Sparte Industrie

COVID-19: Weltweiter Energiebedarf nimmt um bis zu 6% ab

Szenario der Internationalen Energieagentur rechnet mit weltweitem Rückgang der Treibhausgasemissionen von 8% - WIFO schätzt minus 7,1% für Österreich

Lesedauer: 2 Minuten

11.03.2023

Im ersten Quartal 2020 ging der weltweite Energiebedarf um 3,8% zurück, sagte Dr. Fatih Birol, Executive Director der Internationalen Energieagentur (IEA) am 30. April 2020 anlässlich der Präsentation des „Global Energy Review 2020“. Alle fossilen Energieträger waren vom Einbruch der Weltwirtschaft durch den Lock-Down betroffen: Kohle – 8%, Öl -5%, Gas – 2%. Erneuerbare Energien waren die einzige Quelle, die ein Nachfragewachstum verzeichneten. Auch der Strombedarf sank erheblich und reduzierte sich in Zeiten voller Sperre in mehreren Ländern um 20% oder mehr.

IEA-Szenario 2020 geht von langsamer Erholung aus

Mit Blick auf das Gesamtjahr 2020 hat die IEA ein Szenario entwickelt, in welchem die Auswirkungen einer globalen Rezession und monatelangen Einschränkungen der Mobilität sowie der sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf den Energiebedarf quantifiziert wurde. Die Internationale Energieagentur geht in diesem Szenario davon aus, dass die Wiederherstellung der Wirtschaftstätigkeit aus dem Lock-Down trotz aller Bemühungen der Politik nur allmählich wieder in Schwung kommt. Ergebnis dieses Szenarios ist, dass der weltweite Energiebedarf 2020 um 6% sinkt. Das wäre der größte prozentuale Rückgang in den vergangenen 70 Jahren und der Größte in absoluten Zahlen. Die Auswirkungen von Covid-19 auf den Energiebedarf im Jahr 2020 wären mehr als siebenmal so hoch als die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 auf die globale Energienachfrage.

Die globalen Treibhausgasemissionen werden voraussichtlich um 8% oder fast 2,6 Gigatonnen auf das Niveau von vor 10 Jahren sinken. Diese Reduzierung gegenüber dem Vorjahr wäre sechsmal größer als der durch die globale Finanzkrise verursachte Rückgang um 0,4 Gt im Jahr 2009 und doppelt so groß wie die Summe aller früheren Kürzungen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Wie nach früheren Krisen könnte laut IEA der Anstieg der Emissionen mit dem Neustart der Wirtschaft jedoch größer sein als der Rückgang, wenn nicht rasch in saubere Energieträger und eine belastbare Energieinfrastruktur investiert wird, so die Internationale Energieagentur.

WIFO rechnet in Österreich mit Emissionsrückgang von zumindest 7,1%

In Österreich könnten die Maßnahmen zur Begrenzung der Ausbreitung von COVID-19, die in vielen Ländern gleichzeitig das Wirtschaftsleben erheblich einschränken, im Jahr 2020 zu einem BIP-Rückgang um 5,2% führen. Damit würde eine Abnahme der Treibhausgasemissionen von 7,1% einhergehen, so das Ergebnis eines neuen, von den WIFO-Ökonomen Mark Sommer, Franz Sinabell und Gerhard Streicher entwickelten Input-Output-basierten Modells, dessen Ergebnisse im WIFO Working Paper 600/2020 „Auswirkungen des

COVID-19-bedingten Konjunktureinbruchs auf die Emissionen von Treibhausgasen in Österreich. Ergebnisse einer ersten Einschätzung“ am 10. Mai 2020 vorgestellt werden.

Diese Abnahme ist gemäß WIFO die direkte Folge der Veränderung der Wertschöpfung, die in fast allen Branchen zurückgehen wird. Da die Freisetzung einiger Treibhausgase von der Wirtschaftskrise nicht beeinflusst werden wird, ist der errechnete Rückgang von 7,1% etwas geringer als die Abnahme ausschließlich der CO2-Emissionen, die mit dem Verbrennen fossiler Energieträger und industriellen Prozesse einhergeht.

Der Ausstoß von Treibhausgasen hängt auch von Faktoren ab, die nicht unmittelbar auf die Wirtschaftsentwicklung zurückzuführen sind - etwa die Zahl der Tage, an denen geheizt werden muss. Daher ist der genannte Rückgang der Emissionen gemäß WIFO nicht als Prognose der Treibhausgasinventur für das Jahr 2020 zu verstehen. Da die österreichische Wirtschaft nach wie vor eng mit der Verwendung fossiler Rohstoffe verwoben ist, wird der für 2021 erwartete Aufschwung von 3,5% nach einer Reduktion im Jahr 2020 gegenüber 2019 wieder zu einer Zunahme der Treibhausgasemissionen führen. Vor zehn Jahren kam es zu einer Zunahme der Emissionen von 5,5%, nachdem 2009 in Folge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ein Rückgang von 7,6% gegenüber 2008 verzeichnet worden war.

www.iea.org

www.wifo.ac.at

Autor:
DI Oliver Dworak
E-Mail: oliver.dworak@wko.at