Illustrierte Weltkarte in Blau mit unterschiedlich hohen Statistiksäulen
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Uruguay: Hohe Effizienz bei nachhaltiger, grüner und exportfähiger Energieerzeugung

Global Situation Report 16.4.2024

Lesedauer: 2 Minuten

15.04.2024

Einschätzung des WKÖ-Wirtschaftsdelegierten


Allgemeine Wirtschaftslage und Länderüberblick

Uruguay, welches sich weit entfernt von den derzeitigen geopolitischen Verwerfungen befindet, ist neben Chile die stabilste Volkswirtschaft in Südamerika. Landwirtschaftliche Produkte sind nach wie vor die wichtigsten Exportprodukte. Gleichzeitig profitiert das Land von den hohen Rohstoffpreisen.

Das seit Jahrzehnten kontinuierliche Wirtschafswachstum wurde 2023 mit nur schwach fortgesetzt, wird aber mit über 3 % für 2024 wesentlich höher prognostiziert. Die wirtschaftspolitischen Verwerfungen des Nachbarlandes lädt viele wohlhabende Argentinier ein, ihre Geschäftsbasis in Uruguay aufzubauen. Trotz hoher Preise konnte auch dieses Jahr wieder der mondäne Badeort Punta del Este viele zahlungskräftige Touristen aus den Nachbarländern anlocken und den Tourismus als wichtiges wirtschaftliches Standbein weiter stärken.

Fazit: Uruguay ist ein wirtschaftlicher und politischer Ruhepol in einer sich polarisierenden Welt.

Wirtschaftsdaten Uruguay
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Nationale Energiestrategien für die Zukunft und Finanzierungslösungen

Ähnlich wie Costa Rica hat Uruguay eine auf Ökologie ausgerichtete Gesellschaftspolitik, die keinen offensichtlichen Klimawandel benötigte, um Akzente in der heimischen Energiepolitik zu setzen. Schon 2008 wurde ein nationaler Energiestrategieplan entworfen, der 2010 erfolgreich durch das Parlament ging und der die Dekarbonisierung als wesentliches Ziel beinhaltet. Damit konnte erreicht werden, dass der Anteil an erneuerbaren Energien auf nun 97 % des gesamten Energiekonsums angestiegen ist.

Uruguay ist das Emerging Country mit dem höchsten Anteil an äolischer (winderzeugter) Energieerzeugung. Strom ist ein wichtiges Exportprodukt geworden. Mit einem nationalen Plan zum Grünen Wasserstoff, der 2023 entworfen wurde, gibt es eine Chance, Strom exportfähig zu machen. In Europa ist es vor allem Deutschland und der Hafen in Rotterdam, wo Gespräche und Kooperationen schon weit fortschritten sind, um diesen Plan umzusetzen. In Uruguay gibt es eine starke Kooperation mit dem chinesischen Elektrofahrzeughersteller BYD, dessen Elektroautos und -busse vom Straßenbild in Montevideo nicht mehr wegzudenken sind.

Fazit: Dekarbonisierung mit erneuerbaren Energieträgern ist schon lange kein Schlagwort mehr, sondern ein mehr als ein Jahrzehnt langer wesentlicher Bestandteil der Energiepolitik.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Ein stabiles Investitionsklima und eine für ein Mercosur-Land offene Volkswirtschaft laden dazu ein, wirtschaftlich in Uruguay tätig zu werden, auch in den Bereichen der erneuerbaren Energie. Die Entscheidungsträger der Großprojekte finden sich aber oft außerhalb von Uruguay, so z.B. das „H24U Pilot“ (ein Grünes Wasserstoffprojekt in Kooperation von Saceem, CIR, Air Liquide und Fraylog) oder das „HIF Global-Projekt“, eine chilenische Initiative, die grünen Wasserstoff in Uruguay produzieren wird.

Darüber hinaus gibt es viel Landflächen für Windfarmen, die durch die Atlantik-Nähe gute Voraussetzungen haben, aber auch Biomasse, die durch drei Zellstoffwerke in großen Mengen für eine potenzielle Pelletsproduktion vorhanden ist. Ein kürzlich modernisierter Hafen in Montevideo sowie ein geplanter Tiefsee-Hafen in Rochas kompensiert den geographischen Nachteil im Vergleich zu den energiehungrigen Weltmärkten.

Fazit: Ein überschaubarer, aber aufstrebender Energiemarkt bietet durch die starke Europaaffinität realistische Markteintrittschancen für österreichische Unternehmen.

Wirtschaftsdaten Uruguay
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