Matthias Grün (Geschäftsführer von PANNATURA), Hannes Mosonyi (Obmann Landesgremium des Agrarhandels Burgenland), Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf und Martin Pinczker (Bioprodukte Pinczker) (v. l.).
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Ernte bei Preis und Menge unter den Erwartungen

Die Getreideernte im Burgenland ist im Endspurt. Laut den aktuellsten Zahlen ist die Getreideernte 2023 durchschnittlich ausgefallen, Einbußen sind dabei in allen Regionen des Bundeslands spürbar.

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Aktualisiert am 22.09.2023

Die Ackerflächen sind gegenüber 2022 um rund 0,2 Prozent auf 157.509 Hektar (Fläche Burgenland: 396.500 Hektar) gestiegen. Die Flächen werden zu rund 60 Prozent konventionell und zu 40 Prozent biologisch bewirtschaftet. Grundsätzlich war es eine gute Ernte, wenn auch nicht alle Erwartungen erfüllt wurden. Das ist regional unterschiedlich, der viele Regen in Frühjahr hat den Pflanzen geschadet.

„Als Agrarhändler ist es unser Ziel, die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen landwirtschaftlichen Produkten zu sichern. Fast keine andere Berufsgruppe hat in den letzten Jahren so weitreichende Veränderungen in Wirtschaft, Technik und Gesellschaft miterlebt wie die Landwirtschaft“, erklärt Hannes Mosonyi, Obmann des burgenländischen Agrarhandels, anlässlich der Präsentation der Erntebilanz 2023 und geht ins Detail: „Aber genau die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen landwirtschaftlichen Produkten ist derzeit sehr schwierig. Der europäische Markt wird mit Getreide aus der Ukraine überschwemmt und daher kommt es zu einem deutlichen Preisverfall.“ Doch nicht nur die Preissituation ändert sich, es gibt weitere Probleme, so Mosonyi: „Es gibt keine Garantie, ob dieses Getreide aus der Ukraine ohne Rückstände ist, die in der EU nicht erlaubt sind. Es gab auch schon Rückrufaktionen, weil das Getreide nicht den europäischen Richtlinien entsprach.“ Mosonyi betonte auch, dass das Getreide bei den steigenden Lebensmittelpreisen keineswegs der Preistreiber ist: „Im Gegenteil, uns verfallen die Preise, da der Markt mit Getreide aus dem Osten überschwemmt wird und wir Bedenken haben, ob wir den heimischen Weizen an den Kunden bringen können.“ 


Wissen um die Flächen, regionale Herkunft und höchste Bio-Qualität

Matthias Grün, Geschäftsführer von PANNATURA, erläutert: „Bedingt durch intensive Niederschläge im ersten Halbjahr war die biologische Bewirtschaftung heuer besonders anspruchsvoll. Einhergehend mit dem Regen waren hoher Schädlings- und Unkrautdruck gegeben, aber gleichzeitig nur enge Bewirtschaftungszeitfenster aufgrund eingeschränkter Befahrbarkeit der Flächen. Immer stärker kommen regionale, oft kleinörtliche Unterschiede zum Tragen. Für den Erfolg ist daher der Auswahl von standortangepassten Kulturen sowie dem Zeitpunkt und der Art des Ackerbaus immer mehr Bedeutung beizumessen.“ Grün, erfreut über die bisherigen Ernteergebnisse, weiter: „Mit über 30 verschiedenen Kulturarten konnten wir die Vielfalt auf unseren Flächen heuer nochmals steigern und optimal auf die Besonderheiten des jeweiligen Standorts eingehen. Dadurch steigen zudem die veredelten Produkte regionaler Herkunft und höchster Bio-Qualität weiter, so sind seit Kurzem zum Beispiel heimische Bio-Kichererbsen für Endkunden und Gastronomie bei PANNATURA erhältlich.“


Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, für Agrarfragen zuständiges Regierungsmitglied, präzisiert die Lage: „Trotz guter Ernteaussichten stehen unsere burgenländischen Ackerbauern aktuell vor vielen Herausforderungen, denn für angespannte Stimmung sorgt nicht nur die derzeitige Situation auf den Märkten: stark gefallene Getreidepreise und hohe Kosten für Betriebsmittel, aber auch der Klimawandel. Als Reaktion ist es daher notwendig, dass wir mit regionaler, nachhaltiger und biologischer Erzeugung in der gesamten Wertschöpfungskette unabhängiger werden und raus aus den bestehenden Abhängigkeiten kommen. Ein Beitrag zu mehr Unabhängigkeit in vielen Bereichen bietet hier die Biologische Landwirtschaft. Jeder Hektar, der biologisch bewirtschaftet wird, ist gut für die Umwelt, das Klima und gleichzeitig eine Investition in ein resilienteres Lebensmittelsystem.“  

Eisenkopf weiter: „Grundlage dafür sind das Kreislaufprinzip und flächengebundene Tierhaltung sowie die Freiheit, ohne teuren und energieintensiven Kunstdünger basierend auf fossilen Rohstoffen wirtschaften zu können. Bio-Landwirtschaft leistet dadurch  Seite 2      tagtäglich einen wesentlichen Beitrag zu mehr Biodiversität, Klimaschutz sowie für gesunde Lebensmittel und eine gesunde Umwelt. Unsere gut ausgebildeten Landwirtinnen und Landwirte passen ihre Produktion den zukünftigen Umständen an und treffen bereits jetzt die richtigen Anbau- und Kulturpflegemaßnahmen. Nur wer heimisch kauft sorgt dafür, dass die Produktion qualitativer hochwertiger Lebensmittel von unseren burgenländischen Landwirtinnen und Landwirten auch weiterhin erfüllt wird. Aktuell werden in Österreich 27 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet und im Burgenland bereits 40,2 Prozent.“ 


Getreide als Topexportgut

Aus dem Burgenland wurde traditionell viel Getreide exportiert. So belegten das Getreide und die Ölsaaten 2022 Platz 4 im Exportranking. Das Burgenland exportierte im Jahr 2022 Getreide und Ölsaaten im Wert von rund 279 Millionen Euro, was rund 9,2 Prozent der gesamten Exportleistung des Burgenlands ausmacht. 

Österreichweit herrscht laut aktuellen Zahlen der AMA ein deutlicher Importbedarf: Einer Produktion von 5,44 Millionen Tonnen steht ein Verbrauch von 6,01 Millionen Tonnen gegenüber. Sowohl der Verbrauch als auch die Produktion steigen tendenziell. Die Versorgungsbilanz der EU weist jedoch ein konträres Bild auf: hier übersteigt die Produktion mit 278,1 Millionen Tonnen den Verbrauch von rund 256,5 Millionen Tonnen. Dadurch können die Lagerbestände der EU ausgebaut werden. Für den Zeitraum 2022/2023 geht man weltweit von einem Verbrauch von 2.306 Millionen Tonnen aus, welchem eine Produktion von 2.292 Millionen Tonnen gegenübersteht.