Wie KI das Versicherungsgeschäft erobert
Bei der Fachgruppentagung der Versicherungsmakler:innen stand neben Branchenthemen ein Zukunftsthema hoch im Kurs: Künstliche Intelligenz. Bernd Buchegger lieferte dazu spannende Einblicke. Tipp: KI Workshop für Versicherungsmakler!
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Beinahe kein Thema beschäftigt die Arbeitswelt so sehr wie die Künstliche Intelligenz (KI). Und diese macht auch vor der Versicherungswirtschaft nicht Halt. Gänzlich ungekünstelt kommt jedoch die jährliche Fachgruppentagung der Branche aus, wo wichtige Themen besprochen werden und eben auch in die Zukunft geblickt wird.
Für Fachgruppenobmann Peter Tschernutter rücken dabei die Förderung der Mitglieder sowie Weiterbildung in den Fokus. Neben der Retail Investment Strategy sieht er eben auch die KI als große Herausforderung. Er sagt: "Es gibt bereits sehr gute Lösungen wie zum Beispiel bei der Schadenkontrolle oder bei Bewertungsanpassungen bei Kunden." Das unterstreicht auch KI-Experte Bernd Buchegger, den wir gleich zu einem Interview gebeten haben:
Lieber Bernd, du sprichst von Beratungsexzellenz durch KI. Wo siehst du die größten Chancen im Alltag für Versicherungsmakler?
Bernd Buchegger: Die größten Chancen liegen sicher darin, viele kleine, zeitraubende Tätigkeiten - also rein administrative Aufgaben - an die Technologie zu delegieren. Die wichtigste Aufgabe eines Versicherungsmaklers ist ja die Arbeit am Kunden: eine bestmögliche Beratung zu bieten und die Beziehung aktiv zu pflegen. Dafür braucht es Zeit, die man investieren muss, um sich gut auf den Kunden einstellen zu können und ihm den bestmöglichen Service zu geben. Heute aber versinken wir - wie auch andere Branchen - in administrativen Aufgaben, weil viele Daten noch manuell erfasst werden müssen. Gerade hier kann KI und Digitalisierung einen wesentlichen Beitrag leisten.
Und wo liegen die Herausforderungen? Es gibt ja auch Gefahren.
Sobald man von KI spricht, kommt fast automatisch die Sorge auf, dass Arbeitsplätze gefährdet sind. Das ist nachvollziehbar, denn Automatisierung war immer mit dieser Diskussion verbunden - schon bei der Erfindung der Dampfmaschine. Derzeit haben wir allerdings einen Fachkräftemangel. Nichtsdestotrotz ist die Sorge nicht unberechtigt. Wir müssen aufpassen, nicht zu viel von unserem Know-how und Können unreflektiert an die KI zu delegieren. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Die Verantwortung liegt immer beim Menschen. Die Maschine ist nicht haftbar - wir sind es. Damit wir mit dieser Verantwortung umgehen können, müssen wir auch unsere eigene Kompetenz in diesem Bereich stärken.
Welche einfachen Arbeiten kann KI konkret übernehmen? Gibt es Praxisbeispiele für Versicherungsmakler?
Ein Beispiel: KI kann aus einem umfangreichen Antrag sehr schnell die relevanten Daten extrahieren und in andere Systeme übertragen. Oft geht es dabei um reines Abschreiben und Vergleichen. Wir haben etwa die KI für die Polizzenkontrolle eingesetzt: Sie bekam den Antrag und die Erstpolizze des Versicherers und konnte die beiden vergleichen. Das ist sogar gesetzlich vorgeschrieben: Laut Artikel 5 des Versicherungsvertragsgesetzes muss der Versicherer auf Abweichungen vom Antrag hinweisen, und der Versicherungsmakler muss das kontrollieren. Das ist mühsame Kleinarbeit, die KI jedoch sehr schnell erledigen kann. Sie liefert eine Liste mit möglichen Abweichungen, die der Makler dann überprüft. Ein weiteres Beispiel ist die Kundenkommunikation: KI kann Sachverhalte so aufbereiten, dass sie für Kund:innen verständlich sind - und nicht in Juristen- oder Beamtensprache. Das ist bereits für viele eine große Hilfe.
Welche Fähigkeiten müssen Versicherungsmakler mitbringen, um KI überhaupt anwenden zu können?
Das sogenannte Prompt Engineering ist mittlerweile eine wichtige Fähigkeit - also zu wissen, wie man einer KI Anweisungen gibt, was sie kann und was nicht. Die gute Nachricht ist: Die Werkzeuge, die Maklern von Versicherern bereitgestellt werden, werden zunehmend KI-Technologien enthalten. Dadurch wird die Nutzung einfacher, auch ohne tiefere technische Kenntnisse.
Welche KI-Anwendungen würdest du empfehlen - ChatGPT oder andere?
ChatGPT ist für viele ein niederschwelliger Einstieg. Allerdings gibt es Datenschutzrisiken, da Versicherungsdaten viele personenbezogene Informationen enthalten. Sobald wir damit arbeiten, müssen wir sicherstellen, dass diese Daten nicht für das Training der Modelle genutzt werden. Mit entsprechenden Einstellungen lässt sich das bei ChatGPT berücksichtigen. Gleichzeitig gibt es europäische Alternativen wie Mistral, die mit europäischen Standards arbeiten und den Datenschutz gewährleisten. In Zukunft ist zu erwarten, dass die Versicherer selbst Lösungen anbieten, die den Datenschutz umfassend sicherstellen.
Mehr KI-Themen: www.kikompass.at/kikompass-vol4-ki-und-industrie
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