Arbeitszeit
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Steuerlast erdrückt Leistung: Österreich bei Arbeitszeit international zu weit hinten

WKOÖ-Päsidentin Hummer: Jetzt Vollzeitbeschäftigung mit Steuerfreibetrag und Überstunden im Sinne von „mehr Netto vom Brutto“ aufwerten

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Aktualisiert am 09.11.2023

Angesichts der vergleichsweise niedrigen Nettoarbeitszeit in Österreich sollten sich spätestens jetzt alle Arbeitszeitverkürzungs- bzw. Steuererhöhungsfantasien in Luft auflösen: Laut einer aktuellen Eurostat-Statistik arbeitete man 2022 in Österreich durchschnittlich „nur“ 33,7 Stunden pro Woche – damit liegt die Alpenrepublik fast 7 Prozent unter dem EU-Schnitt und klar hinter Ländern wie Frankreich, Schweden und Deutschland. Ein wesentlicher Grund für diesen ernüchternden Befund ist die Tatsache, dass sich (Mehr)Arbeit in Österreich seit Jahren nicht mehr wirklich lohnt.

Verantwortlich dafür sind die extrem hohe Steuerbelastung (nur in drei europäischen Ländern bleibt einem Durchschnittsverdiener am Monatsende netto noch weniger), sowie die Unattraktivität einer Erhöhung der Arbeitszeit: 32 Prozent - das ist einer der schlechtesten Werte in Europa – bleiben einem Teilzeitbeschäftigten zusätzlich, wenn er bereit ist, seine Arbeitszeit z.B. von 20 auf 30 Stunden zu erhöhen. Auch die aktuelle Steuerfreiheit für Überstunden ist in die Jahre gekommen und stellt schon längst keinen echten Leistungsanreiz mehr dar.

Damit sich Leistung wieder lohnt, setzt die WKOÖ auf folgende vier Leistungsturbos:

Freibetrag bei Vollzeitbeschäftigung einführen
Um Arbeiten im Vollzeitmodus wieder attraktiver zu machen, ist ein steuerlicher Freibetrag in der Höhe von 15 Prozent einzuführen – die dadurch bewirkte Verringerung der Steuerbemessungsgrundlage bringt ebenfalls mehr „Netto vom Brutto“. Konkret würde jemandem, der z.B. 2.500 Euro brutto verdient bei Einführung eines 15-prozentigen Steuerfreibetrages monatlich 112,50 Euro netto mehr im Börsel bleiben

Grenzsteuersätze für Mittelstand (weiter) senken
Insbesondere die mittelständischen Einkommensbezieher (über 32.075 Euro Jahresbruttoeinkommen beträgt der Steuertarif 40 Prozent, bei einem Jahresbruttoeinkommen von über 62.080 Euro satte 48 Prozent) sind im Sinne von „mehr Netto vom Brutto“ dringend weiter zu entlasten.

Lohnnebenkosten (weiter) senken
Weniger Arbeitsunfälle bzw. eine niedrigere Arbeitslosigkeit ermöglichen eine sofortige Reduktion des Unfallversicherungs- bzw. Arbeitslosenversicherungsbeitrages. Ebenso ist der Beitrag zum Familienlastenausgleichsfonds weiter zu senken, da Familienleistungen – so wie im restlichen Europa – primär vom Staat finanziert werden sollen.

Überstunden steuerlich großzügiger entlasten
Mit einer Verdoppelung der steuerbegünstigten Überstunden von 10 auf 20 pro Kalendermonat bzw. durch den Entfall des Höchstbetrages würde sich Mehrarbeit wieder viel mehr lohnen.

„Die WKOÖ hat den Leistungsbremsen jedenfalls den Kampf angesagt: Die Umsetzung der genannten Forderungen führt zu „mehr Netto vom Brutto“ und macht damit freiwillige (Mehr)Arbeit attraktiver, was auch ein wirkungsvoller Beitrag zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels wäre. Nur so können wir langfristig den breiten Wohlstand sichern sowie die hohe soziale Absicherung in unserem Land auch für die Zukunft bzw. die nächste Generation erhalten“, fordert WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer eine breite Allianz zu Gunsten aller Leistungswilligen in diesem Land.