrzehnten sehr stark durch den demografischen Wandel beeinflusst. Dieser wird durch eine signifikante Verschiebung des Verhältnisses von Beitragszahlern und Leistungsempfängern zulasten der Beitrags- und Steuerzahler zu einer gravierenden Änderung der Rahmenbedingungen führen.
Generell hängt die Resilienz von Sozialversicherungssystemen ganz entscheidend von der Widerstandfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft ab, sprich deren Fähigkeit, externe Schocks ohne Verwerfungen zu verarbeiten (vgl. Rürup und Huchzermeier).
Sozial-versicherungs-systeme wird durch den demografischen Wandel beeinflusst.
Unternehmerische Resilienz
Digitalisierung und Resilienz
Die Trends in der digitalen Wirtschaft haben unmittelbare Auswirkungen auf die Resilienz von Standorten und verändern die Wettbewerbsvorteile von Unternehmen. Die digitale Wettbewerbsfähigkeit in einer Standortperspektive kann als Fähigkeit eines Landes oder einer Region verstanden werden, innovative digitale Technologien zu entwickeln, zu kommerzialisieren, anzuwenden und damit langfristig den Wohlstand zu sichern. Dabei sind vor allem vier Faktoren der digitalen Wettbewerbsfähigkeit wichtig, nämlich Talente, digitale Investitionen, Innovationen und Cluster. Für Politik und Wirtschaft ergeben sich daraus drei Ansatzpunkte:
- Fokus auf Talente und Humankapital
- Neue Ausbildungsmöglichkeiten für neue Technologien
- Cluster und Standortattraktivität weiterentwickeln
Fazit
Gerade in Zeiten großer Umbrüche und Übergänge, in denen typischerweise etablierte Regionen unter Druck geraten und neue Regionen schnell aufholen, ist die Beschäftigung mit Resilienz eine wichtige standortpolitische Aufgabe.