Was bringt 2021 für das Wiener Baugewerbe?
Wirtschaftskraft: Eine Analyse des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Auftrag der Landesinnung Bau Wien zeigt für das Wiener Baugewerbe Rekordergebnisse im Vorjahr, relativ stabile Entwicklungen im Corona-Jahr 2020 und getrübte Aussichten mit Blick auf 2021.

18.000 direkte Arbeitsplätze
„Das Rekordjahr zeigt sich nicht nur in der Bruttowertschöpfung, sondern auch bei den über 18.000 direkten Arbeitsplätzen, die durch das Wiener Baugewerbe geschaffen bzw. gesichert wurden. Allein daraus resultierten 325 Millionen Euro an direkten Kaufkrafteffekten für Wien“, erklärt DI Dr. Rainer Pawlick, Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien. „Rechnet man nun noch die Sektoren hinzu, die beispielsweise als Vorleistungslieferanten für das Baugewerbe auftreten, dann sind die Effekte noch weitaus höher.“
Relativ stabile Entwicklung 2020
Das IHS hat für die Analyse unterschiedlich optimistische und pessimistische Szenarien berechnet. Ausgehend von einem Mittelweg zeigt sich, dass es trotz der zum größten Teil konstanten Lage des Baugewerbes im Jahr 2020 einen Wertschöpfungsrückgang von 0,7 % geben wird. Der Sektor wurde in diesem Jahr im Verhältnis zu anderen Branchen, wie beispielsweise der Gastronomie oder dem Tourismus, zwar deutlich weniger hart getroffen, jedoch werden auch hier die Folgen der Gesundheitskrise verzögert spürbar werden. Das Jahr 2019 hat der Wiener Baubranche einen wichtigen Schub für 2020 mitgegeben, da die gute Auftragslage aus dem Vorjahr heuer weitgehend planmäßig abgearbeitet werden konnte. „Diese Bauvorhaben sind nun jedoch nahezu abgeschlossen“, berichtet DI Dr. Rainer Pawlick.

Schwieriges Jahr 2021
Im kommenden Jahr stehen die Wiener Baumeister vor viel Ungewissheit: Angefangen bei höheren Kosten für die Umsetzung von Sicherheits- und Hygienemaßnahmen, über den Fachkräftemangel, der sich im Zuge der Gesundheitskrise weiter verschärft hat, bis hin zu Verzögerungen bei Baugenehmigungsverfahren. „Unsere Mitgliedsbetriebe werden im Winter und im kommenden Frühjahr jedenfalls vor einer herausfordernden Situation stehen. Investitionsanreize helfen, kommen aber noch nicht vollständig an. So profitieren unsere Mitgliedsbetriebe zum Beispiel von Aktivitäten im Bereich des großvolumigen Wohnbaus nur bedingt. Wie das Jahr 2021 für das Wiener Baugewerbe verläuft, wird stark davon abhängen, ob und wann Konjunkturmaßnahmen spürbar greifen“, führt DI Dr. Rainer Pawlick aus.
Dr. Jan Kluge, Senior Researcher IHS: „Die Erholung der Baubranche ist 2021 möglich, hängt aber von mehreren Faktoren ab."
Das Jahr 2020 kann aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht mit dem Rekordjahr 2019 verglichen werden. Zwar ist die Baubranche trotz zeitweiser Baustellenschließungen im Frühjahr relativ gut durch das Jahr gekommen und die Produktionsindizes lagen im Herbst schon wieder fast auf dem Vorjahresniveau. Jedoch dürften die Zahlen für das Gesamtjahr 2020 einen deutlichen Nachgeschmack der Coronakrise hinterlassen. Auswirkungen werden sich auch in das kommende Jahr 2021 ziehen.

Grund zur Sorge bieten vor allem die zurückgegangenen Baubewilligungen. Im Bereich des Wohnbaus waren die Zahlen im ersten Quartal 2020 deutlich niedriger als im Vorjahresquartal. Im zweiten Quartal sah es zwar – vor allem in Wien – schon wieder besser aus. Der Wegfall aus dem Frühjahr scheint aber noch nicht kompensiert zu sein. Das könnte einerseits nur an einem Rückstau bei den Genehmigungsverfahren liegen; es könnten aber aktuell auch weniger Bauvorhaben auf den Weg gebracht werden. Die aktuelle Wirtschaftsprognose des IHS deutet jedenfalls auf reduzierte Bauinvestitionen im Jahr 2020 hin.
Für das österreichische Bruttoinlandsprodukt geht die Prognose des IHS in diesem Jahr von einem Minus von insgesamt fast 7 % aus. Damit das Baugewerbe von der derzeit prognostizierten Aufhellung im nächsten Jahr profitieren kann, müssen Projekte, die im nächsten Jahr umgesetzt werden sollen, zu einem großen Teil bald genehmigt werden. Sollte es hier zu einem Rückstau kommen, oder sollte die allgemeine Unsicherheit dazu führen, dass weniger Projekte geplant werden, dann wird sich erst zeigen müssen, wie stark die Erholung im Bausektor wirklich ausfallen wird.