Illustrierte Weltkarte in Blau mit unterschiedlich hohen Statistiksäulen
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Spanien: NextGenerationEU-Mittel fließen massiv in Ausbau der erneuerbaren Energie

Global Situation Report 16.4.2024

Lesedauer: 2 Minuten

15.04.2024

Einschätzung des WKÖ-Wirtschaftsdelegierten


Allgemeine Wirtschaftslage und Länderüberblick

Die straffe EU-Geldpolitik mit hochbleibenden Zinssätzen sowie eine globale Konjunkturabschwächung, vor allem in den USA und China, beeinträchtigen auch das spanische Wirtschaftswachstum und bremsen das BIP-Wachstum von 2,5 % auf ca. 1,5 % für 2024 (Quelle: EIU). Der nachlassende Inflationsdruck, ein starkes Wachstum der Nominallöhne, der boomende Tourismussektor und EU-finanzierte Investitionen dürften 2024 das moderate Wachstum unterstützen.

Die fiskalischen Maßnahmen der spanischen Regierung zur Bekämpfung der anhaltenden Steigerung der Lebenshaltungskosten, gepaart mit Wahlgeschenken, verlangsamen allerdings die Haushaltskonsolidierung. Das Land weist bereits heute die vierthöchste öffentliche Schuldenquote der Eurozone auf (nach Griechenland, Italien und Frankreich).

2023 war durch die Bestrebungen der spanischen Regierung charakterisiert, die negativen Auswirkungen des starken Preisauftriebes und des Energienotstandes durch eine Vielzahl staatlicher Eingriffe einzudämmen, unter anderem auch durch eine Aushebelung des Merit-Order Prinzips durch Stützungen des Gaseinkaufspreises der Stromerzeuger.

Fazit: Inflations- und Lohniveau, Verfügbarkeit von Arbeitskräften, geringe Verflechtung mit Osteuropa und Orientierung nach Lateinamerika nützen Spanien in der derzeitigen Lage.  

Wirtschaftsdaten Spanien
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Nationale Energiestrategien für die Zukunft und Finanzierungslösungen

Mit seinem Konjunkturprogramm kann Spanien auch dank des EU-Wiederaufbaufonds „NextGenerationEU“ samt REPowerEU bis 2026 insgesamt 163 Mrd. EUR abrufen. Das spanische Programm legt einen starken Fokus auf den grünen Wandel und sieht 40 % der verfügbaren Mittel für Maßnahmen vor, die die Klimaziele unterstützen.

Bei der Energiewende setzt Spanien verstärkt auf grünen Wasserstoff und bemüht sich um seine Positionierung als wichtiges Exportland dieser Energieform. Spanien hat beste Voraussetzung für die für die Elektrolyse notwendige nachhaltige Stromerzeugung aus Windkraft und Sonnenenergie. Das Land verfügt über 29 GW Kapazitäten im Bereich Windkraft (Nr. 5 weltweit; Nr. 2 in Europa nach Deutschland) und 20,5 GW Kapazität im Bereich Photovoltaik (Nr. 10 weltweit; Nr. 3 in Europa nach Deutschland und Italien). Aufgrund der günstigen geographischen Lage sind die installierten Kapazitäten in Spanien durchschnittlich ca. jeweils 2.000 Stunden (Sonne) bzw. 3.000 Stunden (Wind) quasi im Vollbetrieb.

Derzeit hat des Land bei der Stromerzeugung einen ca. 38 %-igen Anteil an erneuerbarer Energie, davon 22 % Windkraft, 10 % Sonnenenergie und 6 % Wasserkraft. Dennoch zählt das Land auch zu einem der wichtigsten Abnehmer von Flüssiggas aus Russland (Nr. 2 nach China).

Fazit: Die Mittel der NextGenerationEU werden in den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien investiert, und die Nutzung sowie der Export von grünem Wasserstoff werden vorangetrieben.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Spanien hat Potenzial bei erneuerbarer Energie und als Ausgangspunkt für alternative Energieversorgungsrouten für Europa (z.B. Pipelines aus Nordafrika sowie 7 LNG-Terminals; in Zukunft auch grüner Wasserstoff, nachdem am 20.10.2022 Spanien, Portugal und Frankreich eine Einigung über einen "Grünen Energiekorridor" (H2Med) zum Transport von grünem Wasserstoff geschlossen haben).

Daraus ergeben sich für österreichische Betriebe Liefermöglichkeiten bei der Umrüstung bestehender Terminals und Pipelines, um diese „Wasserstoff-fit“ zu machen, aber auch beim Ausbau der Produktion und der Stromverteilung. Steigendes Umwelt- und Kostenbewusstsein, sowie entsprechende Förderungen attraktiveren aber auch den Energiesparsektor (Stichwort thermische Sanierung).

Fazit: Als Ausgangspunkt für alternative Energieversorgungsrouten für Europa bietet Spanien viel Potenzial für österreichische Unternehmen.

Wirtschaftsdaten Spanien
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