Neujahrsempfang  Kunsthandwerke 2024
© Charlotte Schwarz
Kunsthandwerke, Landesinnung

Neujahrsempfang 2024 der Innung der Kunsthandwerke

Handwerk, quo vadis?!

Lesedauer: 4 Minuten

01.03.2024

Die Innung der Kunsthandwerke in der WKO lud zum diesjährigen Neujahrsempfang – um zu netzwerken, aber auch, um auszuloten, was 2024 für GoldschmiedInnen und UhrmacherInnen bringen wird.

Bundesinnungsmeister Wolfgang Hufnagl hatte gerufen und sie waren gekommen: Neben Mitgliedern der Innung durfte er auch VertreterInnen der Gremien begrüßen: Anwesend waren unter anderem die Alt-Innungsmeister KommR Wilfried Haas und Günter Guggenberger sowie Bundesgremialobmann Frank-Thomas Moch und die steirische Gremialobfrau Elke Neubauer-Wolf. Auch der Nachwuchs war mit einer Abordnung MeisterschülerInnen vertreten.

Nachwuchs gesucht

Das Podium, das zur Eröffnung der Veranstaltung der Frage „Quo vadis, Handwerk?“ nachging, repräsentierte darüber hinaus verschiedene Interessensvertretungen, Schwerpunkte und geballte Expertise. Ein wichtiges Thema der Branche ist der Nachwuchs: „Derzeit haben wir genügend junge GoldschmiedInnen, die zur Meisterprüfung antreten und österreichweit ca. 600 Betriebe. In diesem Zusammenhang wies der Bundesinnungsmeister auch auf die positiv verlaufenen Lohnverhandlungen hin, die auf Augenhöhe stattgefunden haben.

Wünschenswert sei aber, dass es mehr Ausbildungsbetriebe gäbe. „Private Initiativen wie das Evangelische Gymnasium oder andere springen hier in die Bresche,“ fügte Patrick Hainzl, stellvertretender Obmann des Meistervereins Gold- und Silberschmiede hinzu. Eine andere Form des Nachwuchsmangels sprach Leopold Rössler, Gründer der Gemmologischen Akademie und heimischer „Edelstein-Papst“ an: „Ohne GemmologInnen können Goldschmied- und Juwelierbetriebe nicht arbeiten.“ Angesichts der neuartigen Synthesen sei es immer schwieriger, echt von unecht zu unterscheiden, dann müssten die ExpertInnen mit Gutachten für Klarheit sorgen.

Nachhaltige Schätze

Nikl vertiefte zudem das Thema der Labordiamanten, das „allein schon abendfüllend“ sei. Diese würden nicht zuletzt zu einem Preisverfall führen. Allerdings sei der Markt unberechenbar: Obwohl man, nachdem russische Diamanten von der EU auf den Index gesetzt wurden (Anm.: Seit 1.1.2024 ist die Einfuhr russischer Diamanten in die EU verboten.), damit gerechnet hatte, dass es zu einer Verknappung und einem Preisanstieg kommen würde, sei genau das Gegenteil der Fall: „Wir sehen -30 Prozent bei Einkarätern, ein eklatanter Preisverfall.“ Besonders bei der jüngeren Generation würden sich die Steine aus dem Labor zunehmender Beliebtheit erfreuen: „Synthesen werden uns immer stärker betreffen.“

Ein roter Faden, der sich durch den Abend zog, war der Aspekt der gebrauchten Werte: In den letzten Jahren haben immer mehr Juwelierbetriebe – darunter große Namen wie Bucherer – auf den Handel mit gebrauchten Luxus-Uhren gesetzt. Als „Certified Pre-Owned“ hat sich dieser Bereich zur eigenen Kategorie entwickelt. Obwohl der erste CPO-Boom etwas abgeebbt sei, würden viele Menschen ihre wertvollen alten Uhren zu Reparatur oder Restaurierung bringen, so Johannes Barotanyi, Berufszweigvorsitzender der Uhrmacher und Uhrmacherinnen. So könne man durchaus von dem Trend profitieren.
Eine Absage erteilte er hingegen Vorschlägen, für Dienstleistungen an online gekaufte Neu-Uhren eine Gebühr zu verlangen: „Diese 10 Euro machen mich nicht reich, aber ich habe die Chance, hier neue KundInnen zu gewinnen.“
Die GoldschmiedInnen haben immer schon mit altem Schmuck gearbeitet: „Egal ob als Material oder für Umarbeitungen. Altschmuck wird, auch angesichts des Goldpreises, oft zum Goldschmied bzw. zur Goldschmiedin gebracht,“ weiß Patrick Hainzl. Wolfgang Hufnagl ist überdies sicher: „GoldschmiedInnen haben das Recycling erfunden – bei uns wurde immer alles und immer wieder verwertet.“

Kampagne für Altgold-Ankauf

Entsprechend habe man sich das Thema Altgold für heuer auf die Fahnen geheftet: Nach einer Idee von Stefan Nikl hat die Innung eine Kampagne unter dem Motto „Geben Sie Ihrem Gold eine zweite Chance“ entwickelt, um KonsumentInnen auf den Goldankauf im Fachhandel aufmerksam zu machen – nicht zuletzt, um so fragwürdigen AnkäuferInnen den Wind aus den Segeln zu nehmen: „Rechtlich haben wir keine Handhabe gegen diese Machenschaften – wir können uns nur um Aufklärung bemühen.“ Die Kampagne ziele genau darauf ab. Mit Radiospots sowie Plakaten und Foldern, die in den Geschäften zum Einsatz kommen, will man Aufmerksamkeit generieren und das Augenmerk auf fairen Ankauf zu lenken. Dazu setze man auf Zusammenarbeit mit JuwelierInnen und SchmuckhändlerInnen.