Blick auf die Madrider Skyline. Panorama über die Hauptstadt von Spanien mit Aussicht auf die Gran Via und dem Metropolis Haus und blauem Himmel.
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Spanien: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur spanischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Anhaltende, wenngleich deutlich niedrigere Inflation als in Österreich und steigende Zinsen bremsen den starken BIP-Anstieg im Jahr 2022 von 5,5 % auf +2,2 % für 2023 ein. Spanien ist ein entwickeltes Land mit hohem Einkommen und die viertgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone, hinter Deutschland, Frankreich und Italien. Das Land ist überwiegend dienstleistungsorientiert und vom Tourismus abhängig. Der Industriesektor ist ebenfalls wichtig und macht etwa 22 % des BIP aus.

Auf der Nachfrageseite springen vor allem die internationalen Dienstleistungsexporte (Tourismus), die Bruttoinvestitionen im Bereich Maschinen und Transportmittel und die Ausgaben der Haushalte für langlebige Konsumgüter infolge höherer Sparquote im Zuge der Pandemie positiv ins Auge. Dem gegenüber ging der Konsum der öffentlichen Hand sogar zurück.

Die Arbeitslosigkeit lag im zweiten Trimester 2023 bei 11,6 % und damit 1,4 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr, für das Gesamtjahr 2023 werden 12,6 % prognostiziert. Die Privatwirtschaft generierte über 80 % der neuen Dienstverhältnisse. Spanien zählt weiters 3,33 Mio. Selbständige (Autónomos) und etwa 1,33 Mio. Unternehmen mit zumindest einem Dienstverhältnis.

Der Außenhandel Spaniens wuchs in den beiden Nach-Covid-Jahren sehr dynamisch, wobei die Einfuhren traditionell höher ausfallen als die Ausfuhren. Nach den Statistiken der spanischen Außenwirtschaftsorganisation ICEX standen im ersten Halbjahr 2023 199,95 Mrd. EUR Ausfuhren (+4,7 %) Einfuhren iHv. 216,37 Mrd. EUR (-2,92 %) gegenüber. Spanien ist unter den 20 größten Exporteuren weltweit. 

Besondere Entwicklungen 

Spanien hat im Juli 2023 die sechsmonatige rotierende Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union übernommen. Die Einigung auf überarbeitete Steuervorschriften und Fortschritte beim Handelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur werden ganz oben auf der Tagesordnung stehen, wenngleich Analysten der Auffassung sind, dass sich greifbare Ergebnisse nicht zuletzt aufgrund der politischen Pattsituation in Grenzen halten werden.

2022 war noch durch die Bestrebungen der spanischen Regierung charakterisiert, die negativen Auswirkungen des starken Preisauftriebes und des Energienotstandes durch eine Vielzahl staatlicher Eingriffe einzudämmen. Der am 29. März 2022 vom Ministerrat verabschiedete „Nationale Reaktionsplan zur Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Krieges in UA“ ist mit 16 Mrd. EUR dotiert und setzte zahlreiche Maßnahmen um.

Die Parlamentswahlen vom 23. Juli 2023 haben jedoch zu einem Parlamentsvakuum geführt. Die rechtsgerichtete Oppositionspartei Volkspartei (PP) hat zwar die Wahlen gewonnen, verfügt aber selbst mit Hilfe der rechtsextremen Partei Vox nicht über eine Mehrheit. Das wahrscheinlichste Ergebnis der Wahlen ist eine weitere linke Minderheitsregierung unter Führung der Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE), die von katalanischen und baskischen nationalistischen Parteien unterstützt wird, oder Neuwahlen im Jänner 2024. Die politische Unsicherheit erhöht die Abwärtsrisiken für die wirtschaftlichen und politischen Aussichten Spaniens, insbesondere wenn die Pattsituation bis 2024 andauert.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 

Das internationale Handelsvolumen zwischen Spanien und Österreich (Waren und Dienstleistungen) steigt konstant weiter. Nach einem substanziellen Post-Covid-Schub 2021 von 14,6 % auf 6,4 Mrd. EUR konnten 2022 dank stark steigender Tourismuszahlen sogar 8,1 Mrd. EUR erzielt werden (+25,8 %). Das erste Halbjahr 2023 entwickelt sich weiter positiv.

Die österreichischen Warenlieferungen nach Spanien erreichten im ersten Halbjahr 2023 1,59 Mrd. EUR (+7,2 % zum Vorjahr), und die spanischen Lieferungen nach Österreich beliefen sich auf 1,58 Mrd. EUR (+2,2 %). Während Spanien für Österreich der 16. wichtigste Exportmarkt ist, steht Österreich in Spanien an 24. Stelle.

Bei den Direktinvestitionen ist ein stärkeres Engagement Österreichs in Spanien als umgekehrt zu verzeichnen: Österreichischen Direktinvestitionen in Spanien von 2,5 Mrd. EUR (mehr als 11.600 Beschäftigte) standen 2022 spanische Investitionen in Österreich in der Höhe von 1,93 Mrd. EUR mit rund 3.300 Beschäftigten gegenüber.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Viele österreichische Unternehmen sind in Spanien bereits präsent und erfolgreich, und auch Neueinsteiger haben gute Chancen. Zusätzlich zu den durch die EU-Gelder besonders geförderten Branchen gibt es Chancen bei der Lieferung von Maschinen, Anlagen und Zwischenprodukten an die Industrie, bei der Ausstattung von Gebäuden und Kommunen mit smarten Lösungen oder bei designaffinen und innovativen Konsumartikeln.

Die Arbeitsschwerpunkte des AußenwirtschaftsCenters Madrid umfassen Erneuerbare Energien, Green Building und Smart City Applikationen, Verkehrsinfrastruktur, Umwelttechnologie, Gesundheit, Bio-Nahrungsmittel und Drittstaatenkooperationen.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Spanien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Spanien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Madrid anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Spanien

Sollten Sie weitere Fragen zu Spanien haben, berät das AußenwirtschaftsCenter Madrid Sie gerne. 

Stand: 17.10.2023