Breitbandumfrage: Ausbau kommt voran; jetzt braucht es Koordination, Standards und Bewusstseinsbildung
Die aktuelle Breitbandumfrage 2025 der Sparte Information und Consulting Oberösterreich in Kooperation mit der Fachvertretung Telekommunikations- und Rundfunkunternehmungen und den WKOÖ-Bezirksstellen zeigt: Die Zufriedenheit mit der Internetversorgung steigt, Glasfaser hat sich als führende Technologie etabliert – doch der Bedarf wächst weiter.
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Damit der Breitbandausbau weiterhin erfolgreich voranschreitet, braucht es klare Rahmenbedingungen und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Die Relevanz und Bedeutung einer stabilen Internetversorgung ist gestiegen. 94 Prozent der Befragten empfinden ein modernes High-Speed-Internet als sehr wichtig oder wichtig. 2022 waren es noch 86 Prozent. Auch die Zufriedenheit hat zugenommen. 61 Prozent der Befragten geben an, mit der Internetanbindung am Unternehmensstandort „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ zu sein – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2022 (56 Prozent).
Jetzt gilt es, die nächsten Schritte gut zu koordinieren, um auch die letzten weißen Flecken zu schließen und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts langfristig zu sichern.

Christoph Schumacher
Obmann der Sparte Information und Consulting
„Die Ergebnisse belegen, dass sich in Oberösterreich viel bewegt hat und sich die Situation im Vergleich zum Jahr 2022 deutlich verbessert hat. Jetzt gilt es, die nächsten Schritte gut zu koordinieren, um auch die letzten weißen Flecken zu schließen und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts langfristig zu sichern“, betont Obmann der Sparte Information und Consulting OÖ Christoph Schumacher. „Der Breitbandausbau darf nicht an föderalen Hürden scheitern. Wir brauchen österreichweit einheitliche technische und organisatorische Standards, damit der Wettbewerb über Qualität statt über Bürokratie entschieden wird. Ebenso wichtig ist eine transparente Datenlage – etwa durch einen laufend aktualisierten Breitbandatlas –, um nachvollziehen zu können, wo tatsächlich ausgebaut wird. Und: Der Bund muss regionale Unterschiede stärker berücksichtigen. Was für den urbanen Raum funktioniert, lässt sich nicht eins zu eins auf das Mühlviertel oder das Innviertel übertragen.“
Nur wenn die Förderkulisse langfristig und verlässlich ausgestaltet ist, können Betriebe Planungssicherheit gewinnen. Der Breitbandausbau ist kein Kurzstreckenprojekt, sondern eine Daueraufgabe für die nächsten Jahre.

Doris Hummer
WKOÖ-Präsidentin
„Vor allem die oberösterreichischen Unternehmen sind es, die den Glasfaserausbau in OÖ vorantreiben. Wir brauchen nichtsdestotrotz eine zentrale Steuerung des Breitbandausbaus auf Bundesebene und eine klare Abstimmung zwischen allen Beteiligten – vom Bund über die Länder bis zu den Betreibern und Baufirmen“, so WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer. „Gleichzeitig ist entscheidend, dass bestehende Förderprogramme bekannter gemacht und vereinfacht zugänglich werden. Nur wenn die Förderkulisse langfristig und verlässlich ausgestaltet ist, können Betriebe Planungssicherheit gewinnen. Der Breitbandausbau ist kein Kurzstreckenprojekt, sondern eine Daueraufgabe für die nächsten Jahre.“
Wir müssen vermitteln, dass ein leistungsfähiger Anschluss genauso selbstverständlich sein sollte wie Strom oder Wasser – und dass Qualität ihren Preis hat.

Mario Treiblmair
Vorsitzender der Fachvertretung Telekommunikations- und Rundfunkunternehmungen
„Der Erfolg des Breitbandausbaus hängt stark von funktionierenden Partnerschaften ab. Offene Netze, Kooperationen und regionale Allianzen schaffen Synergien und beschleunigen den Ausbau“, sind Mario Treiblmair, Vorsitzender der Fachvertretung Telekommunikations- und Rundfunkunternehmungen und Fachvertreter Thomas Matthey überzeugt. „Gleichzeitig braucht es Menschen, die diese Infrastruktur errichten und betreiben – von dem/der Glasfasertechniker:in bis zum/zur Netzplaner:in. Deshalb müssen Aus- und Weiterbildung gezielt gefördert werden. Ebenso wichtig ist ein realistisches Preisbewusstsein: Glasfaser ist eine zukunftssichere Technologie, deren Wert langfristig weit über den Anschaffungspreis hinausgeht. Wir müssen vermitteln, dass ein leistungsfähiger Anschluss genauso selbstverständlich sein sollte wie Strom oder Wasser – und dass Qualität ihren Preis hat.“
Zentrale Ergebnisse der Umfrage
- Die Relevanz und Bedeutung einer stabilen Internetversorgung ist weiter gestiegen. 94 % der Befragten empfinden ein modernes High-Speed-Internet als sehr wichtig oder wichtig. 2022 waren es noch 86 %.
- Geringe Störungen und Ausfälle sind den Betrieben am wichtigsten, gefolgt von Preis und Geschwindigkeit.
- Die Zufriedenheit mit der Internetversorgung insgesamt hat zugenommen. 61 % der Befragten geben an, mit der Internetanbindung am Unternehmensstandort „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ zu sein – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2022 (56 %). Es herrscht eine ähnliche Zufriedenheit bei der Upload- und Download-Geschwindigkeit.
- Die Glasfasernutzung steigt stark (von 24 % 2022 auf 37 % 2025), der Bedarf ist aber nach wie vor höher als die Verfügbarkeit.
- Der Preis bleibt ein sensibles Thema. Das Bewusstsein für den Wert hochwertiger Infrastruktur muss weiter gestärkt werden.
- Problemfälle (z.B. Verfügbarkeitslücken, Ausfälle) sind rückläufig, bestehen aber weiterhin. Die WKO übergibt 168 Fälle an das Breitbandbüro des Landes OÖ.
- Die Lage entscheidet über die Breitbandversorgungsqualität. 66 % der befragten Unternehmen in Orts- und Stadtzentren und 69 % in Gewerbe- und Industriegebieten sind sehr zufrieden bzw. zufrieden mit der aktuellen Internetversorgung. Im Vergleich fällt die Versorgungsqualität bei Randlagen einer Stadt (60 %) und Alleinlagen (50 %) geringer aus.
9-Punkte-Maßnahmenpaket
Aus den Ergebnissen leitet die Sparte Information und Consulting und die Fachvertretung Telekommunikations- und Rundfunkunternehmungen ein 9-Punkte-Maßnahmenpaket ab:
- Koordination stärken: Die Beteiligten – von den Investoren über Gemeinden, Land OÖ bis zu den Baufirmen – müssen an einen Tisch, am besten unter Federführung des Breitbandbüros, um zukünftige Vorhaben effizient und effektiv zu planen und umzusetzen.
- Informationsoffensive weiterführen: Wir brauchen weiterhin Informationskampagnen des Breitbandbüros des Landes OÖ mit Fokus auf aktuelle Förderungen und Anbieter. Dazu gehören auch die Weiterentwicklung und Bekanntmachung des Breitbandatlas und Informationen zu den Förderungen: „FTTH für KMU“ ist noch zu wenig bekannt, auch die „CONNECT-Förderung“ des Bundes.
- Gezielte Förderungen fortsetzen: Es ist gut, dass der bestehende Call des Bundes umgesetzt wird, aber wir werden in den nächsten Jahren noch weitere Millionen – vor allem in den Flächenbundesländern – brauchen, um Lücken zu schließen und Projekte dort fertigzustellen, wo der eigenwirtschaftliche Markt versagt. Der Breitbandausbau leistet einen entscheidenden Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes, fördert die regionale Wertschöpfung, wirkt investitionsattraktiv und sichert langfristig Arbeitsplätze. Um die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu gewährleisten, sollen Rückflüsse aus den Förderprogrammen klar und verbindlich für Oberösterreich vorgesehen sein.
- Österreichweite Standards umsetzen: Ausbau österreichweiter, einheitlicher Standards (z.B. Prozessstandards, gleiche Bedingungen bei unterschiedlichen Calls). Der Wettbewerb darf nicht bei den Standards stattfinden.
- Verbindliche und aktuelle Übersicht sicherstellen: Der Breitbandatlas ist die wichtigste Informationsquelle. Ausbauankündigungen sollen nur dann eingetragen werden, wenn ein konkreter Zeitplan und verbindliche Umsetzungszusagen vorliegen. Zudem ist eine regelmäßige Aktualisierung der tatsächlichen Ausbaufortschritte erforderlich, damit Unternehmen, Gemeinden sowie Bürgerinnen und Bürger eine realistische Grundlage für ihre Planungen haben.
- Regionale Aspekte in den Fokus rücken: Bei Bundesentscheidungen müssen noch viel stärker regionale Gegebenheiten berücksichtigt werden. Flächenbundesländer, ländliche Gebiete und städtische Regionen stehen vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen beim Breitbandausbau. Künftig sollen regionale Bedürfnisse, Ausbauprioritäten und Rückmeldungen aus den Ländern in die Entscheidungsprozesse auf Bundesebene einfließen, um eine ausgewogene und bedarfsgerechte Entwicklung sicherzustellen.
- Allianzen fördern: Wir müssen und werden Allianzen und offene Netze pushen, ermutigen, inspirieren und fördern, die Chancen und Herausforderungen transparent machen und natürlich den Dialog mit dem Land OÖ bzw. dem Breitbandbüro fortsetzen, über Probleme informieren und Lösungswege aufzeigen.
- Fachkräfte sichern: Die Ausbildung zum/zur Glasfasertechniker/in im WIFI OÖ wird weitergeführt und noch stärker beworben. Wir brauchen mehr qualifizierte Personen, die die Netze der Zukunft planen, realisieren und warten.
- Preisbewusstsein schaffen: Glasfaser hat sich als zukunftssichere Infrastrukturtechnologie etabliert und die führende Rolle in der digitalen Vernetzung übernommen. Angesichts des steigenden Bedarfs ist es entscheidend, das Bewusstsein der Bevölkerung für den Wert und die langfristigen Vorteile eines Glasfaseranschlusses zu schärfen. Während bei klassischen Anschlüssen wie Wasser oder Strom die Kosten akzeptiert sind, besteht bei der Glasfasererschließung oft eine unangemessen hohe Preisempfindlichkeit. Hier ist Aufklärungsarbeit notwendig, um eine realistische und angemessene Preiswahrnehmung zu fördern.
OÖ beim Breitbandausbau auf einem guten Weg
Mit dem neuen Lückenschlussprogramm investiert das Land OÖ 14 Mio. Euro in den weiteren Ausbau der Glasfaserversorgung und fördert damit 27 Projekte in 51 Gemeinden in 12 Bezirken. Damit wird die digitale Infrastruktur gezielt dort gestärkt, wo bislang noch Lücken bestehen. Dank des Einsatzes von Landesrat Markus Achleitner ist Oberösterreich beim Glasfaserausbau auf einem guten Weg, weshalb er im Rahmen der Leuchtturmveranstaltung der Sparte Information und Consulting OÖ „Forum IC“ am 11. November mit der „Urkunde als Kunst“ ausgezeichnet wurde.
Auch auf Bundesebene gibt es ein Signal: Nach der teilweisen Rücknahme der geplanten Kürzungen stellt der Bund 16,3 Mio. Euro für Glasfaserprojekte in Oberösterreich bereit. Das Land OÖ unterstützt diese Initiativen zusätzlich mit 5 Mio. Euro Top-up-Förderung – ein wichtiges Bekenntnis, den Glasfaserausbau konsequent weiter voranzutreiben. „Es wird aber weiterhin viel Power und weitere Mittel für den Breitbandausbau brauchen. Wir sind als Flächenbundesland gut unterwegs, der Weg ist aber noch nicht zu Ende“, so Spartenobmann Schumacher.
Der Breitbandausbau ist eine zentrale Zukunftsaufgabe für Österreich. Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur entscheidet darüber, wie wettbewerbsfähig Regionen bleiben, wie effizient Unternehmen arbeiten und wie attraktiv der Standort für Investitionen ist. „Wenn wir jetzt die richtigen Weichen stellen, sichern wir nicht nur den technologischen Anschluss, sondern auch die wirtschaftliche Stärke unseres Landes für die nächsten Jahrzehnte“, so Schumacher. Das Ziel sei klar: ein flächendeckend stabiles, faires und zukunftssicheres Netz für alle – getragen von Kooperation, klaren Strukturen und gemeinsamer Verantwortung.