Mann und Frau sitzen in der Natur am Berg
© Steiermark Tourismus/Ikarus.cc.

Über Stock und Stein: Die neue Wanderlust in der Steiermark

Der Wandertourismus boomt in der Steiermark wie schon lange nicht mehr und eröffnet neue Geschäftsfelder. 

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 14.08.2024

Der Wanderrucksack ist gepackt und die Route geplant. Wenn die Wahlsteirerin Janine Wenzel aus Graz zwei bis drei Mal die Woche ihre Wanderschuhe schnürt, ist das nicht der Start für einen erholsamen Tag in der Natur, sondern der Beginn eines neuen Arbeitstages. „Früher war ich im IT-Sektor tätig. Dieses Jahr habe ich mich als Content Creator für die Tourismus- und Outdoorbranche selbständig gemacht und veröffentliche Inhalte zum Thema Wandern auf meinem Blog ,Gepackt  & Los!‘“, erzählt Wenzel. 

Damit füllt sie eine Marktlücke. Als eine der wenigen Wanderbloggerinnen im DACH-Raum wird sie von in- und ausländischen Tourismusregionen und Regionalmarketings beauftragt, verschiedene Wanderrouten einem deutschsprachigen Publikum näher zu bringen. Das gelingt ihr, indem sie auf ihrem Blog über Touren schreibt und Fotos von den Wanderungen auf Social Media teilt. 2023 erschien zudem ihr erster Wanderführer „Wandern für die Seele. Wohlfühlwege Steiermark“. 

Man merkt, dass Wandern immer beliebter wird. Genusswanderungen, wo der Weg das Ziel ist, mehrtägige Weitwanderungen mit Übernachtungen auf Almen sowie Themenwanderungen liegen derzeit im Trend.

Das Interesse an der Alpinsportart scheint jedenfalls da zu sein: Wenzels Blog, den sie bereits 2018 als Hobby gestartet hat, verzeichnete in den letzten zwölf Monaten eine halbe Million Zugriffe – die meisten erfahrungsgemäß im August. Häufiges Thema: die Steiermark. „Man merkt, dass Wandern immer beliebter wird. Genusswanderungen, wo der Weg das Ziel ist, mehrtägige Weitwanderungen mit Übernachtungen auf Almen sowie Themenwanderungen liegen derzeit im Trend. Ich denke, dass Wandern für immer mehr Menschen ein willkommener Ausgleich zum Druck im Alltag ist“, resümiert die Bloggerin. 

Die jüngst veröffentlichten Zahlen von Steiermark Tourismus (STG) geben ihr Recht. So tummeln sich im Bundesland in den Sommermonaten mehr als eine Million Gäste. Knapp jeder zweite davon verbringt seinen Urlaub mit Wandern. „Seit 2019 konnte das Grüne Herz beim Segment Wanderurlaub rund zehn Prozent zulegen. Raus in die Natur zu gehen – einen Gegenpol zum Alltag im Beruf und in der Stadt finden und sich bewegen – wurde über die Jahre immer wichtiger“, erzählt STG-Geschäftsführer Michael Feiertag. Dazu komme, dass immer heißere Sommer immer mehr Menschen auf die kühleren Berge treiben – Stichwort „coolcation“. 

Seit 2019 konnte das Grüne Herz beim Segment Wanderurlaub rund zehn Prozent zulegen. Raus in die Natur zu gehen – einen Gegenpol zum Alltag im Beruf und in der Stadt finden und sich bewegen – wurde über die Jahre immer wichtiger.

Beliebt ist das Wandern in der grünen Mark vor allem bei Einheimischen und deutschen Gästen: 56 Prozent der Wanderurlauber stammen aus Österreich, 32 Prozent aus Deutschland. Die restlichen zwölf Prozent verteilen sich laut Feiertag auf Wandergäs­te aus Ungarn, Tschechien, den Niederlanden und Polen. Pro Kopf geben sie im Schnitt 152 Euro pro Tag und Nacht aus. Ebenfalls positiv: Wer einmal in der Steiermark Berge erklommen hat, tut das gerne wieder. Laut STG kommen 35 Prozent der Gäste ein zweites Mal in die Steiermark. Ganze 91 Prozent werden ihren Aufenthalt zudem weiterempfehlen.

Wer plant, geht auf Nummer sicher 

Dass die Grüne Mark bei Bergsteigern so gut ankommt, dürfte nicht nur an der Landschaft, sondern auch an den Unterkünften und der Bewirtung liegen. 170 Hütten und 17 Wanderhotels (siehe unten) haben sich im Bundesland auf Wandergäste spezialisiert. Was ein Wanderhotel ausmacht? „Die wichtigsten Kriterien sind die Wandermöglichkeiten, die direkt vor der Tür beginnen, ein Wanderservice und Gastgeber, die mit Rat, Tipps und Informationen behilflich sein können“, erklärt Feiertag. 

Und was rät Wanderexpertin Janine Wenzel? „Vor allem als Anfänger sollte man sich vor jeder Tour mit dem Schwierigkeitsgrad der Route vertraut machen. Auch mit den Höhenmetern gilt es am Anfang nicht zu übertreiben. Zudem sollte man früh genug loswandern, denn im Sommer kann es auch am Berg sehr heiß werden. Im Herbst wird es dafür früher dunkel – also zur Sicherheit lieber immer eine Stirnlampe einpacken. Ich selbst starte immer morgens um sieben Uhr. Ausschlafen kann man an einem anderen Tag.“