Die Lehre hat einen hohen Stellenwert, die Demografie sorgt aber auch in diesem Bereich für Kopfzerbrechen.
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Demografie setzt Lehre zu

Immer weniger Jugendliche, immer weniger Lehrlinge, immer mehr offene Lehrstellen: Aber langsam wird ein Ende der Negativspirale spürbar.

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Aktualisiert am 22.09.2023

In Österreich ist der Anteil der Jugendlichen, die eine berufsbildende Ausbildung machen, besonders hoch: Unter den 25- bis 34-Jährigen liegt diese Quote bei mehr als 50 Prozent. Das ist der höchste Wert aller 38 OECD-Staaten. Österreich punktet diesbezüglich vor allem mit seiner dualen Lehrausbildung. Das Erfolgsmodell hat aber Risse bekommen. Denn die Entwicklung der Lehrlingszahlen steht naturgemäß in enger Abhängigkeit zur demografischen Entwicklung. So ist steiermarkweit die Zahl der 15-Jährigen seit den 1980er-Jahren von 22.413 auf 11.210 gesunken, die Zahl der Lehrlinge ist von fast 19.000 (2010) auf aktuell 13.851 geschrumpft. 

Diese Talfahrt hat Spuren hinterlassen, am deutlichsten sichtbar in den vergangenen beiden Jahren, als – befeuert durch Corona – die Zahl der verfügbaren Lehrstellen sogar deutlich höher lag als jene der Lehrstellensuchenden. Zuletzt hat sich diese Lücke wieder deutlich geschlossen. Die Zahl der Lehrlinge legte um zwei Prozent zu. Geblieben ist aber ein bundesweiter Lehrstellenüberhang von 5.334, allein in der Steiermark sind es 757. „Auch wenn wir die Talsohle hinter uns gelassen haben“, relativiert Gottfried Krainer, Leiter der Lehrlingsstelle in der Wirtschaftskammer Steiermark (s. links): „Es wird zwar nicht mehr schlechter, der Trend nach oben ist aber nur schwach.“

Weitere Ausbildung nach der Lehre

Für jene, die sich für diesen Berufsweg entscheiden, eröffnen sich schon bald neue Karrieremöglichkeiten. Denn aktuell ist ein Gesetz in Begutachtung, das die Höhere Berufliche Bildung in Österreich möglich machen soll. Damit werden berufspraktische Höherqualifizierungen samt Abschlüssen auch in Berufsfeldern möglich, in denen es keine Meister- oder Befähigungsprüfung gibt. Die Lehre werde damit massiv aufgewertet, freut sich Mariana Kühnel, stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin, über den „größten bildungspolitischen Meilenstein seit Schaffung der Fachhochschulen vor 30 Jahren“. 

Das Angebot für diesen Karriereturbo fällt auf fruchtbaren Boden: Laut einer market-Umfrage vom letzten November waren zum einen 46 Prozent der Unternehmen schon einmal vergeblich auf der Suche nach Mitarbeitern mit höherer Berufsbildung. Zum anderen wollen 53 Prozent der Lehrlinge nach der Lehre eine weitere Ausbildung machen. Das grundsätzliche Potenzial ist riesig: nämlich jene rund 1,6 Millionen Arbeitnehmer in Österreich, die eine Lehre absolviert haben. Vor dem Hintergrund des schwelenden Fachkräftemangels müssten die Lehre und weiterführende Berufsqualifizierungen ganz oben auf der politischen Agenda stehen, drängt WK-Präsident Josef Herk.