Die wachsende Menschheit ist nicht einfach zu ernähren. Die Anbaugebiete werden knapp und die Böden leiden unter der hohen Beanspruchung. Abhilfe könnten ausgerechnet Algen schaffen, die bisher kaum auf dem Speiseplan der meisten Menschen stehen.
Mikroalgen sind eine Proteinquelle, die nicht nur praktisch unerschöpflich ist, sondern auch noch gesund: Die winzigen Pflanzen haben einen hohen Anteil an als gesund eingestuften Omega-3-Fettsäuren, die auch in vielen Fischarten zu finden sind. Zudem lassen sie sich theoretisch auch in industriellen Anlagen züchten, große Flächen müssen dafür nicht geopfert werden. Der ganze Prozess könnte in Bioreaktoren ressourcensparend durchgeführt werden. Zudem kommen die Mikroalgen auch in den Ozeanen und anderen Gewässern in großen Mengen vor und könnten auch dort ohne großen Aufwand geerntet werden. Bislang haben sich die Algen auf dem Lebensmittelsektor aber noch nicht durchgesetzt. Erste Unternehmen setzen aber trotzdem bereits auf die gesunde Alternative zu tierischen und pflanzlichen Produkten.
Das französische Start-up Algama etwa wurde schon 2013 gegründet. Es produziert aus den Algen Spirulina und Chlorella diverse Pasten, die zu Lebensmitteln verarbeitet werden können. Die Konsistenz des rohen Produkts lässt sich laut Hersteller in etwa mit Mayonnaise vergleichen. So wird daraus etwa der Algen-Drink “Springwave” hergestellt, der schon bald in ersten Supermarktregalen landen soll.
Algen als Grundnahrungsmittel
Das niederländische Unternehmen Seamore stellt ebenfalls bereits seit 2015 Produkte auf Algenbasis her. 1000 Geschäfte weltweit werden bereits mit Fleischersatz- und Teigprodukten auf Algenbasis beliefert. Das schwedische Start-up Volta Greentech https://voltagreentech.com/index.html verfolgt ähnliche Ziele und will durch den Einsatz von Mikroalgen die Fleisch- und Milchproduktion deutlich umweltfreundlicher gestalten. Dazu müssen die Algen nicht einmal an Menschen verfüttert werden. Das Unternehmen behauptet, dass allein schon durch die Verfütterung getrockneter Algen an Kühe deren Methanausstoß um bis zu 80 Prozent reduziert werden könne, wenn dafür auf traditionelle Futtermittel verzichtet wird. Da die Wiederkäuer für vier Prozent des weltweiten Ausstoßes des starken Treibhausgases Methan verantwortlich sind, wäre das ein enormer Fortschritt für die Umwelt. Zudem sollen auch die Kühe vom Algenfutter profitieren, negative Auswirkungen gibt es laut dem Unternehmen nicht. Das Start-up konnte bereits beinahe 300.000 Euro Kapital von Investoren einsammeln.
Ozeane als Basis für unsere Ernährung?
Derartige Versuche sind aber lediglich der erste Schritt bei der Nutzung der Algen. Die unabhängige Forschungsorganisation SINTEF aus Schweden denkt hier noch wesentlich weiter. Hier wird darüber nachgedacht, die Nahrungskette nach unten zu erweitern und die Ozeane zur Basis der Ernährung der zukünftigen Erdbevölkerung zu machen. Dann könnten Algen als Grundnahrungsmittel dienen und so für Entlastung der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Anbau- und Weidegebiete an Land sorgen. Auf diese Weise ließe sich theoretisch auch eine deutlich größere Weltbevölkerung ernähren. Die bisherigen Versuche zeigen, dass viele Algenprodukte denkbar sind. Hier werden sich neue Unternehmen in Zukunft sicher noch einiges einfallen lassen. Ob und in welcher Form wir die Algen irgendwann tatsächlich direkt oder indirekt essen, wird sich erst noch zeigen.
Wien, 30.08.2019
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