Herausforderung Export
Die jüngsten Zahlen der Statistik Austria zum Außenhandel, aufgeschlüsselt nach Bundesländern, belegen die herausfordernde Lage, in der sich Exportunternehmen seit letztem Jahr befinden.
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Zwar bleibt OÖ auch 2024 mit Abstand das exportstärkste Bundesland (48,23 Mrd. Euro), allerdings verzeichnen wir auch den größten Rückgang im Export – minus 11,1 Prozent oder 6,03 Mrd. Euro im Vergleich zu 2023. Dieser Negativtrend zieht sich durch ganz Österreich. Sieben der neun Bundesländer verbuchten bei Import und Export Rückgänge. „Es ist wichtig, dass wir diese Zahlen ernst nehmen und die Herausforderungen annehmen. Gleichzeitig gibt es trotz der aktuellen Schwierigkeiten Chancen, die unsere Unternehmen nutzen können“, bleibt WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer optimistisch.
Wir sind überzeugt, dass unsere Betriebe die Kraft und die Fähigkeiten haben, sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen.
WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer
Wichtigster Handelspartner
Ein Punkt ist die Abhängigkeit von Deutschland. Mit 36,5 Prozent Anteil bleibt Deutschland unser wichtigster Exportmarkt. Diese enge Verflechtung bringt Herausforderungen und Chancen. Einerseits macht uns die starke Abhängigkeit von der deutschen Wirtschaft zum Beifahrer, vor allem weil Deutschland seinerseits international stark verflochten ist, etwa mit den USA als wichtigstem Partner. Schwächelt die deutsche Konjunktur, spürt auch OÖ die Folgen. Andererseits eröffnen wirtschaftspolitische Maßnahmen wie das deutsche Konjunkturpaket bedeutende Möglichkeiten mit Ausstrahlungseffekten. Gerade in OÖ gibt es innovative und leistungsfähige Unternehmen, die von derartigen Impulsen profitieren werden.
Gründe für Exportminus
Der Rückgang des oö. Exportvolumens im Vorjahr hat mehrere Gründe. Ein nicht alltäglicher Sondereffekt war der sprunghafte Anstieg der Ausfuhren nach Belgien im Jahr 2023. Während das Land 2022 noch auf Platz 17 der wichtigsten Exportmärkte rangierte, kletterte es 2023 unerwartet auf Platz 3. Der Warenexport stieg von 675 Mio. auf über 3,2 Mrd. Euro, ehe er sich 2024 wieder auf 823 Mio. normalisierte und Belgien auf Rang 15 zurückfiel. Solche einmaligen Großverkäufe, wie sie 2023 offenbar stattgefunden haben, verzerren die Statistik erheblich und erklären zumindest teilweise das OÖ-Minus von 6,03 Mrd. Euro.
Ein weiterer Einflussfaktor ist die zunehmende internationale Ausrichtung von oö. Großunternehmen. Viele haben Produktionen in mehreren Ländern und nutzen in Zeiten steigender Energiepreise oder höherer Lohnstückkosten gezielt Standortvorteile im Ausland. Dies kann zu einer Verlagerung der Produktion führen, was sich unmittelbar in einem Rückgang des Exportvolumens niederschlägt. Während solche Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene notwendig sein mögen, bergen sie gleichzeitig Risiken für den Standort. Mit der Produktion wandern häufig auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung ins Ausland ab.
Chancen auf den Märkten
In einer Welt, in der Weltwirtschaftsregeln zunehmend aufgeweicht werden (Stichwort WTO) und sich die Machtverhältnisse durch neue Abhängigkeiten verändern, ist es umso wichtiger, Beziehungen zu möglichst vielen Märkten zu liberalisieren. Handelsabkommen (Stichwort Mercosur) sind dabei entscheidend, da sie Zugänge erleichtern, Barrieren abbauen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken. Auch eine stärkere Diversifizierung der Lieferketten kann helfen, Abhängigkeiten zu verringern und die betriebliche Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. „Wir sind überzeugt, dass unsere Unternehmen die Kraft und die Fähigkeiten haben, sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen und neue Chancen zu nutzen. Die WKOÖ und das Export Center OÖ stehen dabei zur Seite“, betont Hummer.
Die oö. Exporte sind seit 2010 um fast 75 Prozent gestiegen, von 27,65 auf 48,23 Mrd. Euro (2024). Nur 2012 (Staatsschuldenkrise) und 2020 (1. Coronajahr) gab es Rückgänge. 2023 erreichte OÖ den Rekordwert von 54,25 Mrd. Euro.