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Sparte Industrie

Transformation des Energiesystems

Lesedauer: 3 Minuten

11.01.2024

Um das Ziel zu erreichen, die österreichische Stromversorgung im Jahr 2030 bilanziell zu 100% aus erneuerbaren Energieträgern bereitzustellen, soll die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 um 27 TWh gegenüber 2020 gesteigert werden (+50 % gegenüber 2020).

Die überwiegende Mehrheit des Zubaus stammt aus Quellen, die stark im Tages- bzw. Jahresverlauf schwanken. Alleine aus den geplanten, zusätzlichen Photovoltaik-Umfängen sind in wenigen Jahren an einem sonnigen Sommertag Einspeisleistungen zu erwarten, die die aktuelle maximale Spitzenlast im Stromnetz deutlich überschreiten werden. Das Angebot erneuerbarer Energien wird weder räumlich noch zeitlich mit dem Verbrauch korrelieren. 

© Edwin Enzlmüller Fotografie, WKOÖ – sparte.industrie

„Forcierter Netzausbau, große Speicher und die Einbindung der Industrie bei der Netzreserve sind die Basis für die Versorgungssicherheit.“


Klimaneutral erzeugtes Gas – und hier vor allem Wasserstoff – wird ein zentraler Energieträger für die industrielle Produktion der Zukunft sein. Viele industrielle Prozesse lassen sich nicht elektrifizieren – entweder weil das Gas als chemischer Reaktionspartner notwendig ist, oder weil hohe Prozesstemperaturen erreicht werden müssen. 72 % jener OÖ Industriebetriebe, die auch heute Gas in signifikantem Umfang verbrauchen, geben an, dass sie auch in Zukunft auf klimaneutrales Gas angewiesen sind. Ohne eine verlässliche und leistbare Versorgung mit klimaneutralem Wasserstoff droht vielen Industriebetrieben das Aus.

„Die Versorgung mit leistbarem klimaneutralem Wasserstoff ist entscheidend für die Zukunft der OÖ Industrie.“

© Edwin Enzlmüller Fotografie, WKOÖ – sparte.industrie


Die wichtigsten Standpunkte der sparte.industrie im Überblick:

  • Der Ausbau erneuerbarer Energien muss in die Gänge kommen.
    Jede Kilowattstunde Energie, die in Österreich oder in der EU erzeugt wird, reduziert unsere Abhängigkeit von unzuverlässigen Partnern – und wirkt zusätzlich dämpfend auf die europäischen Energiepreise. Die Produktion erneuerbaren Stroms in Österreich kommt aber seit Jahren nicht vom Fleck. Die notwendigen Investitionsentscheidungen sind jetzt zu treffen und dürfen nicht durch langwierige Behördenverfahren gebremst werden.

  • Leistungsstarke Netzen und Speicher haben höchste Priorität.
    Die hohen Spitzenleistungen müssen durch leistungsfähige Netze aufgenommen und in groß dimensionierten Speichern (Wasserkraft oder grünes Gas) gepuffert werden. Speicher sind im Tages- und Jahresverlauf wichtige Ausgleichselemente - sie leisten aber auch einen entscheidenden Beitrag zur nationalen Resilienz der Energieversorgung. Heute basiert diese Resilienz weitgehend auf fossilen Reserven an Treibstoffen, Heizöl sowie Erdgas. Um auch künftig nicht erpressbar zu sein, müssen in Österreich groß dimensionierte Energiespeicher für erneuerbare Energien entstehen.

  • Ohne eine verlässliche Energieversorgung ist unser Wohlstand in Gefahr.
     Industrielle Prozesse spielen eine zentrale Rolle bei der künftigen Netzreserve. Österreich kann auch langfristig innerhalb seiner nationalen Grenzen nur einen Teil seines gesamten Energiebedarfs erneuerbar erzeugen. Wir brauchen daher internationale Partnerschaften mit Ländern, die erneuerbare Energien exportieren können.
  • Österreich muss die abstrakte Wasserstoffstrategie in konkrete Projekte mit definierten Milestones überleiten.
    Klimaneutraler Wasserstoff wird ein knappes Gut sein und der Bedarf die nationale Produktionskapazität weit überschreiten. Es braucht ein Netzwerk aus verlässlichen Importpartnern und die entsprechende Infrastruktur für Transport und Speicherung.
    Die Umstellung industrieller Prozesse auf Wasserstoff ist technisch herausfordernd, kostenintensiv und mit erheblichen betriebswirtschaftlichen Risiken verbunden. Die Industrie muss bei dieser Transformation finanziell unterstützt werden.

  • Neben Wasserstoff muss auch grünes Gas – etwa aus landwirtschaftlichen Quellen – eine wichtige Rolle spielen.
    Bislang liegt der Anteil der Biomethanproduktion in Österreich bei etwa 0,1% des heimischen Gasverbrauchs. Die Bundesregierung will diesen Anteil binnen weniger Jahre auf über 10 % Prozent anheben. Diese "Verhundertfachung" wird enorme Kosten und Herausforderungen mit sich bringen, die nur durch klare gesetzliche Rahmenbedingungen, schnelle Behördenverfahren und wirksame finanzielle Unterstützung zu bewältigen sind.

  • Energie muss leistbar bleiben.
    Große Teile der OÖ Industrie sind energie- und rohstoffintensiv – und beide Produktionsfaktoren haben sich in den letzten Jahren massiv verteuert. Der Industriestandort Oberösterreich steht in einem starken Wettbewerb mit unseren europäischen Nachbarn. Energiepolitik muss daher immer leistbare Energiepreise im Fokus haben. Nationale Alleingänge innerhalb der europäischen Union können existenzbedrohenden Wettbewerbsverzerrungen für die heimische Industrie auslösen.

Die wichtigsten Rahmenbedingungen und Informationen zur Dekarbonisierung des europäischen Energiesystems wurden in der Broschüre "Dekarbonisierung des Energiesektors: Chancen und Herausforderungen für die OÖ Industrie" zusammengefasst. 

zur Broschüre

Weitere Informationen:



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