Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie, Fachgruppe

"Bring a Friend" bringt neue Mitarbeiter:innen

Von den HR-Experten inspirieren lassen: Rückblick auf den HR-Schwerpunkt im Rahmen der Millstätter Wirtschaftsgespräche, wo Fred Mahringer, Personalchef bei A1, einen Einblick in die HR-Welt von A1 gab.

Lesedauer: 4 Minuten

04.08.2023

Zum mittlerweile siebenten Mal gingen im April 2023 die Millstätter Wirtschaftsgespräche über die Bühne. Das diesjährige Schlüsselthema war die Ressource „Vertrauen“. Für die ExpertsGroup Human Ressource Management in der Fachgruppe UBIT besonders interessant war das Round-Table-Gespräch mit Fred Mahringer, Personalchef bei A1. 

ExpertsGroup-Mitglied Hermann Gangl war vor Ort und hat die wichtigsten Herausforderungen und Lösungsansätze des internationalen Konzerns zusammengefasst.

Herausforderungen Personalmarkt

Der Arbeitsmarkt befindet sich generell im Umbruch, und auch für A1 ist es eine große Herausforderung gute Mitarbeiter:innen zu finden. Speziell im IT-Bereich gestaltet sich die Mitarbeitersuche sehr aufwändig.

Zudem verändert sich die Telekommunikationsbranche rasend schnell. So gibt es heute eine Vielzahl neue Jobs, zu besetzen welche es vor Jahren noch nicht gab und welche am Arbeitsmarkt teilweise gar nicht verfügbar sind.

Parallel dazu steigen die Ansprüche der Mitarbeiter:innen. Begehren nach vollen Lohnausgleich bei reduzierter Arbeitszeit und hohe Kollektivvertragsabschlüsse sind weitere Herausforderungen. Der Anteil der Personalkosten liegt im Unternehmen bei 50 % der Gesamtkosten.

A1 und die Personalstrategien  

A1 hat 6.500 Beschäftigte in Österreich und 18.000 international.

Die Personalstrategien, wie - Human@Center - werden flexibel an die Anforderungen neuen Arbeitswelt angepasst, wobei sowohl bewährte HR-Strategien als auch eine Vielzahl innovativer Ansätze zum Einsatz kommen.

Der Erfolg der unterschiedlichen Maßnahmen zeigt sich unter anderem darin, dass die Fluktuationsrate des Telekomunternehmens bei unter vier Prozent liegt.

Die Marke A1 schafft offensichtlich großes Vertrauen und übt eine entsprechende Anziehungskraft auf Jugendliche aus, die sich um eine Lehrstelle bewerben.

Allein 2023 gingen 1600 Bewerbungen für 60 Lehrstellen ein. Das Personalmarketing nutzt zwischenzeitig auch Medien wie TikTok; insgesamt befinden sich 200 Jugendliche in Ausbildung.

Personalrecruiting - „Bring a Friend“

A1 hat erfolgreich ein eigenes Empfehlungssystem unter dem Titel „Bring a Friend“ eingeführt. Mitarbeiter:innen werden mit 1.000 Euro belohnt, wenn sie Bekannte für A1 empfehlen und diese anschließend eingestellt werden.

Durch dieses Empfehlungsprogramm konnten bereits etwa 200 der insgesamt 600 offenen Stellen pro Jahr erfolgreich besetzt werden.

Weiteres Potential zur Deckung des Fachkräftebedarfs sieht Mahringer in der Mobilisierung von Frauen, dies gilt unisono für Frauen in Führungspositionen. Aktuell gibt es 26 Prozent Frauen im Technikbereich.

„Mitarbeiterbindung das neue Recruiting“ - Employee Experience

Fred Mahringer sieht im internen Arbeitsmarkt eine bedeutende Ressource und eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Er ist überzeugt, dass die gezielte Förderung und Investition in bestehende Mitarbeiter:innen einen Lösungsansatz darstellen.

Er meint „Mitarbeiterbindung ist das neue Recruiting“; und „es ist leichter Mitarbeiter zu halten als Neue zu finden“.

Konkret fördert A1 „Re- und Upskilling“ damit Mitarbeiter:innen, neue Bedarfe und Funktionen wie im Bereich der Digitalisierung abdecken können. Das funktioniert dann gut, wenn das Unternehmen interessante Jobs mit Sinn anbietet.

Maringer verweist erfolgreich auf Kollegen, welche im fortgeschrittenen Alter noch neue Karrierewege einschlagen.

A1 legt nicht nur Wert auf die Customer Experience, sondern auch auf die Employee Experience, also darauf, wie die Mitarbeiter die Firma erleben und ob sie Spaß an ihrer Arbeit haben.  Dabei sieht er Führungskräfte dabei in erster Linie in der Verantwortung.

Bedeutung der Lehre

Karriere mit Lehre ist bei A1 kein leerer Slogan: 2.000 der 6.500 Beschäftigten in Österreich starteten zu Beginn ihrer Laufbahn mit einer Lehre.

Fred Mahringer selbst begann seine Karriere als Lehrling für Nachrichtenelektronik, holte die Matura nach und absolvierte erfolgreich ein Studium und sammelte in vielen Bereichen des Unternehmens Erfahrungen.

Personalentwicklung - Führung

Die schnelllebige Telekomindustrie erfordert eine permanente Weiterbildung. Das A1 Skill Development Programm bereitet Mitarbeiter:innen auf Jobs von Morgen vor.

Das Unternehmen legt großen Wert auf die ständige Weiterbildung und Entwicklung der Mitarbeiter und sieht sie als zwingend notwendig an.

Daher investiert A1 auch laufend in die Ausbildung und Weiterbildung der Führungskräfte, die für das Personal und dessen Entwicklung in erster Linie zuständig sind.

Im Falle von Trennungen ist es für Mahringer wichtig ein ehrliches Feedback einzuholen sich auch beim Mitarbeiter:innen entsprechend zu bedanken.

Flexible Arbeitszeitgestaltung

Es gibt eine Vielzahl von flexiblen Arbeitsmodellen, von Homeoffice über Flex-Office bis hin zu Sabbaticals.

Die Hälfte der Mitarbeiter:innen wie Shop-Beschäftigte oder Techniker:innen arbeiten vor Ort. Flex-Office Mitarbeiter:innen müssen mindestens ein Tag in der Woche im Büro anwesend sein. Dies ermöglicht nebenbei auch, Mitarbeiter:innen mit Betreuungspflichten aus dem ferneren Umfeld von Wien für A1 zu gewinnen.

Die Verteilung der vollen Wochenarbeitszeit von Technikern auf vier statt fünf Tage war zu anstrengend und hat sich nicht durchgesetzt.

Auch interessant:

  • 12 Prozent der Belegschaft arbeiten aktuell in Teilzeitmodellen, wobei die Nachfrage steigt!
  • Mini-Sabbaticals können für einen Zeitraum von einem Monat bis zu einem Jahr genommen werden.
  • Spezielle „Vorruhestandsregelungen“ gibt es für Mitarbeiter:innen mit geltendem Beamtendienstrecht.

Jobgefährdung durch neue Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz

Mahringer ist überzeugt, dass KI zwar einige Jobs überflüssig macht, aber auch neue Berufschancen schafft, wie es bei jeder technologischen Veränderung der Fall war.

Die Schlussfolgerungen

In Bezug auf das Schlüsselthema „Vertrauen“ bei den Millstätter Wirtschaftsgesprächen zieht Hermann Gangl zieht folgendes Resümee:

„Die erfolgreiche Umsetzung und Anpassung der HR-Strategien an die Anforderungen neuen Arbeitswelt einerseits sowie klare Verantwortlichkeiten und Offenheit und Empathie im Umgang mit Mitarbeitern andererseits spielen eine wichtige Rolle bei der Etablierung einer Vertrauenskultur im Unternehmen.“

Das Round-Table-Gespräch beurteilt Hermann Gangl wie folgt:

Insgesamt habe ich das Round Table Gespräch mit Fred Mahringer pragmatisch, bereichernd und sehr inspirierend empfunden.

Zum LinkedIn-Profil von Hermann Gangl

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