Mit „Dolce Vita zum Anziehen“ hat sich Italien als Land der Mode auf diesem Globus einen unverwechselbaren Namen gemacht. Die Mischung aus geschmackvollem Design und hochqualitativer Ausführung hat vielen italienischen Modefirmen zu Weltruhm verholfen. Allerdings war die Modebranche in den vergangenen Jahren gröberen Umwälzungen unterworfen. Industrialisierung und Globalisierung haben dazu geführt, dass die Branche heute - abgesehen von Nischensegmenten - von Massenware aus Asien dominiert wird. Die Produktion in klassischen Textil- und Modenationen wie Italien ist dagegen zurückgegangen.
Das wollen einige Vertreter der Modebranche nicht einfach so hinnehmen. Als wichtige Basis für eine Renaissance haben Vertreter großer Modehersteller das Handwerk ausgemacht. Das Interesse an alten Handwerkstraditionen gehe bei jungen Berufseinsteigern schon seit geraumer Zeit zurück, so die Argumentation. Während angehende Modeschöpfer nach wie vor gerne neue Kreationen designen, wolle kaum jemand mehr die Arbeit der eigentlichen Herstellung auf sich nehmen.
Schule für Macher
Der Kaschmir-Hersteller Brunello Cucinelli hat sich vor diesem Hintergrund eine Lösung für das Handwerkernachwuchsproblem ausgedacht. Seit zwei Jahren führt sein Unternehmen eine Schule, die Scuola di Arti e Mestieri, in der jungen Menschen die Grundlagen alter Handwerkstechniken beigebracht werden. In Solomeo in Umbrien lernen die Modeschüler, wie man Kleidung schneidert oder Löcher stopft – was übrigens auch eine ziemlich nachhaltige Fertigkeit und ein Trend gegen die Wegwerfkultur ist. Diese grundlegenden Fertigkeiten des Handwerks spielen gerade auch für Luxushersteller in Italien eine große Rolle. Nur mit fähigen Nähern lassen sich die Designs für teure Kreationen auch tatsächlich in ausreichender Qualität in die Tat umsetzen.
Auch das Handwerk trägt Prada
Unterstützung erhält Cucinelli von anderen Herstellern am teureren Ende des Modespektrums. Der Taschenhersteller Bottega Veneta und das italienische Luxuslabel Prada veranstalten ebenfalls eigene Kurse an der Scuola di Arti e Mestieri. Nach Vorstellung der beteiligten Modezaren soll die Integration alter Handwerkskunst in die Ausbildung junger Modedesigner dazu führen, dass das Zusammenspiel zwischen zeitgemäßem Design und hochqualitativer Fertigung, das Italiens Modebranche lange charakterisiert hat, nicht zu bröckeln beginnt. Die Idee, dass altes Handwerk einen Weg aus der Krise weisen könnte, könnte übrigens auch für andere Branchen interessant sein.
Mailand, 03.12.2019
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