
„Gewinne sind nicht das Füllmaterial für Unternehmen"
Falsche Feindbilder: Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl antwortet auf Ausführungen von Momentum-Chefin Barbara Blaha in der Kleinen Zeitung.
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In der Rubrik „Außensicht“ lässt die Kleine Zeitung regelmäßig unterschiedliche Personen zu allen möglichen Themen Stellung beziehen. Das ist immer abwechslungsreich, meist interessant, manchmal lehrreich und vereinzelt – wie in diesem Fall – ärgerlich: Welche ideologiegetriebene Realitätsbeugung die meinungsstarke Chefin des SPÖ-nahen Momentum-Instituts, Barbara Blaha, in Bezug auf das Unternehmertum vornimmt, geht nicht auf die vielstrapazierte Kuhhaut.
Kritik an Entlastung
Schon über die Kritik an der Senkung der Kapitalertragssteuer oder der Streichung der fünften Lohnsteuerstufe kann man sich nur wundern. Dienen diese Maßnahmen doch der Entlastung der Mittelschicht, eines wichtigen Gravitationszentrums unserer Gesellschaft. Kümmern sich auch diese fleißigen und engagierten Menschen eines Tages nur mehr um ihre Work-Life-Balance, werden spätestens dann auch die vermeintlich fortschrittlichsten Arbeitsphilosophen merken, dass man mit einer Teilzeitgesellschaft keinen Vollzeitstaat machen kann.
Fratze des Feindbilds
Am Schlimmsten ist aber die Fratze des Feindbilds, das Blaha von der Unternehmerin, vom Unternehmer hierzulande zeichnet: „Die Kürzung bei ‚Lohnnebenkosten‘ erhöht vor allem Unternehmensgewinne, landet also in der Tasche der reichsten zehn Prozent. Denn sie sind es, die den Löwenanteil der Unternehmensgewinne einstreifen.“ Ist eine solche Entstellung der unternehmerischen Wirklichkeit noch Fahrlässigkeit oder schon Vorsatz? Die Gewinne sind nicht Füllmaterial für Unternehmertaschen, sondern der Stoff, aus dem die Investitionen sind! Die allermeisten Unternehmer kaufen mit Gewinnen nicht das Chrysler Building, sondern bauen aus, modernisieren ihre Fertigung, verbessern Abläufe, investieren in Werbung, finanzieren Produktentwicklungen und/oder bezahlen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Angeblicher Sozialabbau
Mit ihren Unterstellungen gegen die heimische UnternehmerInnenschaft möchte Blaha angeblich vor „Sozialabbau“ warnen. Den will niemand. Aber die österreichische Wirtschaft (das sind die Betriebe und ihre MitarbeiterInnen) stemmt heute mit 46,8 Prozent die vierthöchste Abgabenquote der gesamten OECD. Es wäre nach Jahrzehnten des „Sozialaufbaus“ hoch an der Zeit, diese Motoren des Massenwohlstands von übertriebenen Sozialstaatslasten und dem bürokratisch-ideologischen „Wünsch dir was“-Ideenwettbewerb zu befreien, anstatt ihnen immer neue Zusatzgewichte – Stichwort: Lieferkettengesetz oder ESG-Reporting – aufzuerlegen.