
Argentinien: Wirtschaftslage
Die wichtigsten Informationen zur argentinischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand
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Wirtschaftslage
Argentinien ist die drittgrößte Volkswirtschaft in Lateinamerika. Obwohl das Land ressourcenreich ist, über einer diversifizierten industriellen Basis und hochqualifizierten Arbeitskräften verfügt, kommt es aufgrund der staatsorientierten und interventionistischen Politik zu anhaltenden Boom-Bust-Zyklen in der Wirtschaft.
Nach einem Wirtschaftsrückgang von 9,9 % im Jahr 2020 im Zuge der tiefsten mehrjährigen Rezession seit der Finanzkrise 2001/02, kommt es 2021 zu einer Erholung mit prognostizierten 9,5 %. Das Wirtschaftswachstum dürfte 2022 wieder auf 2,3 % abflachen. Trotz der nach wie vor günstigen Rohstoffpreise wird die Erholung durch notwendige makroökonomische Anpassungen gebremst werden.
Argentinien ist eines der am höchsten besteuerten Länder der Region, was sich mitunter auch auf ein sehr verhaltenes Investitionsklima auswirkt. Der bereits 2019 eingesetzte Exodus von Personen und Unternehmen mit hohem Einkommen in steuerfreundlichere Länder, wie etwas das Nachbarland Uruguay, wird auch in den Jahren 2022-2026 anhalten und dadurch Investitionen geringhalten.
Der ungeordnete Zahlungsausfall, der 2020 noch ein immanentes Risiko darstellte, blieb aus. Nichts desto trotz setzt die aktuelle, peronistische Regierung bewusst keine wirtschaftspolitischen Akzente. Angesichts des eingeschränkten Zugangs Argentiniens zu externen Finanzmitteln bleibt das Grundrisiko eines Zahlungsausfalls bestehen.
Einer restriktiven Wirtschaftspolitik entsprechend wurden vermehrt Importrestriktionen eingeführt. Die im September 2019 wiedereingeführten Devisenkontrollen, um dem starken Devisenabfluss im Zuge der unsicheren wirtschaftlichen Entwicklungen entgegenzutreten, umfassen zahlreiche Einschränkungen gegenüber privaten und öffentlichen Personen und werden im Monatstakt angepasst.
Key Facts und aktuelle Entwicklungen auf einen Blick: derBesondere Entwicklungen
Die im Oktober 2019 mit einheitlicher Mehrheit gewählte linke peronistische Koalition „Frente de Todos“ hat bei den Parlamentswahlen im November 2021 eine deutliche Niederlage erlitten. 127 Parlamentsabgeordnete (bis 2025) und ein Drittel des Senats (bis 2027) wurden im Zuge durch Direktwahlen erneuert. Das Wahlergebnis erschwert zwar einerseits die Regierungsfähigkeit, verbessert aber gleichzeitig die Kontrollfunktion der demokratischen Institutionen.
Die außenpolitische Richtung hat sich unter Fernández vor allem dadurch geändert, dass sich die Regierung vom Fokus auf freien Handel der Vorgängerregierung abgewandt hat. Der Mercosur ist nun nach ideologischen Gesichtspunkten aufgeteilt, wobei eines der Hauptmitglieder, Brasilien, rechts und das andere Argentinien, links steht. Die Regierung unter Fernández hatte im April angekündigt, von künftigen Handelsverhandlungen zurückzutreten. Obwohl diese Ankündigung bald darauf wieder zurückgenommen wurde, wird der ideologische Zwiespalt im Mercosur die Ratifizierung des Abkommens zwischen der EU und dem Mercosur erschweren.
Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
Die Entwicklung der österreichischen Exporte nach Argentinien verlief in den letzten Jahren unregelmäßig, im Mittel der letzten Jahre liegen sie zwischen rund 100 und 150 Mio. Euro.
Angesichts der konjunkturellen Entwicklung sind die Ausfuhren aus Österreich nach Argentinien 2020 um 27,5 % auf 103 Mio. Euro gesunken. Damit entspricht der Rückgang österreichischer Exporte nach Argentinien dem allgemeinen europäischen Durchschnitt (-26 %). In den ersten drei Quartalen 2021 setzte mit einem Plus von 7,1 % wieder eine Erholung ein.
Gegliedert nach einzelnen Produktgruppen bildeten im Jahr 2020 österreichische Lieferungen von diversen Maschinen und Anlagen mit 37,1 Mio. Euro bzw. 36 % trotz starker Rückgänge in dieser Position den Hauptteil. Zu den größten nennenswerten Einzelpositionen gehören Kräne, Turbinen und Industrieroboter.
2020 ist die Nachfrage mit 51,7 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr um 34,4 % zurückgegangen. In den ersten drei Quartalen 2021 haben sich die Einfuhren um 12 % erholt. Die argentinischen Lieferungen nach Österreich bestehen vorwiegend aus Produkten der Viehzucht und Landwirtschaft mit relativ geringem Verarbeitungsgrad und unterliegen einem starken Schwankungsgrad.
Geschäftschancen in Argentinien
Trotz der wieder eingeführten Einfuhr- und Devisenrestriktionen gibt es in Argentinien traditionell eine starke Nachfrage in den Bereichen Maschinen und Apparate, Pharma, Chemie, Messgeräte und im Energiebereich. Längerfristig könnte der argentinische Markt auch für konkurrenzfähige österreichische Konsumprodukte interessant werden.
Das AußenwirtschaftsCenter Buenos Aires setzt in den nächsten Jahren gezielte Schwerpunkte auf die Branchen Bergbau, Informationstechnologie, Pharmaindustrie und erneuerbare Energien. Dabei handelt es sich um Branchen mit Wachstumspotenzial. Zudem bearbeitet das AußenwirtschaftsCenter Start-ups, E-Commerce, Weinanbau und nachhaltige Landwirtschaft, da in diesen Bereichen derzeit eine erhöhte Marktdynamik wahrzunehmen ist.
Statistik: Länderprofil
Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Argentinien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik.
Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.
Podcast: Akustische Geschäftsreise in den Markt
Der in Buenos Aires lebende WKÖ-Wirtschaftsdelegierte und Export-Experte, Marco Garcia, spricht in der Podcast Folge #26 Argentinien über seine spanischen Wurzeln, die argentinische Rohstoffkammer, süditalienisches Flair und warum Diego Maradona beim Papst ein- und ausging.
Der Export-Podcast der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA führt auf akustische Geschäftsreisen in alle Welt. Die WKÖ-Wirtschaftsdelegierten sprechen über ihre Erfahrungen in ihren mehr als 70 Ländern und werfen als lokale Expertinnen und Experten einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Exportmärkte. Sie zeigen Geschäftschancen auf, geben praktische Tipps, informieren über Trends und Innovationen! Versehen mit einer zusätzlichen Prise an Fun Facts, Dos & Don'ts und bunten Erfolgsstories, können österreichische Unternehmen im Ausland mit diesem Know-how ganz einfach punkten, denn AUSTRIA IST ÜBERALL!
Maßgeschneiderte Informationen
Damit Ihre Marktbearbeitung in Argentinien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Buenos Aires anfordern können.
Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in in unserem Länderreport Argentinien.
Das AußenwirtschaftsCenter Buenos Aires berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Argentinien haben.
Stand: 18.09.2023