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Uni-Rektorin Ada Pellert und UBIT-Obmann Martin Zandonella im Gespräch
© wuapaa

AAU, KMU und KI: Kärnten auf dem Weg zu Österreichs Nummer 1

Eine Rektorin mit Vision, ein Branchenvertreter mit Tatkraft: Ada Pellert von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (AAU) und UBIT-Fachgruppenobmann Martin Zandonella sprechen über die Künstliche Intelligenz als Zukunftschance – und eine Idee, die wie ein Start-up klingt: eine Datingplattform für Studierende und IT-Unternehmen.

Lesedauer: 4 Minuten

21.05.2025

Frau Prof. Pellert, hat Ihnen US-Präsident Donald Trump schon neue Uni-Professoren beschert?

Ada Pellert: Die Budgetkürzungen an den US-Unis haben uns keine Bewerbungen gebracht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass etliche, vor allem jüngere Lehrende und Forschende über einen Wechsel nachdenken. Und bei den nächsten Professur-Ausschreibungen werden wir natürlich ein Auge auf die USA werfen, genauso aber auch auf Europa – auch hier gibt es interessante Personen.  

Mit welchen Stärken punktet die AAU dabei?

Ada Pellert: Wir sind ganz gut aufgestellt mit unseren vier Fakultäten Kultur- und Bildungswissenschaften, Sozialwissenschaften, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie Technische Wissenschaften. Zu letzterem gehört die IT. Weil ich lange in Deutschland gearbeitet habe, kann ich dazu sagen: Die Klagenfurter Informatiker:innen genießen einen guten Ruf – sowohl in der Forschung als auch in der Ausbildung. Sie profitieren von Drittmitteln. Und das ist immer so ein Zeichen, dass es spannende Schwerpunkte gibt. Aktuell starten wir international mit neuen Angeboten wie dem Bachelor Studium „AI & Robotics“ durch, die auf Englisch geführt werden. Jetzt geht es darum, mehr Interessenten aus Österreich bzw. aus dem Alpe-Adria-Raum für uns zu gewinnen. 

Herr Zandonella, wo stehen Kärntens IT-Unternehmen in Sachen Künstliche Intelligenz?

Martin Zandonella: Viele der etablierten IT-Betriebe beschäftigen sich intensiv mit diesem Thema. Und bei den Start-ups findet ohnehin der Großteil der Innovationen in Kombination mit KI statt. Unseren Betrieben stehen kompetente Partner, wie Fraunhofer mit KI4Life oder das Institut für AI und Cyber Security mit Institutsvorstand Gerhard Friedrich zur Seite. Der KWF fördert Projekte in diesem Bereich und vor allem auch Kooperationen sehr großzügig. Aber wir sind nicht allein auf der Welt. Der Kampf um Ressourcen – besonders um Kapital für die Finanzierung, Stichwort KI-Rechenzentren – und natürlich um die besten Köpfe ist enorm. Dann muss man sich noch am Markt durchsetzen. 

Frau Pellert, Sie haben früher das Bachelorstudium „AI & Robotics“ angesprochen. Dreiviertel der Studierenden kommen aus Drittländern und die meisten verlassen unser Bundesland nach Abschluss. Damit geht auch Know-how verloren.

Ada Pellert: Das sollte natürlich nicht sein! Gerade die englischsprachigen Studiengänge sind eine Riesenchance für die AAU, weil wir uns von den anderen Universitäten in Österreich abheben. Aber auch heimische Studierende profitieren. Im IT-Sektor ist in ganz vielen Jobs Englisch die Unternehmenssprache. 

Ada Pellert, Rektorin der UNI Klagenfurt, spricht und hat dabei beide Hände gestreckt
© wuapaa Rektorin Ada Pellert sieht die AAU für die Zukunft gut aufgestellt


Was unternehmen Sie konkret, um Studierende zu gewinnen?

Ada Pellert: Wir schlagen neue Wege ein und machen unter anderem eine Werbetour durch Schulen in der Steiermark. Mit der Koralmbahn werden wir zum attraktiven Studienstandort. Eine weitere Strategie ist, den Alpe-Adria-Raum zu gewinnen, weil die Absolventen dann auch gern hierbleiben. Ich hätte als Signal am liebsten ein Alpe-Adria-Stipendium. 

Martin Zandonella: Es geht auch darum, dass viele Arbeit und Studium verbinden. Ich nenne so ein Studium gern berufsfreundlich und nicht berufsbegleitend. Manche Unis bieten eine Vorlesung am Vormittag und dann nochmals am späten Nachmittag an, so dass ich mir die Zeit für Arbeit und Studium flexibel einteilen kann. 

Ada Pellert: Mit dem neuen Blended Learning ist hier viel möglich. Und das ist der dritte Teil unserer Strategie, mehr Studierende aus ganz Österreich zu gewinnen. 

Uni-Rektorin Ada Pellert und UBIT-Obmann Martin Zandonella im Gespräch
© wuapaa Ada Pellert von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (AAU) und UBIT-Fachgruppenobmann Martin Zandonella verstärken die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und IT-Wirtschaft


Herr Zandonella, was kann die Kärntner IT-Wirtschaft beitragen, damit die Absolventen in unserem Bundesland als Fachkraft bleiben?

Martin Zandonella: Gerade KMU bieten spannenden Projekte, um Praxis zu sammeln. Dazu müssen wir aber die Unternehmen mit den Studierenden zusammenbringen. Mir schwebt hier eine Datingplattform für IT-Unternehmen und Studierende vor. Seitens des KWF sollte es dazu auch Fördermöglichkeiten geben. Ich kann sehr gern anbieten, dass wir über die Fachgruppe UBIT die Firmen organisieren und Projekte definieren. 

Ada Pellert: So ein Marktplatz macht Sinn. Ich nehme jetzt mal aus dem Gespräch mit, dass ein IT-Gipfel sehr schlau ist – mit der UNI, dem Fraunhofer Institut und der Wirtschaftskammer. Das sollte Ende dieses Jahres klappen. 

Martin Zandonella: Das Angebot nehmen wir sehr gern an! Mein Wunsch ist, gerade KMU stärker zur Forschung und Entwicklung zu bringen. Die Künstliche Intelligenz bietet hier eine riesige Chance für unser Bundesland. Ein regelmäßiger Austausch mit dem Ziel, Kärnten zur Nummer 1 in Sachen KI in Österreich zu entwickeln, ist ein erfolgsversprechender erster Schritt.

Ada Pellert: KMU und KI - ich kann mir gut vorstellen, dass wir da etwas formen können. Und wir sollten gemeinsam erkennen, welche Chancen für unsere Betriebe hier vorliegen. Die AAU bietet ja mit der Drohnenhalle tolle Möglichkeiten, um nur ein Beispiel zu nennen. 

Matin Zandonella, Fachgruppenobmann UBIT Kärnten, spricht und hält die rechte Hand über seiner Tasse
© wuapaa Martin Zandonella, Obmann der Fachgruppe UBIT, möchte die KMU stärker zur Forschung und Entwicklung bringen


Wie kann sich Kärntens Wirtschaft hier einbringen, Herr Zandonella?

Martin Zandonella: Schon in der Vergangenheit hat die Wirtschaft die Uni bei innovativen Studiengängen unterstützt. In Sachen KI kann ich mir einen Beitrag der Wirtschaftskammer zu einer Stiftungsprofessur vorstellen. Und wenn ein Ergebnis des heutigen Gesprächs eine Fokusgruppe für Künstliche Intelligenz in Kärnten ist, wäre das ein erster Schritt, um unser Bundesland ganz nach vorne zu bringen! 

Ada Pellert: Das klingt toll! Solche Signale können einen großen Effekt bewirken, und das würde ich ganz gerne im Verbund ausprobieren. 

Wenn wir uns in zwei Jahren wieder zum Interview sehen – welche Schlagzeile wünschen Sie sich?

Ada Pellert: Es wäre schön, wenn aus dieser Vernetzung ein IT-Hub herauskommt. 

Martin Zandonella: Für mich ist es ein Erfolg, wenn aus dem Alpe-Adria-Raum ein größerer Zulauf an Studierenden kommt – also die Uni gewinnt an Anziehungskraft und die Wirtschaft gewinnt neue Fachkräfte. 

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