Clemens Lacher und Franz Tremschnig
© Karnerta GmbH

KARNERTA: künftig noch mehr Regionalität

Welche Position hat KARNERTA in der heimischen Lebensmittelindustrie und wie sieht die Zukunft des Betriebs aus? Interview mit Franz Tremschnig und Clemens Lacher.

Lesedauer: 7 Minuten

17.04.2024

KARNERTA ist seit über 70 Jahren ein starker Partner der österreichischen Landwirtschaft. Wie hat sich die Philosophie des Unternehmens in dieser Zeit entwickelt?

Franz Tremschnig:

KARNERTA widmet sich seit siebzig Jahren hochwertigen, heimischen Lebensmitteln. Als modernes Unternehmen sind wir sehr stark in der Region verankert. Denn die Zusammenarbeit mit unseren Bäuerinnen und Bauern aus der Umgebung ist uns eine Herzensangelegenheit.

Unsere Werte sind in all den Jahren dieselben geblieben: wir fühlen uns der Regionalität, der Qualität, der Tradition, der Transparenz sowie dem Handwerk verpflichtet. Das Unternehmen hat sich jedoch stetig weiterentwickelt. Derzeit beschäftigen wir 255 engagierte, bestens ausgebildete Mitarbeiter:innen in der Produktion, im Verkauf und in der Verwaltung. In acht exklusiven Fachmärkten in Kärnten, der Steiermark und Osttirol werden die regionalen Produkte vertrieben. Und mit sechs Zweigniederlassungen in ganz Österreich werden die Kund:innen in der Hotellerie und Gastronomie mit hochwertigem Fleisch, frischen Teigwaren und feinem Fisch beliefert.

Wir erzeugen und verarbeiten erstklassige regionale Lebensmittel. Aus Leidenschaft und Freude am guten Essen. Und damit krönen wir Genuss aus Österreich.

Inwiefern trägt KARNERTA zur Schaffung und Sicherung regionaler Arbeitsplätze bei? 

Franz Tremschnig:

Die Produktion unserer Teigwaren und die Verarbeitung sowie Veredelung unserer Fleischspezialitäten findet direkt in Klagenfurt statt. Und durch die Kooperation mit der bäuerlichen Vermarktung Kärntner Fleisch haben wir eine neue, moderne Fleischzerlegung an unserem Firmensitz errichtet.

Wir sind also ein großer regionaler Arbeitgeber. Und wir schauen auch gern über die Grenzen hinaus. Deshalb haben wir neue Märkte wie die Schweiz und Deutschland für unsere Produkte gewonnen. Mit der damit einhergehenden deutlichen Steigerung der Produktionsmenge haben wir bestehende Arbeitsplätze abgesichert und zusätzliche Arbeitsplätze in der Logistik und der Produktion geschaffen.

Unsere Mitarbeiter:innen bleiben uns auch sehr lange erhalten, zehn, zwanzig, ja sogar dreißig Jahre. Das sagt sehr viel über unsere Firmenkultur aus. Wir sind prinzipiell per Du, der Teamgeist ist sehr ausgeprägt, und, was mir besonders wichtig ist, das ist unsere Fehlerkultur. Denn im Falle eines Fehlers bekommt jede und jeder eine zweite Chance. 

Spürt man bei KARNERTA ebenfalls den Fachkräftemangel und wie treten Sie dem entgegen?

Franz Tremschnig:

Gut ausgebildetes und qualifiziertes Personal zu bekommen ist schwieriger denn je, deshalb liegt uns auch die Lehrlingsausbildung besonders am Herzen: Gefördert werden bei uns vor allem Jugendliche in den Bereichen Fleischverarbeitung, Fleischfachverkauf, Verwaltung sowie IT. Und wir sind laufend auf der Suche nach ambitionierten Jugendlichen.

Der Aufstieg vom Lehrling zum Filialleiter ist eine Erfolgsgeschichte, die wir sehr gerne erzählen, und die in den letzten Jahren schon einige Male Realität geworden ist.

Unseren Mitarbeiter:innen soll die Arbeit in einem netten, erfolgreichen Team vor allem Spaß machen. Wir haben ein tolles Betriebsklima, wir stehen für Teamarbeit auf Augenhöhe, für Wertschätzung untereinander, für die Leidenschaft zu unseren Produkten und – ganz einfach gesagt – fürs Herz am rechten Fleck.

Unsere Mitarbeiter:innen sind die Aushängeschilder in der Region. Das gilt vor allem für unsere Verkaufsfilialen in Kärnten, der Steiermark und Osttirol. Wir schätzen den einzigartigen Umgang unserer Angestellten mit den Kund:innen. Und wir sind sehr dankbar, so motivierte Mitarbeiter:innen bei uns im Unternehmen zu wissen. 

KARNERTA ist bekannt für erstklassige Wurst- und Fleischspezialitäten sowie frische Teigwaren. Wie sieht der Innovationsprozess für neue Produkte bei KARNERTA aus?

Clemens Lacher:

Wir haben ein eigenes Entwicklungsteam, das regelmäßig neue Produkte entwickelt. Und da unsere Produktion direkt vor Ort in Klagenfurt ansässig ist, ist der Weg von der Innovation zum fertig vermarktbaren Produkt auch ein kurzer.

Gefordert sind wir immer, denn das Konsumverhalten ändert sich. Die Haushalte werden immer kleiner und die Nachfrage nach Convenience-Produkten oder nach vegetarischen und veganen Produkten wird größer. Dem tragen wir natürlich mit immer neuen Produkten Rechnung. Zum Beispiel kommen ganz aktuell – ab Mitte April 2024 – tiefgekühlte Teigwaren auch für die Gastronomie und die Gemeinschaftsverpflegung in den Verkauf, die aus rein pflanzlichen Rohstoffen bestehen. Damit sprechen wir alle an, die sich auch vegetarisch oder vegan ernähren wollen. 

Wie sieht die Zukunft der Lebensmittelindustrie aus Ihrer Sicht aus, und welche Rolle wird KARNERTA in dieser Zukunft spielen?

Franz Tremschnig:

Viele wollen in Zukunft weniger Fleisch konsumieren. Dafür wird mehr Augenmerk auf die Qualität und die Herkunft der Produkte gelegt. Die Wünsche dieser bewussten Konstument:innen erfüllen wir gerne. Mit hervorragenden Lebensmitteln aus unserer Region. Und auch die Zutaten unserer selbst produzierten Teigwaren kommen vorwiegend aus unserer Gegend. Für alle, die dann und wann auf Fleisch verzichten wollen. Damit decken wir nicht nur den persönlichen Bedarf unserer Kund:innen, sondern auch jenen der Hotellerie und der Gastronomie.

Wir legen seit Jahren unser Augenmerk auf Nachhaltigkeit. Mit kurzen Lieferwegen, mit Zweigniederlassungen in ganz Österreich und mit einer transparenten Nachverfolgbarkeit unserer Produkte. Wir wissen ganz genau, woher unsere Produkte kommen – von Lieferant:innen aus der Region – und dadurch schaffen wir es auch, den CO2-Fussabdruck so gering wie für uns möglich zu halten.

Welche Herausforderungen sieht KARNERTA auf dem Weg zu noch nachhaltigeren Produktions- und Vertriebsmethoden, und welche Strategien werden verfolgt, um diese zu bewältigen?

Clemens Lacher:

In der Produktion setzen wir laufend neue Umweltmaßnahmen, um unsere CO2-Emmissionen und den Energiebedarf zu senken und alternative Energieformen wie die Wärmerückgewinnung weiter auszubauen.

Bei den Produktionslinien für Teigwaren haben wir Wasserstopps verbaut, wodurch wir täglich bis zu 44 m³ Wasser einsparen. Wir haben eine Druckluftoptimierung durch eine Airleader-Druckluftsteuerung. Und eine Umstellung auf „grünen“ Stickstoff (Stickstoff wird zu 100% aus erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Windkraft oder Geothermie hergestellt) ist in Planung und wird noch heuer umgesetzt.

Nachhaltigkeit fängt in unserer Produktion an und endet in den Küchen unserer Konsument:innen. Als Österreichs größter Produzent von frisch vorgekochten Teigwaren wissen wir, wovon wir reden. Unsere qualitativ hochwertigen high-end Convenience-Produkte sind innerhalb von ein bis drei Minuten essfertig auf dem Tisch. Das ist eine enorme Zeitersparnis und schont auch die Umwelt. Unsere Teigwaren enthalten keine Konservierungsmittel, keine künstlichen Inhaltsstoffe und kein Palmöl. Die Rohstoffe dafür kommen von regionalen Lieferant:innen und werden vorwiegend frisch verarbeitet. Und wir kennzeichnen unsere Produkte mit dem Clean Label, damit unsere Konsument:innen auch ganz genau wissen, was sie kaufen.

Unsere Produkte müssen natürlich lebensmittelkonform verpackt sein. Und auch dabei denken wir an Nachhaltigkeit: Seit dem Jahr 2021 arbeiten wir intensiv daran, das Verpackungsmaterial umzustellen. Mit großvolumigen Verpackungen, die an die Produkte angepasst werden, sparen wir seither 17 Tonnen Plastik pro Jahr ein.

Unsere Tiefkühlprodukte stellen wir seit dem Jahr 2023 auf Monomaterial um, das zu 98 Prozent recycelt werden kann. Diese Projektphase ist uns absolut gut gelungen und wir werden 2024 sukzessive alle Tiefkühlprodukte mit dem neuen Monomaterial verpacken. Und für frische, pasteurisierte Teigwaren arbeiten wir derzeit im Test am Einsatz von pasteurisierfähigen Plastikbeuteln.

Unsere Kartonagen sind so dünn wie möglich sowie aus recyclebarem nachwachsendem Holz. Wir verwenden für sehr viele Produkte bereits FSC-Material, das um einiges leichter recyclebar ist. Und wir beziehen alle Kartonagen, Verpackungen und Etiketten aus der Region.

Der Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen für die Landwirtschaft sind heute große Themen. Wie passt KARNERTA seine Geschäftspraktiken an diese Veränderungen an?

Clemens Lacher:

Wir haben immer schon unseren Fokus auf die Biodiversität, auf Tierwohl und auf kurze Liefer- und Transportwege gelegt. Und das werden wir auch weiterhin tun. Wir beziehen das Fleisch regional von Lieferant:innen. Damit unterstützen wir die vielen kleinen Produzent:innen rundum.

Wenn ein Tier geschlachtet wird, gehen wir mit dem Rohstoff sehr bewusst um. Ganz wichtig ist uns die Nose-to-Tail Verarbeitung, um nichts zu verschwenden. Dafür bieten wir unseren Mitarbeiter:innen auch laufend Schulungen. Wir schätzen den Rohstoff Fleisch, wir gehen damit bewusst um, denn als Lebensmittel ist es uns wertvoll.

Und wir bieten ja auch unsere beliebten Teigwaren an. Im Zuge einer eineinhalbjährigen Entwicklungsarbeit haben wir unsere erste Pasta auf rein pflanzlicher Basis entwickelt. Auch diese Produktpalette werden wir die nächsten Jahre Schritt für Schritt erweitern. 

Digitalisierung und Technologie spielen eine immer größere Rolle in allen Wirtschaftsbereichen. Wie nutzt KARNERTA Technologie, um Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit zu verbessern?

Clemens Lacher:

In den letzten Jahren haben wir – wie viele andere Betriebe – viele unserer externen Termine via Teams abgehalten. Das behalten wir, wo möglich, natürlich bei, denn das verbessert unsere CO2-Bilanz. Und wir arbeiten aktuell an den unterschiedlichsten Digitalisierungsprojekten. Zum Beispiel an einer KARNERTA App für schnelle, effiziente Bestellungen und für unsere Angebote. Im Marketing hat die KI Einzug gehalten. Unsere Preisschilder werden digital. Die Aktions-Sujets laufen auf Bildschirmen in unseren Filialen. Das Dokumentenmanagement wird digitalisiert und unsere Kommunikation mit Lieferant:innen und Kund:innen erfolgt hauptsächlich elektronisch. Auch in unserer Personalabteilung arbeiten wir mit digitaler Unterstützung. Alle Datenbanken und der Bewerbungsprozess sowie die Personalakten sind digitalisiert. Und transparent und nachhaltig ist unser Umgang mit unseren Produkten. Die Herkunft unserer Produkte ist immer nachvollziehbar. Das war und bleibt uns sehr wichtig. Und wir arbeiten bewusst gegen jedwede Verschwendung an. Bevor unsere Produkte das Mindesthaltbarkeitsdatum erreichen, werden sie – bei vollem Geschmack und selbstverständlich guter Qualität – abverkauft oder gespendet. 


Weitere interessante Artikel
  • Default Veranstaltungsbild Artikelseite mit grafischen Elementen
    Versand von verbrauchsteuerpflichtigen Waren zwischen Mitgliedstaaten
    Weiterlesen