Wer immer schon einmal den Floating Market in Bangkok, eine Safari in Südafrika oder das Malay Quarter in Kapstadt sehen wollte, wird das in den kommenden Monaten ob der Coronamaßnahmen wohl nicht tun. Allerdings nutzen einige Anbieter diese Tatsache und bieten virtuelle Ausflüge und Reisen an. Denn digitales Reisen unterliegt keinen Beschränkungen. Das haben einige jordanische Unternehmen erkannt, wie etwa ViaVii. Üblicherweise bietet ViaVii seinen Kunden personalisierte, maßgeschneiderte Reiseerlebnisse an, die in die lokale Tradition einer Region einführen sollen. Da das derzeit nicht machbar ist, bietet ViaVii jetzt Online-Erfahrungen an. So kann man etwa per Video zusehen, wie die Al-Arabiyat-Brüder in Jordanien ihren Honig produzieren.
Eine Safari in 3D
Angebote, die üblicherweise dazu dienen, den Appetit der Nutzer auf echte Reisen zu befeuern, werden jetzt zum virtuellen Reiseersatz. Der kanadische Reiseanbieter G Adventures etwa lockt Kunden mit virtuellen Reisen zu sechs verschiedenen Destinationen, von Italien bis Brasilien, samt Essensempfehlungen und anderen Tipps.
Ob virtuelles Reisen wirklich die Lust auf Urlaub stillen kann, bezweifelt jeder. Man kann zumindest kurzfristig die Sehnsucht wecken und sich darauf freuen, was nach der Covid-19-Krise kommt. Jene Veranstalter, die virtuelle Reisen anbieten, sehen dies vor allem als Marketing-Instrument. In Südafrika bietet die Hotelgruppe Andbeyond virtuelle Safaris an. Der Führer streamt dabei seine Touren durch vier Wildreservate live und bringt Löwen, Zebras, Nashörner und Elefanten direkt per Youtube, Instagram oder Facebook auf die Screens von Smartphones, Tablets oder Flat-TVs.
Das Wohnzimmer als Theaterbühne
Wer mehr auf Theater oder Oper steht als auf exotische Speisen und Strände, muss trotzdem nicht verzichten, zumindest digital. Auch hier sprießen virtuelle Ersatzprodukte aus dem Boden. Zum Beispiel in Finnland: Theater Info Finland bietet Livesendungen des Turku City Theatre. Auch Konzerte des Helsinki Philharmonic Orchestra werden live im Netz gestreamt, genau wie Auftritte in Espoo und Tapiola. Das finnische Kulturangebot im Netz kostet allerdings Geld.
Die Plattform #GreecefromHome erlaubt einen virtuellen Besuch in der Wiege der europäischen Zivilisation. Damit will der griechische Tourismus vor allem die Weichen stellen für eine Rückkehr der Touristen nach der Krise. Solange die Ausgangsbeschränkungen gelten, kommt Griechenland eben zu den Touristen. Bill Gates hat das Projekt kürzlich als “brillante Initiative” gefeiert.
Der virtuelle Museumsbesuch
Auch in den USA sind die Menschen in vielen Städten derzeit angehalten, zuhause zu bleiben. Das setzt auch Kulturinstitutionen wie Museen unter Druck. Einige große Anbieter, wie das Getty Museum in LA und die Frick Collection in New York haben ihr virtuelles Angebot ausgebaut und bieten digitale Rundgänge durch ihre Ausstellungshäuser. In sozialen Medien wird mit der Kampagne #MuseumFromHome für den digitalen Museumsbesuch geworben.
Virtuelle Appetithappen
Dass virtuelle Alternativen die Tourismusbranche retten können, ist nicht anzunehmen. Wie Reisen in Zukunft funktionieren wird und für wen, ist derzeit noch nicht abschätzbar. Einige Beobachter sprechen jedenfalls von einer Chance für die Branche, sich ein nachhaltiges Fundament zu geben. Dabei können virtuelle Angebote vielleicht helfen. Ob ihr Reiz auch bestehen bleibt, wenn die Flugzeuge wieder abheben, wird sich zeigen. Zumindest aber werden die virtuellen Angebote sozusagen zu digitalen Appetithappen, die die Vorfreude auf das echte Reisen größer machen. Virtual Reality hin oder digitaler Museumsbesuch her – den Geruch des Floating Markets in Bangkok oder das Erlebnis, einen Elefanten fast hautnah zu sehen, kann auch die beste Simulation nicht ersetzen.
Wien, 06.05.2020
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