Presseinformation (28.3.2024): Daten und Fakten zum Einsatz von Eiern in Lebensmitteln
Klarstellung des Fachverbands zu den jährlichen Mythen in der Osterzeit
Lesedauer: 5 Minuten
(Wien, 28. März 2024) Das bevorstehende Osterfest wird traditionell jedes Jahr von diversen Organisationen – meist NGOs und landwirtschaftsnahe Interessenvertretungen - zum Anlass genommen, den österreichischen Herstellern von Lebensmitteln den regelmäßigen, verheimlichten und bewussten Einsatz von Käfigeiern vorzuwerfen.
Auch heuer wurde wieder mehrfach behauptet, dass „Millionen von Käfigeiern verschleierter Herkunft oder aus der Ukraine“ in heimischen Lebensmitteln verarbeitet werden. Wir verurteilen derartige Aussagen und klären diese vorösterlichen Mythen mit Daten und Fakten wie folgt auf:
Was Konsumentinnen und Konsumenten über den Einsatz von Eiern in Lebensmitteln unbedingt wissen müssen:
- Tatsache ist, dass sich Österreich mit Hühnereiern nicht selbst versorgen kann. Der aktuelle Selbstversorgungsgrad bei Eiern (inkl. Bruteier) für Handel, Gastronomie und Verarbeitung liegt laut Statistik Austria durchschnittlich pro Jahr bereits bei 94 %. Der größte Teil davon wird als österreichisches Frischei über den Lebensmittelhandel verkauft. Damit sinkt der Selbstversorgungsgrad für österreichische Hühnereier, die für die Produktion von Lebensmitteln benötigt werden, nochmals deutlich. Spielt dann auch noch die Haltungsform der Eier (Bio, Freiland- und Bodenhaltung) eine Rolle, ist es für viele Hersteller von Lebensmitteln mit Ei-Anteil oft unmöglich, täglich die benötigten Frischeier bzw. Eierzeugnisse (Eigelb bzw. Eier ohne Schale, getrocknet, gesüßt) nach Haltungsform und Herkunft für den Verarbeitungsprozess zu organisieren.
- Tatsache ist, dass die Kennzeichnung von Lebensmitteln grundsätzlich EU-weit geregelt ist und somit in allen EU-Mitgliedstaaten gleichermaßen gilt. Tatsache ist auch, dass es EU-weit keine Verpflichtung zur Angabe der Herkunft bzw. Haltungsform von Eiern bzw. Eierzeugnissen in Lebensmitteln auf den jeweiligen Etiketten gibt. Wenn diese Informationen auf einem Lebensmittel fehlen, ist das EU-weit rechtmäßig und kein Hinweis, dass dann gerade in österreichischen Lebensmitteln Käfigeier verarbeitet wurden.
- Tatsache ist auch, dass seit 2020 bei Lebensmitteln mit „nationaler Auslobung“ die Herkunft der sogenannten Primärzutat unter bestimmten Voraussetzungen EU-weit anzugeben ist. Hier gilt: Wer mit der Herkunft eines verarbeiteten Lebensmittels wirbt, etwa mit einer „rot-weiß-roten Fahne“, muss die Herkunft der Primärzutaten des Produktes (z. B. Eier oder Eierzeugnisse) auf dem Etikett deklarieren, wenn diese eine andere Herkunft haben. Wird also bei Eierteigwaren, Eierbiskotten oder Mayonnaise mit einer „rot-weiß-roten Fahne“ geworben oder mit einem Hinweis wie „Hergestellt in Österreich“ ein Herkunftsbezug zu Österreich vermittelt und stammt die Primärzutat, also das verarbeitete Ei, nicht aus Österreich, ist bereits heute auf dem Etikett verpflichtend anzugeben, woher es konkret stammt. Das gilt in allen EU-Ländern und natürlich auch in Österreich, und zwar für alle verpackten Lebensmittel gemäß EU-Lebensmittelinformationsverordnung, um eine mögliche Täuschung über die Herkunft auszuschließen.
- Tatsache ist auch, dass immer mehr Hersteller von Lebensmitteln in Österreich freiwillig die Herkunft und/oder Haltungsform der eingesetzten Eier und Eierzeugnisse auf ihren Produkten auszeichnen. Gute Beispiele dafür findet man zur Genüge im österreichischen Lebensmittelhandel bei Teigwaren, Süßwaren, Biskotten, Backwaren, Mayonnaisen usw. Wenn aber nur die Haltungsform (Freiland- oder Bodenhaltung) ausgewiesen ist, kann die notwendige Menge an eingesetzten Eiern bzw. Eierzeugnissen „Made in Austria“ nicht tagtäglich geliefert werden und daher muss zu einem bestimmten Prozentsatz EU-Ware dieser ausgewiesenen Haltungsform (und keiner anderen) zugekauft und bei Überprüfungen nachgewiesen werden.
Unsere Empfehlung an Konsumentinnen und Konsumenten:
Wenn keine Hinweise zu Herkunft und Haltungsform der in Lebensmitteln eingesetzten Eier bzw. Eierzeugnisse am Etikett zu finden sind, was rechtlich nicht vorgeschrieben ist, können – um ganz sicher zu gehen - Informationen darüber beim jeweiligen Hersteller telefonisch erfragt bzw. auf der Homepage bezogen werden.
Wenn keine Hinweise zu Herkunft und Haltungsform der in Lebensmitteln eingesetzten Eier bzw. Eierzeugnisse am Etikett zu finden sind, was rechtlich nicht vorgeschrieben ist, können – um ganz sicher zu gehen - Informationen darüber beim jeweiligen Hersteller telefonisch erfragt bzw. auf der Homepage bezogen werden.
- Tatsache ist auch, dass in Lebensmitteln aus anderen Staaten, die sich in den Regalen des österreichischen Lebensmittelhandels befinden, natürlich auch ausländische Eier und Eierzeugnisse verarbeitet wurden. Diese Lebensmittel standen im Rahmen der bisherigen Pressemeldungen von NGOs und den landwirtschaftsnahen Interessenvertretungen interessanterweise noch nie im Fokus.
- Tatsache ist, dass Österreich laut Statistik Austria im Jahr 2023 (Vergleich 2022) um 18,8 % bzw. 59 Millionen Stück weniger Hühnereier, frisch in der Schale importiert hat. Diese Eier kamen zu fast 100 % aus der EU. Der Importpreis der Eier erhöhte sich von 2022 auf 2023 insgesamt um 23 %, was darauf schließen lässt, dass weniger Eier, aber zu einem höheren Preis (Wert) importiert wurden. Der Importanteil von Hühnereiern aus der Ukraine lag im Jahr 2023 bei 0,13 %. Im Jahr 2022 gab es keine Importe aus der Ukraine.
- Tatsache ist auch, dass Österreich laut Statistik Austria bei Eigelb, flüssig, auch gesüßt, im Jahr 2023 mengenmäßig um über 40 % mehr importiert hat. Da der Importpreis dieses Eigelbs von 2022 auf 2023 aber um 177 % anstieg, kann davon ausgegangen werden, dass nur beste Qualität für die Weiterverarbeitung importiert wurde. Hier gab es keine Importe aus der Ukraine.
- Tatsache ist auch, dass Österreich laut Statistik Austria bei Eigelb, getrocknet, auch gesüßt, im Jahr 2023 mengenmäßig um rund 11 % weniger importiert hat. Der Importpreis dieses Eigelbs erhöhte sich allerdings von 2022 auf 2023 um insgesamt 38 %, was wiederum darauf schließen lässt, dass Qualität für die Weiterverarbeitung importiert wurde. Der Importanteil der Ukraine betrug 2023 3,9 % an den gesamten Importen. 2022 gab es keine Importe aus der Ukraine. Weiters wäre hier noch zu erwähnen, dass die Exportmenge Österreichs bei diesem Eigelb mit 442 Tonnen ähnlich hoch wie die Importmenge in Höhe von 445 Tonnen war.
In Anlehnung an den Wunsch der österreichischen Landwirtschaft nach mehr Fairness entlang der Wertschöpfungskette bei Eiern wünschen wir uns auf Basis der hier präsentierten Daten und Fakten mehr Fairness im Rahmen der künftigen Berichterstattung im Interesse eines gemeinsamen Produktions- und Exportstandortes Österreich.
In Anlehnung an den Wunsch der österreichischen Landwirtschaft nach mehr Fairness entlang der Wertschöpfungskette bei Eiern wünschen wir uns auf Basis der hier präsentierten Daten und Fakten mehr Fairness im Rahmen der künftigen Berichterstattung im Interesse eines gemeinsamen Produktions- und Exportstandortes Österreich.
Stellenwert der Lebensmittelindustrie in Österreich
Die Lebensmittelindustrie ist eine der größten Branchen Österreichs. Sie sichert im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten tagtäglich die Versorgung mit sicheren, qualitativen und leistbaren Lebensmitteln. Die rund 200 Unternehmen mit ihren 27.000 direkt Beschäftigten erwirtschaften jährlich ein Produktionsvolumen von deutlich über 11 Mrd. Euro. Rund 9,9 Mrd. Euro davon werden im Export in über 180 Länder abgesetzt. Der Fachverband unterstützt seine Mitglieder durch Information, Beratung und internationale Vernetzung.
Rückfragehinweise
Josef Domschitz
stv. Geschäftsführer im Fachverband der Lebensmittelindustrie
T: +43 (0) 1 712 21 21 – 16
j.domschitz@dielebensmittel.at
DI Oskar Wawschinek MAS MBA
Pressesprecher für den Fachverband der Lebensmittelindustrie
Mobil: +43 664 545 63 50
office@foodbusiness.at
Stand: 28.03.2024