Sparte Industrie

Klimaneutralität, eine Herkulesaufgabe für die Industrie

„Klimaneutralität – Die weltweite Herausforderung“, lautete vor 300 Besuchern im Linzer Design Center das spannende Thema des Industrietags 2022 mit Top-Referenten.

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13.03.2023
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© R. Pelzl Nationalratsabgeordneter Fürlinger, W. Steinecker (Energie AG), deutscher Bundesminister a.D. P. Altmaier, Spartenobmann E. Frommwald, C. Wiesbauer (Bank Austria), WKOÖ-Vizepräsident C. Malina-Altzinger

„Das Erreichen der Klimaneutralität ist eine Herkulesaufgabe und die oberösterreichische Industrie unterstützt mit Überzeugung das Ziel, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen. Aber nur wenn die österreichischen Industriebetriebe während dieser umfassenden Transformation erfolgreich wirtschaften und international wettbewerbsfähig bleiben, können sie weiterhin Arbeitsplätze und Wohlstand sichern. Deshalb muss die Politik jetzt die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit die Industrie auch weiterhin signifikante Beiträge zur Zielerreichung leisten kann. Es braucht einen Masterplan mit klaren Meilensteinen, um die höchst ambitionierten Ziele zu erreichen. Wir sehen uns als Teil der Lösung, was wir brauchen sind allerdings Versorgungssicherheit und leistbare Energie. Nicht zuletzt der Ukraine-Krieg hat die Verletzlichkeit der österreichischen Energieversorgung aufgezeigt“, startete Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der WKOÖ in den Industrietag.

„Hohes Tempo ist angesagt, es liegt viel am Tisch und die Zeit tickt“, richtete WKOÖ-Vizepräsident Clemens Malina-Altzinger ein Appell an die Politik in die ambitionierten Ziele, eine Struktur zu bringen. „Wir brauchen mehr Tempo beim Ausbau der nötigen Infrastruktur, den Kraftwerken, Leitungen und Speichern“, so Malina-Altzinger. „Wir haben selbst den ökologischen Fußabdruck schon deutlich reduziert“, berichtete Christian Wiesbauer, Landesdirektor Firmenkunden OÖ des Veranstaltungspartner UniCredit Bank Austria AG. Ein großes Problem bei der Realisierung der Klimaschutzziele sieht Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG, im Fachkräftemangel: „Wo sollen wir die Leute hernehmen, die die notwendige Infrastruktur aufbauen sollen“.

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© R. Pelzl Spartenobmann-Stv. S. Kubinger, Spartenobmann-Stv. V. Burgholzer-Kaiser, G. Silberhumer (WKOÖ), G. Schallmeiner (Siemens AG)

Alles bisherige war ein Kinderspiel

„Corona und der Krieg haben die Langfristziele aktuell verdeckt, für die wir jetzt die Weichen stellen müssen. Wir dürfen jetzt aber nicht zulassen, dass die Diskussion um den Klimaschutz aufgeschoben wird. Der Weg zur Klimaneutralität ist die größte Transformation in der Weltgeschichte, alles Bisherige war ein Kinderspiel“, ist Deutschlands Ex-Wirtschaftsminister mit 15 Jahren Regierungsverantwortung, Peter Altmaier, überzeugt. „Wir müssen vieles durch neue Technologien ersetzen, das Auto wird beispielsweise ein Auto bleiben, aber ein anderes als heute. Wir werden erleben, dass vieles elektrisch wird, was wir uns bisher noch nicht vorstellen können. Benötigt werden allerdings klimaneutrale Energiequellen, ohne die kommen wir nicht durch. Dazu brauchen wir neue Partnerschaften zwischen Industrie und Politik, das Zusammenhalten aller Kräfte. Allerdings kann die Industrie nur einen Beitrag dazu leisten, wenn sie überlebt, was nur mit den geeigneten Rahmenbedingungen und Instrumenten machbar ist. Die Wende wird uns gelingen, wenn es ein hochinnovatives Projekt ist“, so Altmaier.

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© R. Pelzl H. Plöckinger (Rübig GmbH), M. Bergsmann (Hueck Folien), R. Mark (Mark GmbH), P. Sticht (STIWA)


Werden diese Herausforderung meistern

„Wir können es uns nicht leisten, nichts zu tun, werden diese Herausforderung meistern, wenn auch mit Abzweigungen auf dem Weg dorthin. Alle internationalen Wirtschaftsmächte sehen Klimastrategie auch als geopolitisches Instrument. Am glaubwürdigsten sind wahrscheinlich die Anstrengungen der EU, eine globale Energiewende auch ohne geopolitische Vorteile als Vorreiter zu begleiten. Durch die extreme Vielfalt der Ausgangspositionen der Mitgliedsstaaten im Energiebereich wird die Umsetzung der Strategie zu einer großen Herausforderung. Indien wird China im nächsten Jahrzehnt als größter Emittent ablösen und wird zum Schlüssel des Erfolgs einer globalen Klimabewegung. Die Einbeziehung der historischen Verantwortung durch den Westen, sowie eine erfolgreiche Bewältigung der beispiellosen Herausforderungen im Bereich Infrastruktur des Subkontinents, werden schlussendlich in Indien über den Erfolg der globalen Anstrengungen entscheiden“, sagt der Energieexperte und langjährige Chefstratege von Shell sowie Univ-Prof. an der Karl-Franzens-Universität Graz, Karl Rose.

Eine wesentliche Rolle wird im Zusammenhang mit all diesen Klimaambitionen auch CBAM spielen. Der CO2-Grenzausgleichsmechanismus soll verhindern, dass europäische Hersteller mit wenig klimafreundlich produzierten Importwaren konkurrieren müssen. Ein Konzept, dass jedoch handelspolitisch Konfliktpotenzial beinhaltet. „CBAM wird kein Game-Changer für die Umweltproblematik werden, entscheidend sind die Innovationen. Auch die Politik muss mehr auf Innovationen setzen“, so Wirtschaftsforscher Christian Keuschnigg von der Universität St. Gallen dazu.

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© R. Pelzl G. Leitner (Limak), C. Keuschnigg (Universität St. Gallen), K. Rose (Karl-Franzens-Universität Graz), G. Cuturi (OÖN), K. Obereder (ORF OÖ)


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