Personengruppe Kunsthandwerk im KHM
© Ulrike Wieser

Wiener Kunsthandwerksbetriebe im Kunsthistorischen Museum

Voller Erfolg der SCHAUwerkstatt des Wiener Kunsthandwerks bei der Langen Nacht der Museen 2023

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 13.10.2023

Am 7. Oktober fand die lange Nacht der Museen statt. Das Wiener Kunsthandwerk nahm die Aktion wieder zum Anlass, der Öffentlichkeit die hohe Kunst näher zu bringen und anschaulich zu machen. Tausende interessierte Besucher konnten zahlreichen Wiener Kunsthandwerksbetrieben über die Schulter blicken, während diese ihre faszinierenden Arbeiten im Bassano Saal (2. Stock) des Kunsthistorischen Museums präsentierten. 

Kreativität, Tradition und Innovation

Maria Smodics-Neumann, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien und Abgeordnete zum Nationalrat: „Im Kunsthandwerk kommen zwei faszinierende Bereiche zusammen, die Kunst und das Handwerk. Diese Verbindung schafft eine Melange aus Kreativität, Tradition und Innovation. Die Objekte erzählen Geschichten von Menschen, Traditionen und Kulturen, machen neugierig und überraschen. Ihre Fertigung in Schauwerkstätten mitzuerleben, ist eine besondere Gelegenheit. Die Kunsthandwerker beweisen damit einem breiten Publikum ihre Vielfalt, ihr Können und ihre Schaffenskraft.“

Kunsthandwerk aus erster Hand

Wissbegierige Besucher konnten nachts Spannendes aus der Welt des Wiener Kunsthandwerkes aus erster Hand erfahren. Bei Holzhandwerk von Astrid Unterberger gab es Einblicke in die Techniken klassischer Tischlerarbeit und in die Fertigung von kreativen Holzbildhauer- und Schnitzobjekten. Besucher konnten etwa ihre eigenen „Zirbenspäne“ hobeln. Highlight der Besucher war auch die Zwirnknopf-Manufaktur, wo die Herstellung traditioneller textiler Zwirnknöpfe erklärt wurde und diverse textile Materialien und Rohlinge, die Knöpfen Form und Festigkeit geben, sowie eine große Auswahl historischer Posamentenknöpfe zu sehen war. Spannendes gab es auch bei Preys Alexander-Malerei und Beschichtungstechnik: Dort erlebte man einmalige Einblicke in traditionelle, hochwertige und dekorative Malerhandwerkstechniken und in die Kunst der Ikonenmalerei.

Scharfe Klingen, maßgeschneiderte Düfte

Scharf her ging es bei Messermacher Kappeller: Er stellte das Handwerk des Messermachers vor und führte durch einzelne Arbeitsschritte wie Feinschleifen der Klingen, Griffe anpassen, polieren, ölen und schärfen von Messern. Hochkarätiges gab es für Besucher beim Forum Goldschmiede: Man konnte zusehen, wie individuelle Schmuckstücke auf höchstem Niveau kreiert und repariert wurden und erhielt spannende Einblicke in Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie in diverse Bearbeitungstechniken. Duftende Highlights bot Yogesh Parfums: Präsentiert wurden Düfte zum Erleben, Interessierte erhielten Einblick in das Handwerk des Parfumeurs und konnten zusehen, wie maßgeschneiderte Düfte und Duftinszenierungen entwickelt werden. Holzrestaurierung und Konservierung historischer Möbel wurde bei Addison Restaurierung an kleinen Objekten erklärt, Interessierte konnten mit eigenen Augen dem Prozess der Erstellung einer traditionellen Schellack-Handpolitur folgen.

Kreatives Upcycling

Ganz dem Thema kreatives Upcycling von Schmuck und Möbeln hat sich Kupferdach Production Schmuck und Couture gewidmet: Besucher konnten hautnah erleben, wie zeitlose, individuelle Schmuckkreationen aus alten Materialien wie Uhrwerken, Ziffernblättern und Zahnrädern gestaltet wurden. Bei Franz Dietl Raumausstattung wurden Materialien und Verarbeitungstechniken zur Raumgestaltung, Möbelrestaurierung, zu Polsterungen und Posamentierarbeiten sowie kreativem Wand- und Vorhangdekor präsentiert. Kunsthandwerk und Nachhaltigkeit sind zwei Themen, die sehr gut zusammenpassen. Kunsthandwerker arbeiten mit nachhaltigen Materialien, die umweltfreundlicher sind und weniger Ressourcen verbrauchen. Smodics-Neumann: „Handgefertigte Kunsthandwerksstücke sind oft von höherer Qualität und langlebiger als Massenprodukte. Dies fördert die Nachhaltigkeit, da weniger häufig Ersatzprodukte gekauft werden müssen.“ Viele Kunsthandwerker produzieren ihre Waren lokal, was den Transportaufwand reduziert und die Umweltauswirkungen verringert. Dies unterstützt auch die lokale Wirtschaft. Weiters sind handgefertigte Produkte einzigartig und spiegeln die kreative Vision des Kunsthandwerkers wider. Dies kann dazu beitragen, den Konsum von Massenwaren zu reduzieren und die Wertschätzung für individuelle Produkte zu fördern. Smodics-Neumann: „Ein wichtiger Punkt ist auch die Reparierbarkeit und das Upcycling: Kunsthandwerker können Produkte herstellen, die leicht repariert werden können, anstatt sie wegzuwerfen, wenn sie kaputt sind. Dies fördert das Konzept des Upcyclings, bei dem alte Gegenstände in neue, nützliche Produkte umgewandelt werden.“

Kunsthandwerk ist Aushängeschild der Wiener Wirtschaft

Die Umsetzung eigener kreativer Ideen ist spätestens seit der Zeit der Wiener Werkstätten Anfang des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Wiener Handwerksbetrieben ein wichtiger Teil ihrer Philosophie. Die Produkte der Handwerke zeichnen sich durch hohe Qualität in Gestaltung und Fertigung aus, Handwerker bieten Design und Herstellung aus einer Hand. Aufgrund ihres hohen künstlerischen Wertes heben sie sich deutlich von der maschinellen Massenproduktion ab, die Verwendung hochwertiger Rohstoffe und die besondere Verarbeitung sorgen für den qualitativen Unterschied. Kein Wunder, dass die Wiener Handwerker das Herzstück der Wiener Wirtschaft darstellen, denn sie verbinden Zukunftsfähigkeit mit Tradition, zeichnen sich durch Innovationsfreudigkeit aus und tragen ganz nebenbei auch zur Entwicklung neuer Berufsbilder bei. Die anpassungs- und wandlungsfähigen Klein- und Kleinstbetriebe stärken damit den Wirtschaftsstandort Wien heute und in der Zukunft.

Plattform Wiener Kunsthandwerk

Von filigranen Schmuckstücken zu erlesenen Düften, oder nach Kundenwünschen angefertigte Ledertaschen: Auf der Plattform Kunsthandwerk findet man all jene Wiener Unternehmen, die die Liebe zum Handwerk vereint. Die branchenübergreifende Plattform wurde auf Initiative der Sparte Handwerk und Gewerbe im Jahr 2014 gegründet. Die Wiener Handwerkskunst wird dadurch mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und die Vielfalt des Handwerks auf einen Klick ersichtlich. Mehr als 200 Wiener Betriebe sind Teil dieser Kooperationsplattform, Betriebe, in denen jahrzehntelange Erfahrung zeitgeistig in Design und Verarbeitung umgesetzt wird.  Gemeinsam ist ihnen der Blick für das Schöne, zahlreiche gemeinsame Aktionen bringen das Wiener Kunsthandwerk so einer breiteren Öffentlichkeit näher. Nähere Infos unter www.kunsthandwerk.wien